Kleiner Schritt für VW

Kommentar

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Mit der Genehmigung des Milliardenvergleichs im US-Rechtsstreit um manipulierte Abgas-Werte hat VW einen ersten Schritt zur Beendigung der Dieselgate-Affäre geschafft - mehr aber auch nicht. Denn der Konzern steht noch vor weiteren Hürden - nicht nur in den USA, sondern weltweit.

Daher dürfte mit den bis zu 15,2 Milliarden Euro, die von den Wolfsburgern für die Einigung mit den rund 475 000 US-Kunden sowie Staatsanwälten und Autohändlern berappt werden müssen, noch längst nicht das Ende möglicher Zahlungsaufforderungen erreicht sein. Der Betrug bei rund elf Millionen Diesel-Autos bleibt für VW also brandgefährlich.

Denn allein in den USA hat VW - abgesehen von den noch ungelösten Problemen mit dem Dreiliter-Diesel - noch immer das Justizministerium am Hals, das gerade über eine Strafe für die Wolfsburger Autobauer nachdenkt. Hier könnte eine Geldbuße in Milliardenhöhe drohen. Ebenso liegt der Konzern mit etlichen US-Bundesstaaten im Clinch wegen Verstößen gegen deren Umweltgesetze; auch da könnten noch einige Hundert Millionen Dollar fällig werden. Unklar ist ferner, was die Wolfsburger den Anlegern, die nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals mit ihren Aktien immense Kursverluste erlitten haben, möglicherweise an Schadensersatz leisten muss.

Hinzu kommt, dass der VW-Konzern mit der Einigung in den USA nur einen Bruchteil des weltweit angerichteten Schadens repariert. Zwar ist die Gesetzeslage auf anderen Kontinenten eine andere als in den Staaten. Doch werden sich die Wolfsburger gegenüber der Mehrheit der von Dieselgate betroffenen Kunden nicht allzu lange hartleibig zeigen können. Auch hier drohen Schadensersatzleistungen - über die bloße Umrüstung der Fahrzeuge hinaus. Zumindest setzt die EU-Kommission den Konzern zunehmend unter Druck.

Mit den bisher zurückgelegten Milliarden wird VW also kaum den Skandal aus der Welt schaffen können. Das aber belastet den Konzern gerade in einer Zeit dringend notweniger und teurer Zukunftsinvestitionen. Deshalb wird in dem Automobilimperium noch mehr als bisher der Rotstift angesetzt werden müssen. Die nächsten Jahre werden sehr hart für VW.