Wolnzach
Kleider für Könige

Marianne und Rupert Fuchs engagieren sich für die Wolnzacher Pfarrgemeinde in besonderem Maß

03.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Eine lebendige Pfarrgemeinde braucht Menschen, die sich im Geist des Glaubens engagieren. Marianne und Rupert Fuchs sind zwei solche „Engel“, die in die Krippe der Wolnzacher Laurentiuskirche und die Sternsinger viel Zeit und Engagement investieren.

Heimatforscher wie Benefiziat Josef Reindl datieren die Entstehung des Kripperls in die Zeit vor 1640. Nur wenige Figuren haben die Jahrhunderte unbeschadet überstanden. So richtig erkannt, was für ein Schatz da in Kisten und Kästen vor sich hin schlummert, hat erst Rupert Fuchs. Das betont zumindest Pfarrer Johann Braun. Fuchs sei es zu verdanken, dass die teils über 370 Jahre alten Kulissen und Figuren katalogisiert und fachmännisch restauriert wurden. „Ohne das ehrenamtliche Engagement von Fuchs und seinem Helferteam könnten wir die Arbeiten niemals realisieren“, hebt der Geistliche hervor, wie wichtig der Enthusiasmus und der Sachverstand des Teams seien.

Josef Braun, Bruder des Geistlichen und Mitstreiter der Kripperlfreunde, erinnert sich noch gut an den erbärmlichen Zustand vieler Bestandteile: „Verursacht teilweise auch durch den unsachgemäßen Gebrauch“, sagt er. Als Maria unter Schuhmangel litt, wurden ihr kurzerhand Stiefel verpasst. Und wenn den überwiegend hölzernen Figuren, deren Gliedmaßen mit Draht verbunden waren, um ihnen Beweglichkeit zu verleihen, ein Bein abging, hielt halt irgendein loses Fundstück als Ersatz her. Der Holzwurm tat sein Übriges, um den Bestand zu gefährden.

Seit zwei Jahren haben 597 Einzelteile fein sortiert ihre Bleibe im hinteren Bereich des Krippenraumes gefunden. Josef Zieglmeier hat sie alle fotografiert: vom springenden Pferd mit Reiter aus dem Barock über die Nazarenerköpfe aus den 1930er Jahren bis hin zu Hobbyschnitzereien jüngeren Datums. Eine endgültige Zuordnung von Köpfen, Körpern, Gliedern und sonstigen Accessoires wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Früher erzählten die Krippen die biblische Geschichte nach. Für jene Menschen, die nicht des Lesens mächtig waren. Heute verfasst Rupert Fuchs informative Texte, um dem zeitgenössischen Betrachter die Bedeutung der Figuren und der Szenen verständlich zu machen. Denn die Wolnzacher Krippe ist eine, die nicht nur zum Weihnachtsfest die Geburt Jesu im Stall nachstellt. Das gesamte Kirchenjahr über können bisher mit diversen Kulissen 16 Szenen von der Darstellung des Herrn im Tempel über den Kreuzweg bis zur Hochzeit von Kanaan aufgebaut werden. Nach Abschluss der Arbeiten dürften es noch mehr werden. Wie groß das Interesse jetzt schon ist, bezeugt das bewegliche Jesuskind gleich neben dem Krippenfenster. Über 800 Mal wurde im vergangenen Jahr per Münzenspende der Mechanismus in Gang gesetzt.

Wer sich heuer die Engel neben dem Stall genauer anschaute, entdeckte einen goldenen, gewebten Brustpanzer. Der Kleidung der Krippenfiguren, deren Köpfe überwiegend echtes Haar ziert, widmet sich mit viel Liebe zum Detail Ruperts Frau: Marianne Fuchs. Kein einziges Gewand ist im Originalzustand erhalten geblieben, immer wieder wurden Veränderungen nach dem Geschmack der Zeit vorgenommen. „Und manchem wertvollen Stoff haben Motten arg zugesetzt“, erzählt Josef Braun. Sogar Mäusefraß konnte an einem Königsmantel nachgewiesen werden. Manchmal verbargen sich die originalen Kleider unter den nachträglichen Modellen – teils mit Pailletten bestickt oder mit Steinen versehen, die nach der Manier von Klosterarbeiten gefasst waren.

Besonders schwierig ist die Instandsetzung der Bekleidung, die meist aus Stoffen wie Seide und Samt, zuweilen aber auch aus Leder und Blech bestand. Weil diese den liturgischen Beschreibungen und Anforderungen entsprechen soll. „Das Ehepaar Karl hat uns hier mit Bildern und Schnittmustern geholfen“, sagt Marianne Fuchs. Auch in Sachen Materiallieferanten, Arbeitstechniken und Färbeverfahren hat sie viele wertvolle Tipps von den Krippenexperten bekommen. Die Arbeit ist eine Herausforderung, gilt es doch „winzige Fitzerl“ von Brokat oder Spitze mit der Hand zu verarbeiten. Manchmal müsse man „zaubern“ und schon mal ein Stück mit Tee einfärben, damit es nicht so neu aussehe, verrät die ehemalige Verwaltungsangestellte, die auch noch an anderer Stelle ihr näherisches Talent einsetzt. Und das kommt in diesen Tagen wieder voll zum Tragen. Wer die Sternsinger durch Wolnzachs Straßen wandern sieht, erblickt die Kostüme von Marianne Fuchs.

„Schwester Wiltraud hatte vor rund fünf Jahren bei mir angefragt, ob ich nicht helfen könne, ein paar der Kostüme zu richten“, erinnert sie sich. Schnell war daraus der Wunsch geboren, ganz neue Kleidung für die Heiligen aus dem Morgenlande zu nähen. „Zunächst hab ich in einer Gruppe die Könige eingekleidet“, erzählt die Hobbyschneiderin. Anfangs hat die gebürtige Neuburgerin, die seit 1980 in Wolnzach lebt, die Stoffe noch teuer gekauft. Inzwischen greift sie für die einfachen Schnitte schon mal auf ausgediente Brokatvorhänge oder Faschingsmaterialien zurück. Schon als kleines Mädchen hat die zweifache Mutter gerne ihre Puppen selber eingekleidet, wobei sie damals die Nähte noch klebte. Später lernte sie richtig mit Nadel und Faden umzugehen. Und „inzwischen habe ich Zeit, das Hobby richtig auszuleben“, freut sie sich. Mit großem Effekt: Sieben Gruppen hat sie mittlerweile mit neuen „Königskleidern“ ausgestattet.