Klaustrophobie, Absurdität oder einfach Wahnsinn

25.06.2006 | Stand 03.12.2020, 7:46 Uhr

Hemau (msb) Die klaustrophobische Situation der Bunkeranlage sowie die Korrespondenz zwischen Bunker und Außenwelt wollen die sechs Künstler mit ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen und Intentionen verdeutlichen.

Die Ausstellung öffnete am Samstag ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Bis zum 30. Juni können die Werke besichtigt werden. Der zur Eröffnung erwartete Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Thomas Goppel, hatte am Freitag kurzfristig abgesagt.

Offizieller Name GSVBw

"Der Bunker" – das ist für die Bewohner Hemaus und der Nachbarorte zunächst die militärische Einrichtung im Hemauer Ortsteil Rieb, über deren Funktion und Aufbau die Öffentlichkeit damals nur bruchstückhaft Bescheid wusste. Offiziell hieß der Bunker abgekürzt GSVBw, was Grundnetz-, Schalt- und Vermittlungsstelle der Bundeswehr 64 bedeutete. Die unterirdische Einrichtung war eine von insgesamt 32 verbunkerten Fernmelde-Dienststellen, die in den 60er Jahren so oder in ähnlicher Form im ganzen damaligen Bundesgebiet errichtet wurden.

Der Hemauer Bunker wurde von 1962 bis 1965 als erster errichtet und war gleichsam der Prototyp für alle anderen. Neben fünf Soldaten arbeiteten durchschnittlich 30 Zivilbedienstete im Bunker im Dreischichtbetrieb durchgehend an 365 Tagen im Jahr. Nach der deutschen Einigung und der neuen weltpolitischen Konstellationen hatten die nun auch veralteten GSVBw ihre Daseinsberechtigung verloren. Im Mai 1996 wurde die Anlage in Rieb außer Dienst gestellt und Anfang Februar 1999 von der Bundesagentur für Immobilienaufgaben an die Firma Holzbau Semmler verkauft. Zuvor war der Bunker beinahe vollständig geräumt worden. Die meisten Unterlagen, sofern noch vorhanden, wurden wohl zu diesem Zeitpunkt vernichtet.

Doch die Einrichtung wurde im Zustand vom Frühjahr 1999 erhalten, einer Nachfolgenutzung wie jetzt dem Symposium stand somit nichts entgegen.

Die Bedeutung der Veranstaltung bewies die Präsenz bedeutender Repräsentanten aus der Region wie unter anderem Landrat Herbert Mirbeth, Rudolf Ebneth (BMW/Sponsor), Ulrike Lorenz vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Richard Wiedemann vom Bayerischen Jazzinstitut oder Klaus von Gaffron (Landesvorsitzender des BBK Bayern).

"Die Ausstellung ist einer der Höhepunkte unseres 60-jährigen Jubiläums", meinte Bäuml. Er stellte die Künstler (Carlos de Abreu, München; Ludwig Bäuml, Kallmünz; Klaus Caspers, Regensburg; Christoph Draeger, USA/London; Reynold Reynolds, USA/Berlin; Christian Schnurer, München) mit ihren Werken kurz vor und sprach von der "Absurdität der damaligen Denkweisen". Die Ausstellung solle daher zum Nachdenken anregen.

Spaziergang durch den Bunker

In die Ausstellung und die einzelnen Werke führte schließlich Pavel Liska vom Museum Ostdeutsche Galerie ein. Zunächst charakterisierte er den Bunker selbst eher ironisch als ein Kunstwerk, das für die meisten Menschen mit Assoziationen wie Angst, Bedrohung, Enge, Klaustrophobie, Absurdität, Irrationalität oder Wahnsinn verbunden sei. In einem fiktiven Gang durch den Bunker erläuterte und interpretierte er kurz die Werke der sechs Künstler, wobei in allen Installationen das Unheimliche, Bedrohende und Sinnlose zum Tragen komme.