Obermässing
Königshof statt Niederungsburg?

Neue Schautafel bei Obermässing weist auf eine der bedeutendsten Befestigungen Mittelfrankens im Frühmittelalter hin

05.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Das mächtige Kreuz wird von Pfarrer Krzysztof Duzynski gesegnet.

Obermässing (HK) „Frühmittelalterliche Niederungsburg Greuth“: So ist die Schautafel im Norden von Obermässing überschrieben, die am Samstag im Feld von Johann Heindl der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Eigentlich aber, so fordert es der ehemalige Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak, sollte auf dem Schild „Königshof Greuth“ stehen.

„Das ist keine Hochstapelei, sondern Realität“, unterstrich Ernst Wurdak (kleines Foto) dabei seine ausgesprochene Aufwertung der Anlage, deren Bauherr Karl der Große (747 bis 814) gewesen sein müsste, auch wenn dieser selbst wahrscheinlich nie an diesem Ort gewesen sei. Doch bereits beim Erstellen der Tafel spielte der Begriff Königshof eine Rolle. Ein Schriftzug wies die einstige Burg bereits entsprechend hochadelig aus. Er wurde aber wieder entfernt und so „liegt der Königshof nun bei mir daheim“, scherzte Heindl, der sich zugleich beeindruckt zeigte von der großen Resonanz der Veranstaltung: Rund 150 Besucher waren gekommen.

Heindl wollte sich freilich nicht weiter aus dem Fenster lehnen als der untersuchende Archäologe Lukas Werther, der die Texte und Bilder zu der Schautafel beisteuerte. Doch selbst wenn es sich bei dem Gebäudeensemble von einst nicht um einen Königshof gehandelt haben sollte, so lässt die amtliche Bewertung der Funde dennoch aufhorchen. Von einer der „wichtigsten Befestigungen des Frühmittelalters in Mittelfranken“ ist etwa auf der Tafel die Rede. Hier sei ein bedeutsamer Umschlagplatz für den Fernhandel zu Land und zu Wasser gewesen.

Üblich war einst der Bau von Burgen auf Anhöhen. Die Niederungsburg bildet hier eine große Ausnahme. Zum Bau habe es damals 2000 Steinfuhren gebraucht, verdeutlichte Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß den großen Aufwand einst, „da waren eine Menge Leute eingespannt“. Bedeutung habe die Anlage aber nicht nur als Herrschaftssitz und Verkehrsknoten, sondern auch als Wirtschaftsstandort gehabt. Die Funde ließen auf Eisenverarbeitung in Form einer Werkzeug- oder Waffenschmiede schließen, auch Textilien seien hier hergestellt worden.

Bei der Vorstellung der von ihr entworfenen Tafel blickte Schultheiß zurück zu jener denkwürdigen Führung Wurdaks, bei der ihm Heindl beiläufig von weißen Jurakalksteinen in seinem Acker erzählte. Das ließ den ehemaligen Kreisheimatpfleger aufhorchen: „Da muss was sein im Boden.“ Nach der Jahrtausendwende wurde gesammelt und archäologisch untersucht, wobei sich schnell herausstellte, dass hier in der Tat geschichtlich Wertvolles unter der Erde ruht. Grundstücksbesitzer Heindl fasste sich daraufhin ein Herz und wandelte den Acker 2004 in Grünland um, damit der Pflug die Schätze im Boden nicht zerstört.

Das Engagement Heindls könne man „gar nicht hoch genug einschätzen“, betonte Martin Nadler, seines Zeichens Gebietsreferent beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, bei der Feierstunde. Auch Nadler wies auf einige Besonderheiten der Festung von einst hin. Dessen Kammertor etwa sei völlig untypisch für die Region, solche Konstruktionen finde man sonst nur am Niederrhein. Auch dieses Indiz spreche für die überregionale Bedeutung der Anlage. Doch Nadler beschwichtigte auch. Man sei im Detail noch „weit davon weg zu wissen, was hier los war“.

Immerhin: Dass es im Raum Greding einst einen Königshof gegeben hat, darin sind sich die genannten Experten einig. Vermutet wird er von Schultheiß und Nadler aber eher bei der Martinsbasilika in der Stadt selbst, jene Kirche könnte einst Teil des Hofes gewesen sein. Die Stadt Greding werde darauf drängen „den Königshof zu finden“, versicherte Bürgermeister Manfred Preischl.