Spalt
Kerngesund mit würzigem Duft

Hopfenernte im Spalter Anbaugebiet hat begonnen – Menge wie Qualität lassen aufatmen

23.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
Freuen sich über eine gute Ernte: Sebastian, Johannes, Stilla und Hans Heckl, Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf, Frank Braun, Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft, Hopfenpflanzerverbandsvorsitzender Georg Zeiner, sein Stellvertreter Friedrich Kolb und Saisonarbeiter Marek (von links). −Foto: Leykamm

Spalt (HK) Einen neuen Rekord haben die Hopfenpflanzer im Spalter Anbaugebiet heuer nicht geschafft: Die Schätzkommission geht von 13 600 Zentnern aus. Nicht die 14 600 vom Vorjahr, aber ein positives Resultat, das nicht unbedingt zu erwarten war, wie beim Pressegespräch deutlich wird.

Auf dem Hof von Hans Heckl im Spalter Ortsteil Mosbach macht sich Zufriedenheit breit. Vor zwei Monaten sah die Lage noch anders aus. Der trockene April, der späte Frosteinbruch, zwei Folgemonate mit wenig Niederschlagstagen – das alles bedeutete für den Hopfen nichts Gutes. Doch die Kletterpflanze legte dank gut verteilter Regenfälle im Juli und im August einen tollen Endspurt hin.

Wie ein erster Blick auf die Dolden und deren Innenleben verrät, passt nicht nur die Ertragsmenge, sondern auch die Qualität, wenngleich die Laboranalyse noch aussteht. Aber es gibt ein paar Indizien, die verraten, wo die Reise hingeht. Passen Ausdoldung, Form und Größe, leuchtet die Dolde grasgrün und versprüht sie würzigen Duft beim Reiben, sind das gute Zeichen. Der Chef des Rother Landwirtschaftsamtes Werner Wolf demonstriert es gerne. Als ihm aus dem Inneren der Frucht die Kügelchen mit dem Lupulin kerngesund entgegenblinken, ist er hocherfreut: „Perfekt! Da lacht einem das Herz.“

Doch das kann diese Tage auch ganz schön schmerzen. Etwa beim Blick in die Regionen Ellingen, Heideck oder Hersbruck. Dort sind die Mienen teils eher finster. Sturm und Hagel haben punktuell gleich hektarweise den Hopfen samt Masten zu Boden geworfen und Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent beschert. Insgesamt ist die Lage aber positiv, was auch für die Entwicklung des gesamten Anbaugebiets zutrifft, das im Süden bis Kinding reicht. Es hat sich seit der letzten Ernte um vier Prozent auf 391 Hektar vergrößert – auf 122 steht die Premiumsorte Spalt-Spalter. Die Zahl der Pflanzer liegt seit Jahren stabil bei 55.

Glücklich darf sich der schätzen, der einen Hofnachfolger hat. Bei Hans (62 Jahre) und Stilla Heckl (59) ist dies der Fall. Sohn Sebastian steht mit seinen 27 Jahren schon in den Startschuhen. Er hat just in jener Zeit seine Prüfungen zum Landwirtschaftsmeister abgelegt, als in Mosbach die Flurbereinigung im Gange war. Durch sie war es möglich, von zehn Hektar Hopfen im Jahr 2010 auf heute 18 aufstocken. Bei der jetzigen Ernte, die drei Wochen lang großen Einsatz von jedem verlangt, packen nicht nur die drei mit an. Sondern auch Sebastians Brüder Johannes (29, Informatiker) und Michael (25, Elektriker). Auch Teile des Urlaubs werden geopfert, um zu helfen.

Nach dem Ernten im Hopfengarten heißt es die Dolden am Hof von Blättern und Reben (die in gehäckselter Form wieder in den Hopfengärten landen) zu befreien, zu trocknen, mittels Umluft zu homogenisieren und zu pressen. Vieles geht heutzutage maschinell, doch für die Pflanzerfamilie und ihre Helfer (wie den polnischen Saisonarbeiter Marek) bleibt noch mehr als genug zu tun.

Der Hopfenanbau an jenem Hof reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seitdem man die berühmte Premiumsorte aufgestockt hat, dominiert der Spalt-Spalter mit sechs Hektar, der Halltertauer Mittelfrüh bringt es auf fünf. Es gilt auf einen guten Sortenmix zu setzen. Was den Klimawandel anbetrifft, ist etwa der Cascade eine echte Bank, den die Heckls auf 2,5 Hektar anbauen. Ein echter „Wüstenhopfen“, so Friedrich Kolb, Vizechef des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Allerdings hakt es an der Nachfrage.

Immer beliebter werden Flavour-Hopfen, die fürs Craft-Bier gebraucht werden, die Heckls setzen hier auf „Mandarina Bavaria“ und „Hallertauer Blanc“ (je ein halber Hektar). Es empfehlen sich aber auch ertragreichere Spätsorten wie „Opal“ und „Saphir“. Bei den Heckls passt der Mix: „Die Preise sind akzeptabel, die Nachfrage gut.“

Warum die Preistendenz trotz nun zwei guter Jahre in Folge nicht nach unten zeigt, erklärt Frank Braun, Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft: Es sind die stark gehopften Craft-Biere, die den Gesamtbedarf an Hopfen erhöhen. Sie brauchen das Zehnfache pro Liter eines durchschnittliches Bieres. Ein solches kommt ungefähr mit einem Gramm aus. Beim Spalter Pils sind es aber schon 2,5 Gramm. Deswegen Stilla Heckls These: „Das ursprüngliche Craft Bier kommt aus Spalt.“