Pfaffenhofen
Klettern ist wieder Teil seines Lebens

Michael Füchsle hat sich nach lebensbedrohlichen Krankheiten zurückgekämpft

19.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:17 Uhr

Der ehemalige Profikletterer Michael Füchsle kann seinem Hobby wieder nachgehen. In Ingolstadt gibt er Kurse für Erwachsene. - Foto: privat

Pfaffenhofen (DK) Michael Füchsle blickt auf ein gutes Jahr zurück. „Ich habe heuer alle Ziele erreicht, die ich mir vorgenommen habe“, sagt der ehemalige Profikletterer, der in der Ingolstädter Kletterhalle Kurse gibt. Das ist keinesfalls selbstverständlich – der 46-Jährige hat sich nach lebensbedrohlichen Krankheiten wieder zurückgekämpft.

Stolz blickt Michael Füchsle von einem Klettersteig. Am 7. September dieses Jahres hat er sich den Wunsch erfüllt und die Alpspitze erklommen. Vor acht Jahren, im September 2005, war ein solches Glücksgefühl noch undenkbar. Mit einem Darmdurchbruch und einer Blutvergiftung wurde Füchsle ins Krankenhaus gebracht. Es folgten lebensbedrohliche Operationen – Teile des Dick- und Dünndarms wurden entfernt, ein künstlicher Darmausgang war unumgänglich. Nach drei weiteren Operationen und 15 Tagen Koma wachte der mittlerweile 46-Jährige auf und litt unter einer Ganzkörperlähmung. „Der Rollstuhl schien mein ständiger Begleiter zu werden“, sagt der gebürtige Bobinger (Landkreis Augsburg) rückblickend.

Es kam aber glücklicherweise anders. Füchsle kämpfte, er quälte sich fünf Monate durch die Rehabilitation – sein Ehrgeiz trieb ihn weiter an. Er war vor den Operationen als Profikletterer in der ganzen Welt unterwegs, testete immer wieder seine Grenzen aus. Die gemachten Extremehrfahrungen im Sport halfen ihm durch diese Zeit. Trotz einiger Rückschläge ließ Füchsle nie nach und begann Anfang 2012 wieder mit dem Training. Ganz langsam tastete er sich an seine große Leidenschaft heran. Die Mühen haben sich gelohnt.

Mittlerweile ist er Stammgast in Kletterhallen – unter anderem in Ingolstadt – und testet sein Können beim Bouldern, dem Klettern ohne Seil und Gurt an Felsblöcken. In diesem Jahr war der in Schrobenhausen wohnende Füchsle bereits im Ötztal (Österreich), am Gardasee (Italien), in Südfrankreich und eben auf der Alpspitze unterwegs. „Meine Gesundheit hat sich besonders in diesem Jahr kontinuierlich verbessert“, freut er sich.

Beim Klettern hat er den Schwierigkeitsgrad acht, beim Bouldern neun plus gemeistert. Seit August ist der 46-Jährige zudem Kletterbetreuer. „Wegen einer Knieprellung musste ich die Klettertrainer-Prüfung leider verschieben. Das hole ich aber nach“, sagt er selbstbewusst.

In Ingolstadt betreut Füchsle an der Kletterwand Erwachsene, in Schrobenhausen bietet er zudem Kurse für den Nachwuchs an. Außerdem engagiert er sich beim Deutschen Alpenverein (DAV). „Es war ein gutes Jahr. Die Gesundheit hat mitgespielt und das ist natürlich das Wichtigste“, betont er.

Für das kommende Jahr hat sich Füchsle bereits hohe Ziele gesteckt: „Die Weltmeisterschaft für Kletterer mit Handicap in Spanien habe ich mir vorgenommen. Mal schauen, ob die Fitness ausreicht. Außerdem möchte ich unbedingt eine Gletschertour machen. 4000 Meter sollten es da schon sein.“

Der 46-Jährige kann endlich wieder seine Leidenschaft leben und ist durch die Rückschläge und die schwere Zeit in den vergangenen Jahren mittlerweile „für jeden Moment sehr dankbar“.