Greding
Köchin Anni unter Volldampf

Die bayerische Miss Marple sorgt für den "ganz normalen Wahnsinn" / Theaterverein Geding begeistert Zuschauer

28.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Drunter und drüber geht es in der Nacht, als Köchin Anni (Mitte) zu drastischen Methoden greift - Fotos: Karch

Greding (HK) Das Ablenkungsmanöver für Köchin Anni geht gewaltig daneben und verwandelt das Wellnesshotel der Haarbauers in ein Tollhaus: „Der ganz normale Wahnsinn“ macht sich breit und bereitet den Zuschauern im ausverkauften Theatersaal in Greding vergnügliche Stunden.

Wenn Hausmeister Toni (Markus Beck) seufzt, dass er vor lauter Arbeit gar nicht wisse, wo er zuerst hinlangen solle, bekommt das Wort „Stress“ eine ganz neue Bedeutung. Mit der Arbeit hat er es nicht wirklich, der Toni. Entlassen wird er nicht, weil der Vater des Hoteldirektors seinem Vater versprochen hatte, dass er immer dafür sorgen werde, dass Toni Arbeit habe. Dafür nimmt es Michael Haarbauer (Andreas Regensburger) sogar in Kauf, dass er die Unfallversicherung erhöhen musste, um Tonis Tölpeleien auszubügeln.

Während es Toni eher gemütlich angeht, steht Köchin Anni (Erika Böll) immer unter Volldampf. Die bayerische Miss Marple geht davon aus, dass hinter dem Verschwinden ihres Kartoffelschälers eine organisierte Diebesbande steckt. Und weil sie hinter allem ein Verbrechen wittert, kann sie für die Gäste oft eine Plage sein. Deshalb muss eine Ablenkung her, als sich das Millionärsehepaar Soraya und Bernhard Überdinger (Isabella Blamberger und Norbert Neugebauer) ankündigt. „Sonst will Anni rausfinden, ob die Überdingers ihre Millionen rechtmäßig verdient haben“, sind sich die Haarbauers sicher.

Da Anni auch noch Geburtstag hat, schenken ihr Vater Michael, Tochter Julia (Stefanie Schregel) und Sohn Andi (Stefan Bauerfeind) gegen die klare Anweisung von Hotelchefin Betty Haarbauer (Raffaela Groh) einen „Fall“. Sie lassen einen „Grafen“ auftreten, der Anni völlig verwirrt. Hinter seiner Ankündigung, ins „ewige Reich der Freude“ gehen zu wollen, wittert Anni einen Besuch im Freudenhaus. Und weil sie sich Sorgen um ihn macht, sucht sie ihn. Doch der „Graf“ ist wie vom Erdboden verschluckt.

Vor lauter Suchen vernachlässigt sie ihre Arbeit in der Küche, bis Azubi Lukas (Michael Ackermann) warnt: „Das Essen verändert scho sei Farb’“. Lukas will sich nicht ständig von Anni für ihre „Ermittlungen“ einspannen lassen. Er befürchtet, bei seiner Prüfung auf die Frage, was er in seiner Ausbildung gemacht habe, eingestehen zu müssen: „Ich hob’ mi füa die bayerische Miss Marple zum Affen gmacht.“

Als die Überdingers eintreffen, werden die Befürchtungen des Hoteldirektors wahr. Soraya-Honey und Bernhard-Darling rücken zuerst mit Toni zusammen und kommen zu der Überzeugung: „Das Personal ist rüde, stur und vollkommen unfähig.“ Da hilft zur Versöhnung nur kostenloser Schampus in der Bernsteinsuite. Die wird dann aber von Anni heimgesucht, die ihren „Grafen“ noch nicht wiedergefunden hat.

In diese Rolle muss Romeo Überdinger (Thomas Harrer) schlüpfen, dem Andi versprochen hat, dass er danach vielleicht mit seiner Schwester Julia ausgehen darf. Doch den Verhörmethoden von Anni zeigt sich Romeo nicht gewachsen. Da sie auf Wahrheitsdrogen von CIA, KGB, C&A und KADEWE verzichten muss, flößt sie dem Grafen Schnaps ein. Bevor sie noch zum Strohrum greift, bringen Andi und Lukas den „Grafen“ in Sicherheit.

Sicherheit und Wohlgefühl verbreitet in diesem Tohuwabohu nur Gast Herbert Stüble (Bernd Riedel), der ein Stück Schwarzwälder nach dem anderen isst und mit stoischer Ruhe im breitesten Fränkisch feststellt: „Doa gäit’s ja zua wia affm Blärrer.“ Unter seinem schier unstillbaren Appetit leidet allerdings seine Frau Milli (Birgit Meyer), die sich nicht bei einer Massage von Doris (Michaela Böll) entspannen kann, sondern immer aufs Klo muss, wenn ihr Mann isst. „Lass das, ich hass das“, zischt sie ihm zu, als er wieder einen Löffel Torte genüsslich zum Mund führt.

Anni greift in der Nacht zu recht fragwürdigen Ermittlungsmethoden. Und was dann genau passiert ist, kann eigentlich keiner richtig erklären. Andi weiß nur: „Und dann ist plötzlich alles durcheinanderkummer.“ Kein Wunder, dass sich sein Vater nicht nur fragt, warum „wir eigentlich so depperte Angestellte hom“, sondern auch noch feststellt: „Unsere Gäste sind völlig durchgeknallt.“

Hilfe und Aufklärung kommen schließlich von ganz unerwarteter Seite. Woher, wird nicht verraten, schließlich gibt es noch sechs Aufführungen des Gredinger Theatervereins, der für das turbulente Stück verdient viel Beifall bekommt.