Ingolstadt
Kindolstadt wächst

In den Faschingsferien öffnet eine Werkstatt für Kinder Theater sucht freiwillige Helfer für das Projekt

02.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Es grünt so grün in Kindolstadt: Im April 2015 stellte das Stadttheater das Projekt in der Exerzierhalle vor. Jetzt beginnt bald die heiße Phase, denn ab Anfang Mai wird mit dem Aufbau der Kinderstadt begonnen. ‹ŒArch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Kinder an die Macht! In den Pfingstferien startet in Ingolstadt erstmals ein besonderes Spiel: Kindolstadt. Es entsteht eine Stadt nur für Kinder - mit allem, was dazugehört, von der Bank bis zur Bäckerei. Ganz ohne Erwachsene geht es aber nicht: Gesucht werden ehrenamtliche Betreuer.

Beim Projekt Kindolstadt führt das Stadttheater Regie, verantwortlich ist Maria Mayer. In Städten wie München, Regensburg oder Pfaffenhofen gibt es schon seit Langem ähnliche Aktionen. Im Mittelpunkt stehen immer die Gedanken, dass Kindern die Zukunft gehört und man ihnen eine Stimme geben muss, um ihre Ideen, Wünsche und Pläne zu verwirklichen.

So auch in Kindolstadt, das vom 29. Mai bis 11. Juni in der Exerzierhalle im Klenzepark seine Tore öffnet. Über 350 Mädchen und Buben hatten in Werkstätten bereits die Gelegenheit, ihre Stadt zu planen, ein Wirtschaftssystem zu entwickeln und Regeln für das Zusammenleben zu bestimmen. So gilt in Kindolstadt beispielsweise ein Einheitslohn - egal, ob man in der Regierung arbeitet oder in der Malerei. Zahlbar - wie die Steuern - in Ingoldern.

Die Idee, in Kindolstadt die Monarchie auszurufen, wurde bereits in einem frühen Stadium verworfen. "Spielerisch wurde ein König gekrönt, aber der war unglücklich, weil er es nicht allen recht machen konnte", berichtet Projektleiterin Mayer. Seitdem herrscht Demokratie, und es regiert der Kinderrat.

In den Faschingsferien kommen erneut Kinder zusammen, um sich mit dem fairen Handel in Kindolstadt zu beschäftigen. In der Werkstatt geht es um Themen wie Kinderarbeit oder darum, wie Schokolade entsteht. Ein paar Plätze sind hier noch frei (siehe Infokasten).

Bereits seit Monaten im Einsatz sind die Kinderreporter, die Elizabeth Reyna von der Redaktion Blickwinkel unter die Fittiche genommen hat. Sie berichten laufend über den Stand der Dinge und erstellten aktuell eine Dokumentation über die Jungen Theatertage "Horizonte". In Kindolstadt wird es später dann auch eine extra Zeitung geben.

Hinter den Kulissen kommen die Vorbereitungen für Kindolstadt derweil in Schwung: "Wir suchen in unserem Lager nach alten Bühnenbildern, die wir vielleicht gebrauchen können und überlegen, wie wir die Häuser konstruieren", erzählt Maria Mayer. Ab dem 9. Mai wird mit den Bauarbeiten begonnen. Der Architekt Nils Ruf aus Berlin hilft dabei. Maria Mayer: "Der hat schon Erfahrung mit der partizipativen Arbeit mit Kindern."

Anders gesagt: mit der Bürgerbeteiligung von Kindesbeinen an. In Kindolstadt können Kinder von 7 bis 13 Jahren erfahren, wie das komplexe Gefüge einer Gemeinschaft funktioniert. Sie treffen alle Entscheidungen, ohne dass Erwachsene eine Richtung vorgeben. Sie können wählen, ob sie studieren oder lieber arbeiten gehen. In der Bank oder in der Bäckerei, in der Töpferei, Schneiderei, Schreinerei und Gärtnerei. Oder bei Gericht. Es gibt sogar ein Arbeitsamt, das Jobs vermittelt.

Vormittags ist Kindolstadt für Schulklassen geöffnet, nachmittags und an den Samstagen können alle kommen und mitspielen. Mayer geht von 300 bis 350 Besuchern täglich aus. Erwachsene haben keinen Zutritt und können sich im "Elterngarten" vergnügen.

Ein wenig Unterstützung von Großen ist jedoch notwendig: Deshalb sucht Maria Mayer Schüler, Studenten und andere freiwillige Helfer wie Omas oder Opas als Betreuer. "Berufe oder Hobbys können da auch von großem Nutzen sein, um Kindern neue Einblicke zu verschaffen." Bewerber können sich ab sofort melden.