Vor
Kohlenkrieg, von Kochs Ehrentag und zwei verheerende Orkane

19.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Vor 100 Jahren

Im Amberger-Kellersaal findet zum Wohl in Not geratener Familien ein Wohltätigkeitskonzert statt, Liederkranz und Kirchenchorverein treten mit Liedern auf, begleitet von einem Salonorchester. Auswärtige Kräfte aus München, darunter die Opernsänger Friedrich Schunk und Anny Rosenberger, verstärken die Pfaffenhofener Musiker und machen die Veranstaltung, auf der auch „lebende Bilder“ gezeigt werden, zu einem musikalischen Genuss. Der Erlös wird für die durch die Kriegs- und Notzeiten in Armut geratenen Mitbürger verwendet. (Amtsblatt für das kgl. Bezirksamt Pfaffenhofen vom 16. Februar)

Vor 75 Jahren

Die seit Wochen anhaltende Kälte macht jetzt auch der Eisenbahn zu schaffen. Die dringend ersehnten Kohlentransporte aus München kommen nur unregelmäßig an, ein Güterzug steht seit mehreren Tagen eingefroren im Bahnhof Pfaffenhofen und blockiert die Strecke nach München. Die Folge des Versorgungsmangels sind Handgreiflichkeiten bei den örtlichen Kohlenhändlern während der Kohlenausgabe, die durch Herbeirufen der städtischen Polizei beendet werden müssen. Erst Wochen später geht bei nachlassender Kälte der Pfaffenhofener „Kohlenkrieg“, wie die Verhältnisse damals bezeichnet werden, zu Ende. (Pfaffenhofener Zeitung vom 17. Februar 1940)

Vor 50 Jahren

Im Zuge der Planung einer Großkanalanlage für die Stadt Pfaffenhofen und sieben umliegende Gemeinden wird seitens der Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass unter der Formel „Pfaffenhofen 2000“ die künftige Entwicklung und Einwohnerprognosen für die Jahre 1975 bis 2000 enthält. Für die Kreisstadt selbst (ohne die späteren Eingemeindungen 1971/72 und 1978) werden für diese Jahre 12 500 beziehungsweise 17 000 Einwohner prognostiziert. (Ilmgau-Kurier vom 2. Februar 1965)

Landrat Franz Edler von Koch kann seinen 90. Geburtstag begehen und auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Nach dem Absolvieren der landwirtschaftlichen Akademie in Weihenstephan arbeitete er zunächst als Revisionsbeamter für den Landesverband landwirtschaftlicher Genossenschaften und fungierte von 1906 bis 1918 als Stadtrat in Bad Tölz, wo er als Kurdirektor mitverantwortlich für die Entwicklung des Bades von Tölz war. Nach seiner Rückkehr auf das heimische Gut in Rohrbach engagierte sich Franz Edler von Koch vielseitig auf den Gebieten der bayerischen Landwirtschaft. Unter anderem war er Gründer der Deutschen Hopfenverkehrsgesellschaft und Präsident des Deutschen Hopfenbauverbandes sowie Vorsitzender des Bezirkstages Pfaffenhofen. Nach der NS-Zeit, in der von Koch als „Reaktionspolitiker und Krautbaron“ bezeichnet und aller Ämter enthoben worden war, wirkte er 1945 zunächst für ein Jahr als Bürgermeister in Rohrbach und wurde 1946 erster gewählter Landrat des Landkreises Pfaffenhofen nach dem Zweiten Weltkrieg. In seiner zwölfjährigen Amtszeit waren die Integration der Heimatvertriebenen und der Wohnungsbau die großen Herausforderungen der Zeit. Auf einem großen Festakt auf Schloss Rohrbach wird der Jubilar im Beisein hochrangiger Politiker, etwa des bayerischen Innenministers Junker, durch seinen Amtsnachfolger Hans Eisenmann für seine vielfältigen Verdienste gewürdigt und erhält bei dieser Gelegenheit das druckfrische Landkreisbuch, die erste umfassende Darstellung der Region, als Geschenk überreicht. (IK vom 3. und 5. Februar)

Am Bau der Mädchenschule am Gerolsbach entzünden sich heftige Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Pfaffenhofen auf der einen und Architekt Hanig auf der anderen Seite. Anlass dazu geben die hohen Kosten beim Bau, die die ursprüngliche Kalkulation deutlich übersteigen. Erst nach einer Begehung des Bauortes mit dem Architekten beruhigen sich die Gemüter wieder, indem Hanig den Verantwortlichen der Stadt die schwierige bauliche Situation nahe am Gerolsbach erläutert. Da der Neubau in einem Hochwassergebiet zu stehen kommen soll, macht das Wasserwirtschaftsamt dem Architekten zur Auflage, den gesamten Bau höher zu setzen, was eine merkliche Kostensteigerung zur Folge hat. (IK vom 13. und 17. Februar)

Vor 25 Jahren

Der Orkan „Vivian“ hinterlässt im ganzen Landkreis starke Spuren der Verwüstung. Schwere Regenfälle, Hagelschlag und heftige Sturmböen mit bis zu Windstärke elf verursachen am Rosenmontag und Faschingsdienstag in der gesamten Region Schäden in Millionenhöhe. Häuser werden abgedeckt, zahlreiche entwurzelte Bäume versperren Straßen und Wege und beschädigen Autos. In Mitterscheyern drücken die Sturmböen die Plexiglaswand einer Tennishalle ein und reißen teilweise die Deckenverankerung aus ihren Halterungen. Ein sich in der Tennishalle aufhaltender Mann kann sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen, wird von herabfallenden Trümmern an Kopf und Schulter erheblich verletzt und entkommt nur mit Mühe dem gefährlichen Ort. Der Bahnverkehr zwischen München und Ingolstadt ist für insgesamt acht Stunden außer Betrieb, da umgestürzte Bäume und abgeknickte Äste zwischen Dachau und Petershausen die Gleise versperren und die Oberleitungen beschädigen. Das Technische Hilfswerk, die Feuerwehren und viele Freiwillige leisten außergewöhnliches und sind pausenlos im Einsatz, die Feuerwehr Pfaffenhofen allein 61-mal an zwei Tagen. Kaum beruhigt sich die Lage wieder, sorgt „Vivians“ Nachfolgerin „Wiebke“ nochmals für eine Steigerung und wütet noch schlimmer. Hektarweise Wald wird zerstört, selbst kräftige Bäume fallen wie Streichhölzer um und blockieren Straßen. (Pfaffenhofener Kurier vom 28. Februar und 1. März)