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"Musik ist meine Droge"

Techno-DJ Sven Väth über Familie, Geschäft und Ayurveda-Kuren

20.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Sie machen gerade eine Ayurveda-Kur. Ist das Ihr Ausgleich zum anstrengenden Nachtleben?

Sven Väth: Sicherlich trägt die Kur dazu bei, mein inneres Gleichgewicht wieder herzustellen. Aber Ayurveda ist nicht nur etwas für gestresste Manager oder viel reisende DJs. Mit verschiedenen Therapien soll der Körper entschlackt werden und so seine innere Balance wiederfinden. Ayurveda ist für jeden gut.

 

An wie vielen Abenden im Jahr stehen Sie noch am DJ-Pult?

Väth: Pro Jahr spiele ich weltweit etwa 120 Gigs.

 

Wie kriegen Sie das mit Ihrer Familie unter einen Hut? Sie haben ja inzwischen auch Kinder.

Väth: Das geht nur mit Respekt und Toleranz meiner Familie. Dennoch bin ich geschieden seit einem Jahr. Meine Tochter Pauline ist 25 und steht voll im Leben. Mein Sohn Tiga ist jetzt vier Jahre alt und wurde gerade in die Vorklasse eingeschult, in Ibiza. So oft es geht, versuche ich Zeit mit ihm zu verbringen.

 

Sie sind ja nicht nur DJ, sondern auch Unternehmer. Sie gründen Klubs, produzieren Musik, veranstalten Partys. Einträgliches Geschäft oder permanentes Risiko?

Väth: Der Markt verändert sich unwahrscheinlich schnell. Wo man vor zwei Jahren noch alleine stand, gibt es heute gleich vier verschiedene Mitstreiter. Man muss sehr flexibel und schlagfertig sein, gerade im Geschäft mit Events. Mit dem Plattenlabel kann man froh sein, wenn es die Ausgaben einspielt.

 

Ihr letzter Laden, der Cocoon-Club, hat vor ein paar Jahren dicht gemacht. Was ist da schief gelaufen?

Väth: Das stimmt, aber wir hatten auch achteinhalb tolle Jahre und wurden mit vielen Auszeichnungen bedacht. Leider hat sich der Standort nicht zu unserem Vorteil entwickelt. Dazu kam noch ein anspruchsvolles Restaurant-Konzept – ausgezeichnet mit einem Michelin Stern wohlbemerkt –, das aber wirtschaftlich so nicht aufging.

Sie legen seit weit über 30 Jahren Platten auf. Wie hat sich Techno als Musik und Techno als Szene seither verändert?

Väth: Als Musik ist sich Techno treu geblieben. Dennoch gibt es immer wieder Mikrotrends im Sound und Groove. Zurzeit sind wieder viel analoge Sounds angesagt, das gibt der Musik mehr Charakter. Was die Szene anbelangt: Sie ist, wie immer, in Bewegung. Sie findet nach wie vor in den Klubs statt, aber sie wächst auch immer stärker auf internationalen Festivals. Techno ist ein Riesengeschäft geworden.

 

Spielen Drogen heute eine geringere Rolle als in den Anfangsjahren?

Väth: Drogen sind in jeder Musikszene anzutreffen, so auch in unserer. Ob heute weniger oder mehr konsumiert wird, kann ich nicht sagen. Für mich gilt heute mehr denn je: Musik ist meine Droge. Sonst würde ich meine berühmten Mammutsets von zwölf Stunden gar nicht schaffen.

 

Was haben Sie so vor in den nächsten, sagen wir, zehn Jahren?

Väth: Ich möchte viel Zeit mit meinem Sohn und mit meiner Familie verbringen. Und natürlich weiter meiner Leidenschaft nachgehen, weltweit Menschen auf dem Dancefloor friedlich zu vereinen, das gilt ja ganz besonders in unserer krisengebeutelten Zeit.

 

Das Interview mit Sven Väth führte Sandra Trauner, dpa.