Wolnzach
Kochen für die schärfsten Kritiker

Als Meisterprojekt serviert Sandra Aigner vier Wochen lang Kindergartenkindern das Mittagessen

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Foto: DK

Wolnzach (WZ) Kinder und gesundes Essen? Das geht. "Man muss es nur richtig verpacken", weiß Sandra Aigner aus Erfahrung. Die Hauswirtschafterin hat es im Rahmen ihres Meisterprojekts bewiesen: Sie hat vier Wochen lang im Wolnzacher Kindergarten Am Brunnen Mittagessen gekocht.

"Mmh, das riecht aber gut." Diesen Satz hat Sandra Aigner in dieser Zeit oft gehört. "Viele Kinder finden es spannend, wenn direkt im Kindergarten gekocht wird", so die 36-Jährige aus Burgstall. Denn dann ziehen schon am Vormittag feine Düfte durchs Haus. Zwar durften die Buben und Mädchen aus Hygienegründen die Küche nicht betreten, aber ein Blick hinein war schon erlaubt - und schnuppern sowieso. Jeden Vormittag ab halb elf Uhr stand Sandra Aigner in der Küche des gemeindlichen Kindergartens, um für - je nach Anmeldung - 21 bis 36 hungrige Kinder ein Essen auf den Tisch zu bringen, das eine ganze Reihe an Ansprüchen erfüllen musste: Gesund sollte es sein, also mit frischem, saisonalen Obst und Gemüse, abwechslungsreich, aus regionalen Produkten nachhaltig gekocht - und natürlich sollte es den kritischen Leckermäulern schmecken. Zusätzliche Herausforderung: Unter den Essern waren ein muslimisches Kind und ein Kind mit Lactoseintoleranz. Nicht zu reden von den Vorschriften zur Betriebs-, Personal- und Lebensmittelhygiene, die die Hauswirtschafterin nicht nur beachten, sondern deren Umsetzung sie auch dokumentieren musste.

Die Idee für ihr Meisterprojekt hatte die 36-Jährige selbst. Die Ernährung von Kindern liegt ihr nämlich besonders am Herzen. "Die darf man nicht unterschätzen", findet sie. Gerade in einer Zeit, in der zunehmend Fastfood serviert werde. "Manche Kinder wissen nicht, dass Salat nicht aus der Tüte kommt, sondern im Garten wächst", so Aigner. Und auch die Nachhaltigkeit ist für sie wichtig: "Viel zu viel Essen landet im Müll." Das sei auch das Problem bei geliefertem Essen, denn was einmal die Küche verlassen hat, darf nicht mehr wiederverwendet werden. Die Folge: Gute Reste müssen weggeworfen werden. Hier war Sandra Aigner im Vorteil, denn sie kochte direkt vor Ort. Auf die Teller kam nur, was die Kinder wirklich verputzten. Und wer Nachschlag wollte, konnte sich den aus der Küche geben lassen.

Dem vierwöchigen Kochen ging eine umfangreiche Planung voraus: Anträge und Checklisten schreiben, Eltern informieren, Hygieneregeln umsetzen, Rezepte suchen, Menüfolgen erstellen. Das alles floss auch in die Meisterarbeit ein, die anschließend zu schreiben war. Dankbar ist die Burgstallerin, dass ihr alle Türen offenstanden: Nicht nur die Gemeinde als Träger des Kindergartens gab ihr Okay, auch die Einrichtung selbst samt Personal und Eltern zog mit. "Für die waren die vier Wochen ja auch eine Umstellung", so Aigner. Normalerweise wird das Mittagessen geliefert. Jetzt wurde plötzlich jeden Tag in der Küche gerührt, gebraten und gekocht. Jedes Menü bestand entweder aus Suppe und Hauptspeise oder Hauptspeise und Dessert. "Gesundes Essen kindgerecht verpacken", war die Devise. Und da kennt die zweifache Mutter einige Tricks: So fällt Gemüse in den Grießnockerln gar nicht auf, auch der im Kartoffelbrei verarbeitete Kürbis schmeckt plötzlich. Und Fruchtquark gibt es nicht fertig gekauft, sondern selbst angerührt mit frischem Obst. "Man kann da viel machen, auch beim Anrichten." Einmal in der Woche durften sich die Kinder ein Essen wünschen: Kaiserschmarrn und Spaghetti waren da die Leibspeise. Und natürlich gab es auch mal Schnitzel mit Pommes. Dafür achtete die Köchin dann bei der Nachspeise auf weniger Zucker oder Fett. Der Renner aber war die Kartoffelsuppe: Acht Liter löffelten 21 Kinder ratzeputz weg.

Nach dem Essen kam der Moment der Wahrheit: Die Drei- bis Sechsjährigen bewerteten jedes Gericht mit einem lachenden, neutralen oder traurigen Smiley - je nachdem wie es ihnen geschmeckt hatte. Mit dem Gesamtergebnis ist Sandra Aigner rundum zufrieden: in vier Wochen insgesamt 75 Prozent positive Resonanz, acht Prozent negative Bewertungen, der Rest neutral.

"Spannend, schön, aber anstrengend" waren die vier Wochen für die 36-Jährige, die selbst ein Schul- und ein Kindergartenkind hat und mit ihrem Mann einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb führt - und so eigentlich das gefunden hat, was ihr so richtig Spaß macht. Denn ursprünglich ist sie gelernte Friseurin. Als sie wusste, dass sie in einen landwirtschaftlichen Betrieb einheiratet, machte sie die Ausbildung zur staatlich-geprüften Hauswirtschafterin, fing beruflich in der Familienhilfe an und setzte jetzt die Meisterausbildung drauf. Der Grund: "Das erfüllt mich viel mehr als mein früherer Beruf."

Eine Kindergartenküche zu betreiben, könnte sie sich generell vorstellen, aber nicht allein und nicht, solange der eigene Nachwuchs noch klein ist. Eines habe sie jedenfalls wieder gemerkt: "Man unterschätzt die Arbeit einer Hauswirtschafterin." Das kann Katharina Gmelch bestätigen: Die gemeindliche Kindergartenreferentin ist selbst Hauswirtschaftsmeisterin und begrüßte deshalb das Meisterprojekt in zweifacher Hinsicht "als rundum gelungene Sache". Gerade Ernährung von Kindern ist ein "anspruchsvolles Thema", so Gmelch. Nicht nur das hat Sandra Aigner übrigens gut gemeistert: Auch alle anderen Prüfungen hat sie bestanden.