Wiesbaden (DK
Klassische Familie auf Rückzug

In Deutschland sind nur noch 70 Prozent der Paare mit Kind verheiratet

20.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Wiesbaden (DK/dpa/epd) Verheiratete Eltern mit einem oder mehreren Kindern: Nur noch 70 Prozent der Familien in Deutschland entsprechen diesem traditionellen Modell. Vor knapp 20 Jahren lag der Anteil noch bei 81 Prozent. Auch vor Bayern und Baden-Württemberg macht der Trend nicht halt – doch verläuft er in diesen beiden Bundesländern langsamer.

Wie aus dem Mikrozensus 2013, der größten jährlichen Haushaltsbefragung in Deutschland, hervorgeht, waren in Bayern 76 Prozent der Paare mit mindestens einem minderjährigen Kind verheiratet. Was diese Quote angeht, wird der Freistaat nur noch von Baden-Württemberg übertroffen. Dort sind 78 Prozent der Paare mit Kind verheiratet. Laut den gestern veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes bestehen inzwischen 20 Prozent der bundesdeutschen Familien aus einem alleinerziehenden Elternteil mit Kind. In Bayern und Baden-Württemberg lag diese Quote mit je 17 Prozent am niedrigsten, in Berlin mit knapp 32 Prozent am höchsten.

Besonders im Osten Deutschlands bleibe die Distanz zur Ehe bemerkenswert, hieß es weiter. „Auffällig ist, dass im Osten vor allem in den Flächenstaaten weniger Menschen kinderlos leben als im Westen, aber auch weniger verheiratet sind“, sagt der Soziologe Jürgen Dorbritz vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden. In Sachsen-Anhalt und Sachsen ist – neben der Hauptstadt Berlin – der Anteil der Ehepaare mit 51 Prozent am niedrigsten. Dort sind auch mit 23 Prozent Lebensgemeinschaften ohne Trauschein am häufigsten. Am seltensten ist diese Familienform in Rheinland-Pfalz (sechs Prozent).

Als Familien gelten in der Statistik alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, bei denen mindestens ein minderjähriges Kind im Haushalt lebt. Neben leiblichen Söhnen und Töchtern zählen dazu auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder. Deutschlandweit gibt es knapp 8,1 Millionen Familien. Kinder sind nach Auffassung des Soziologen Dorbritz auch der Grund dafür, dass die Ehe noch immer die wichtigste Familienform in Deutschland ist. Gleichwohl sei der Bedeutungsverlust der Institution Ehe unverkennbar. Laut einer Umfrage des BiB lehnen 35 Prozent der Deutschen im Alter zwischen 20 und 39 Jahren die Ehe als „überholte Einrichtung“ völlig ab. Ferner gab jeder zehnte junge Befragte an, er wolle keine Kinder haben. Eine Einstellung mit Folgen: Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2011 lebt in Deutschland nur noch knapp die Hälfte der Menschen in einer Familie mit Kindern. Seite 2 und 6