Eichstätt
Die Landfrauen mit ins Boot holen

Rosa Bauernfeind entwickelte als Kreisbäuerin Strategien zur Stärkung des ländlichen Raums

28.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Auf mehr als der Hälfte aller landwirtschaftlich genutzten Flächen im Landkreis Eichstätt wird Getreide angebaut. In Zusammenhang mit dem Bau von Biogasanlagen wird immer wieder befürchtet, dass Mais-Monokulturen die Landschaft prägen. Unser Landkreis ist davon noch weit entfernt. Mais bedeckt derzeit etwa zehn Prozent der Flächen. - Fotos: baj

Eichstätt/Petersbuch (EK) Rosa Bauernfeind und Egid Nunner haben jahrzehntelang den Bayerischen Bauernverband in der Region geprägt. Am 9. Januar stehen Neuwahlen an, und beide werden sich gleichzeitig von ihren Ehrenämtern verabschieden. Eine turbulente Zeit liegt hinter ihnen.

Rosa Bauernfeind aus Petersbuch war 20 Jahre Ortsbäuerin, fünf Jahre stellvertretende Kreisbäuerin und zuletzt zehn Jahre Kreisbäuerin. Die 63-Jährige ist Landwirtin aus Leidenschaft. „Bäuerin war mein Leben.“ Dabei hat sie es gar nicht so leicht gehabt. Ihr Vater verunglückte 1967 bei Forstarbeiten tödlich; 1968 brannte der Hof ab. Rosa, die Älteste von fünf Mädchen, heiratet 1970 und übernahm mit ihrem Mann den Hof. Auf dem zweiten Bildungsweg erarbeitete sie sich die Meisterprüfung. „Das war schwierig, mit dem Betrieb“, erinnert sie sich. Und sie musste ihre drei Töchter versorgen.

Dennoch engagierte sie sich in ihrer Berufsorganisation, dem Bayerischen Bauernverband, zunächst als Ortsbäuerin. Allein das stellte schon eine Herausforderung dar. Der nördliche Landkreis hatte vor der Gebietsreform zu Mittelfranken gehört. „Wir wollten uns zunächst nicht so einbringen.“ Später hat sie darauf geachtet, dass aus jedem Gebiet jemand mit im Vorstand sitzt, und so sowohl die Ingolstädter Stadtbauern als auch die ehemaligen Mittelfranken zusammenwirken. Schließlich wurde sie zur stellvertretenden Kreisbäuerin gewählt und begleitete die nächsten fünf Jahre Heidrun Ponschab, die diesen Posten 35 Jahre ausgeübt hatte. Schließlich wurde Rosa Bauernfeind zu Ponschabs Nachfolgerin gewählt. Als solche bereitet sie die Gebietsversammlungen vor, gestaltet die Landfrauentage maßgeblich mit, organisiert die Ausflüge und Bildungsfahrten. Sie startete eine „Gesundheitsoffensive“, bei der ein aktuelles medizinisches Thema abgehandelt wird.

In den vergangenen Jahrzehnten habe sich viel geändert, berichtet Rosa Bauernfeind. Nicht alles gefällt ihr: „Der Stress ist größer geworden. Jeder kommt so abgehetzt daher“, findet sie. Der Preisdruck sei groß: „Man muss mehr machen, um die Landwirtschaft zu erhalten, große Maschinen anschaffen.“ Größer sei auch der Bürokratismus geworden. Da bleibe viel Wesentliches auf der Strecke. „Früher hat man im Oktober den Rosenkranz gebetet, jetzt sitzt der Bauer abends vor seinem PC.“ Man sollte wieder mehr das christliche Element in den Mittelpunkt rücken. Sie selbst habe der Glaube von Kind an geprägt.

Man komme nicht mehr so viel zusammen, findet sie. Früher seien viele Probleme in der Wirtschaft „ausgeredet“ worden. „Jetzt gibt es oft gar keine Wirtschaften mehr.“ Der Neid innerhalb der Dörfer sei dafür gestiegen. Es gebe weniger Bauern. „Oft sind es nur noch drei oder vier Vollerwerbslandwirte.“ Um dem entgegenzuwirken, hat Rosa Bauernfeind längst ein Konzept entwickelt. „Ich habe immer darauf geachtet, die Landfrauen mit ins Boot zu holen.“ Der Erfolg gibt ihr Recht. An den vom BBV organisierten Ausflügen beteiligen sich 1000 Landfrauen und mehr. Rosa Bauernfeind hat auch früh erkannt, dass man „bäuerliche“ Themen in die Öffentlichkeit tragen muss. Sie ist auch Ernährungsfachfrau und engagiert sich in Schulen. Dort bereitet sie einfache, kleine Gerichte für Kinder zu, die sich leicht nachkochen lassen, „Vögelchen“ aus Teig beispielsweise. Solche Aktionen strahlen auch auf sie zurück; dort holt sie sich Kraft. „Wenn die Leute zufrieden sind, bin ich auch zufrieden. Das hat mich immer gestärkt – auch mein Selbstbewusstsein.“ Auf diese Weise habe sie das Ehrenamt nie als Pflicht gesehen. Deshalb will sie ihre Tätigkeit als Ernährungsfachfrau beibehalten.