Neuburg
Kinder an die Macht

Rund um das Neuburger Jugendzentrum entsteht im Sommer erstmals eine Spielstadt

06.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

Vorbild Ingolstadt: In der Nachbarschaft hat es vor zwei Jahren eine Kinderspielstadt gegeben. Nun soll auch der Nachwuchs im Kreis Neuburg-Schrobenhausen in den Sommerferien seine Ideen bei solch einem Projekt einbringen. ‹ŒArch - foto: Eberl

Neuburg (DK) Hier haben die Kinder das Sagen: In Neuburg soll in den Sommerferien eine Spielstadt ihre Tore öffnen. Dabei soll der Nachwuchs selbst bestimmen, wie das Leben in "NeuSobPolis" - so der Name der Stadt - abläuft. Ist das Projekt erfolgreich, ist eine Fortsetzung sicher.

Die Müllabfuhr hält die Stadt sauber, Feuerwehr und Polizei kümmern sich darum, dass alles sicher bleibt, die Reporter berichten über wichtige Ereignisse, im Arbeitsamt gibt es neue Jobs, und der Bürgermeister hält alle Fäden zusammen. Was klingt, wie der Alltag in einer richtigen Stadt, soll im Sommer auch für das Leben in "NeuSobPolis" gelten. Denn genau so stellen sich die Macher das Miteinander in der geplanten Kinderspielstadt in Neuburg vor.

Von 6. bis 31. August wird es ein derartiges Projekt erstmals im Landkreis geben. Verantwortlich für die Umsetzung sind der Kreisjugendring, das Jugendzentrum in Neuburg, das Stadtteilmanagement sowie die kommunale Jugendarbeit am Landratsamt. "Wir werden das Rad damit nicht neu erfinden", erklärte KJR-Geschäftsführer Guido Büttner bei der Vorstellung des Projekts. Vielmehr wollen sich er und seine Mitstreiter auf die Erfahrungen anderer Kommunen stützen. Unter anderem in Ingolstadt ist eine derartige Aktion im Jahr 2016 auf große Resonanz beim Nachwuchs gestoßen.

Das Konzept einer Spielstadt klingt zunächst simpel. "Wir haben einen Grundstock an Berufen, die ein eigenes Arbeitsamt an die teilnehmenden Kinder verteilt", so Büttner. Das Ziel für die Mädchen und Buben besteht seinen Worten zufolge darin, sich einzubringen, die Stadt dadurch am Leben zu erhalten und stetig zu erweitern. Im Klartext: Wenn das Küchenteam an einem Tag nicht arbeitet, sieht es mit der Verpflegung düster aus. Gleichzeitig soll es neben viel Spielraum für weitere Betätigungsfelder auch einige Freizeiteinrichtungen geben. "Die können die Kinder mit ihrem Lohn nutzen, den sie mit ihrer Arbeit verdient haben", erklärt Kreisjugendpflegerin Anne Heiß. Natürlich läuft das alles auf spielerischer Ebene. Die vermeintliche Arbeit soll also richtig Spaß machen, der Lohn besteht aus einer eigenen Spielgeldwährung, die nur innerhalb von NeuSobPolis gilt. Die Betreuer selbst sollen sich daher im Alltag zurückhalten und maximal unterstützend eingreifen. Eine Ausnahme gibt es nur, falls das Leben in der Stadt zu langweilig wird, wie Tommy Jacobsen vom Jugendzentrum erklärt. "Dann gibt es Ereigniskarten mit bestimmten Vorfällen." Auf diese Weise kann es beispielsweise einen Diebstahl geben, der die Kinderpolizei auf Trab hält. Oder es bricht ein Feuer aus - ein Fall für die Kinderfeuerwehr. "Auf diese Weise können ganz spannende Dynamiken in einer solchen Stadt entstehen", freut sich Stadtteilmanager Jürgen Stickel. Gleichzeitig soll jede der insgesamt vier Wochen ganz unterschiedlich ablaufen.

Klar ist, dass sich all das innerhalb des Neuburger Jugendzentrums und dem dortigen Grundstück abspielt. Etwas wenig? Keineswegs, finden die Verantwortlichen, die zunächst selbst etwas skeptisch waren. Die Ausmaße der drei Stockwerke und des Gartens haben sie letztlich aber überzeugt.

Die Spielstadt ist zunächst auf maximal 50 Kinder ausgelegt, die freilich aus allen Landkreisgemeinden nach Neuburg kommen können. Im Idealfall organisieren die Kommunen für ihren Nachwuchs einen Bus, "mit solchen Lösungen gibt es in anderen Landkreisen gute Erfahrungen", so Heiß. Und auch bei den Betreuern hoffen die Macher noch auf Unterstützung, Freiwillige können sich noch anmelden.

Auch die Anmeldephase für die Kinder selbst läuft bereits - und zwar auf der Internetseite des Kreisjugendrings unter der Adresse www.kjr-neusob.de. Dort gibt es auch ein Erklärvideo zu dem Konzept, in dem Büttners Tochter Liv in zwei Minuten alle wichtigen Fakten erläutert. Teilnehmen können demnach alle Mädchen und Buben zwischen sieben und zwölf Jahren, die Spielstadt ist immer werktags von 8 bis 16 Uhr, eine Woche kostet 55 Euro.