Ingolstadt
Koch, Pädagoge und Seele der Schule

26.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Süßer Abschied: Inge und Winfried Werthner waren 27 Jahre lang am Scheiner-Gymnasium.

Ingolstadt (DK) Der Beginn der Osterferien war am Christoph-Scheiner-Gymnasium auch ein Grund für viele Tränen: Nach 27 Jahren im Dienst der Schule geht das Hausmeister-Ehepaar Inge und Winfried Werthner nun in den Ruhestand. Die Weggefährten dankten mit einem würdigen Abschied.

Wer bei der eigenen Ruhestandsfeier bis zum Schluss kräftig mit anpackt und sogar mitten in der Laudatio mehrmals aufspringt, um zum Beispiel beim Spanferkel nach dem Rechten zu schauen, ist wirklich mit ganzem Herzen bei der Arbeit: Hausmeister Winfried "Winni" Werthner, der mit seiner Ehefrau Inge seit 1983 das Leben im Christoph-Scheiner-Gymnasium wie kaum ein anderer prägte, kämpfte am Freitag aber auch ein ums andere Mal mit den Tränen. "Ich gehe schweren Herzens", sagte der stadtbekannte Schanzer, "aber ich lasse jetzt los."

Auch für Schulleiter Peter Bergmann brechen nun andere Zeiten an: "Eigentlich ist das Scheiner ohne das Ehepaar Werthner gar nicht denkbar", würdigte der Direktor die 27-jährige Dienstzeit des Ehepaares. Zur Abschiedsfeier, die von den Schülerinnen und Schülern liebevoll mit Musik, Geschenken und einem kurzen Film gestaltet wurde, kamen zahlreiche ehemalige Lehrer sowie der frühere Direktor Rainer Rupp, Vertreter des Scheiner-Freundeskreises und des Elternbeirates. Die Schülerzeitung "Feuermelder" erstellte sogar eine Sonderausgabe zum Abschied. Als Überraschungsgeschenk überbrachten Absolventen des Gymnasiums ihrem Weggefährten eine große Torte, die als Volleyball-Feld gestaltet war. Immerhin ist der 63-Jährige seit 1973 auch Abteilungsleiter beim MTV.

Das Ehepaar Werthner sorgte obendrein dafür, dass sich die Küche der Schule zur inoffiziellen Kantine von Polizei oder Stadtrat entwickelte. Sogar der Fahrer des Bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer ist Stammgast in dem berühmtem Kommunikationszentrum. Der gebürtige Ingolstädter Winni Werthner, der unter anderem Zeitsoldat bei der Bundeswehr war und die Meisterprüfung als Werkzeugmacher abgelegt hat, hätte als Jugendlicher denn auch gerne den Traumberuf Koch ergriffen.

Zugleich war er ein herausragender Pädagoge, der den Schulleitern immer wieder den Rücken frei hielt. Als etwa die traditionelle, letzte Übernachtung der Abiturienten in der Schule abgeschafft werden sollte, setzte er sich vehement für den Erhalt des Brauchs ein. "Herr Werthner hat sich oft die Nächte um die Ohren geschlagen und eine hohe Verantwortung für 100 junge Leute übernommen", bedankte sich Schulleiter Bergmann und versicherte: "Das Scheiner-Gymnasium bleibt Ihre Heimat."

Zunächst haben die Eheleute jedoch alle Hände voll damit zu tun, aus der Hausmeisterwohnung in ein eigenes Heim zu ziehen. Wenn dieser Stress vorbei ist, will Winni Werthner vielleicht einen Traum verwirklichen und mit dem Motorrad Kanada bereisen. Der leidenschaftliche Biker ist Kälte durchaus gewohnt: Regelmäßig besuchte er im Winter die berühmten Elefantentreffen. Sein Lebenswerk wird nun der neue Hausmeister Manfred Winkler fortsetzen. Das Essen am Scheiner kommt künftig von Sigrid und Ludwig Pöschls Großküche aus Eichstätt.