Berlin
Kleines Autohaus ganz groß

Erstes virtuelles Vertriebskonzept in Deutschland: Audi City eröffnet in Berlin

05.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:07 Uhr |

Rot oder doch lieber Blau? In der Audi City Berlin können Kunden ihr Neufahrzeug gestalten und in Lebensgröße betrachten – sogar in 3 D. Audi sieht darin die Zukunft des Automobilvertriebs. Berlin ist der weltweit dritte Standort, an dem der Ingolstädter Autohersteller ein virtuelles Autohaus eröffnet - Foto: Audi

Berlin/Ingolstadt (DK) Audi ist in der Bundeshauptstadt präsenter denn je: In Berlin eröffnet der Autobauer seinen weltweit dritten Standort der Audi City. Für den Ingolstädter Konzern bringt dieses virtuelle Schauraumkonzept vor allem eines: mehr Möglichkeiten in der Produktpräsentation.

Konventioneller Autokauf im Hier und Jetzt: Nachdem oft über mehrere Wochen die Prospekte verschiedenster Hersteller gewälzt wurden, führt der Weg ins örtliche Autohaus. Selten bleibt es bei nur einem einzigen Verkaufsgespräch: Mal steht der passende Wagen für eine Probefahrt nicht zur Verfügung, mal fehlt die Fantasie, um sich den ersehnten Neuwagen vorstellen zu können. Ob das sportliche Rot zum bestellten Auto passt, wird nicht selten erst bei der Abholung klar. Diese Zeit nehmen sich potenzielle Autokäufer jedoch immer seltener.

Genau hier soll Audis digitales Vertriebskonzept ansetzen – die Audi City. In London und Peking bestehen solche virtuellen Schauräume bereits seit Juli 2012 und Januar 2013. Der jetzt unter großem Medieninteresse eröffnete Standort am Berliner Kurfürstendamm ist somit der dritte „Cyberstore“, mit dem Audi versucht, neue Maßstäbe im Autovertrieb zu setzen. Alleine ist Audi dabei nicht, der „Kudamm“ als traditionelle Prachtmeile im Westen Berlins ist beliebt bei Autoherstellern. In der Nachbarschaft gibt es die Möglichkeit Luxuswagen der Marken Jaguar oder Land Rover zu erstehen sowie eine Niederlassung des Münchner Autobauers BMW. Das Konzept jedoch ist nach Angaben Audis in Deutschland einzigartig. Die Erfahrungen aus Großbritannien und China seien gut, die Resonanz hervorragend, erklärt Wayne Griffiths, Deutschland-Vertriebschef bei Audi.

In der Audi City können Kunden ihr neues Fahrzeug digital selbst zusammenstellen und direkt betrachten – nahezu in Originalgröße. Auf einem Touchscreen wird dazu mittels eines elektronischen Konfigurators der gewünschte Wagen aufgebaut. „Wir zeigen den Weg für den Vertrieb der Zukunft“, lässt Vertriebsvorstand Luca de Meo mitteilen.

Farbe, Innenraum, Felge – alles kann verändert und in Echtzeit das Ergebnis auf einem riesigen Monitor – von Audi „Powerwall“ genannt – begutachtet werden. „Auf diese Art ist es möglich, den Besuchern unsere gesamte Produktpalette vorzuführen“, sagt Griffiths. Und die wachse beständig weiter – in einem normalen Autohaus nicht darstellbar. Sämtliche Fahrzeuge könnten nun in unendlich vielen Ausführungen gezeigt werden – in Berlin erstmals in Stereo-3 D, wo der Kunde dank entsprechender Brille seinen Neuwagen auch plastisch erleben kann. In London und Peking ist dies nicht möglich. „Das macht die Audi City in Berlin zu unserem größten kleinen Autohaus“, wie Griffiths bildlich erläutert.

Für Audi liegen die Vorzüge eines solchen Konzeptes klar auf der Hand. Wo früher ein riesiges Autohaus gebraucht wurde, um den Kunden wenigstens einige Fahrzeuge zeigen zu können, reichen hier – und in Zukunft auch andernorts – wenige technische Lösungen.

In der Tat sind die Ausmaße im Vergleich zu altbekannten Betrieben überschaubar. Statt einer vierstelligen Quadratmeterzahl begnügt sich Audi mit rund 375 Quadratmetern. Unvorteilhaft ist das für die Ingolstädter nicht: Denn dank der deutlich kleineren Fläche fallen auch die Kosten dementsprechend niedriger aus. Das gibt auch Wayne Griffiths zu – wirklich konkret wird er dabei allerdings nicht. Die Audi City Berlin habe einen „einstelligen Millionenbetrag“ gekostet, tiefergehende Informationen lässt sich der Vertriebschef nicht entlocken. Aber: Anscheinend geht ein Lerneffekt mit steigender Zahl der virtuellen Schauräume einher: „Die werden immer günstiger“, sagt Griffiths – nicht ohne ein schelmisches Lächeln zu riskieren.

Die Entscheidung für Berlin geht im Übrigen auf Luca de Meo zurück: Der Vertriebsvorstand hat die Bundeshauptstadt zu seiner Lieblingsstadt in Europa erkoren. Welche Rückschlüsse das für die Wahl des nächsten Standortes bedeutet, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Noch in diesem Jahr soll in der russischen Hauptstadt Moskau der nächste virtuelle Schauraum à la London, Peking und Berlin eröffnet werden.

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