Kellys Kanonendonner

Kommentar

01.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Es soll ja Mitarbeiter des Weißen Hauses geben, die morgens ihr Diensttelefon anrufen, bevor sie sich auf den Weg zur Arbeit machen. Um zu hören, ob die Leitung schon tot ist oder ob sie ihren Job noch haben. Doch Spaß beiseite: "You're fired", du bist gefeuert, war der gefürchtete Satz in Donald Trumps TV-Sendung, und auch als Präsident spricht er ihn geradezu inflationär aus.

Dass er nach nur zehn Tagen seinen ordinären Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci wieder rausgeworfen hat, könnte man als Posse abtun. Könnte man.

Doch auch wenn Trump nichts von Chaos wissen will, zeigt es, welches Durcheinander im Weißen Haus herrscht. Und dass der Präsident in Personalfragen kein gutes Händchen hat. Eigentlich passte Scaramucci ja zu Trump, der selbst bisweilen zum Vulgären neigt. Doch er passte nicht zu einem Vier-Sterne-General, der Disziplin und Loyalität in Person ist. John Kelly, der neue Stabschef, dementiert nicht, dass Scaramuccis Kopf das Geschenk war, das er vom Präsidenten zum Einstand gefordert hat. Selbst der Chef soll inzwischen begriffen haben, dass der großmäulige Investmentbanker eine glatte Fehlbesetzung war.

General Kelly tritt sein Amt also mit lautem Kanonendonner an. Er hat gezeigt, dass es ihm ernst ist mit dem Vorhaben, für Ordnung im Weißen Haus zu sorgen und dafür, dass Selbstdarsteller, die aus der Reihe tanzen, künftig keinen Platz mehr haben. Es ist sicher die richtige Strategie, die Tür zum Präsidentenbüro zu schließen und dafür zu sorgen, dass - die Familie eingeschlossen - nur Zugang erhält, wen Kelly passieren lässt. Oder dass die Vorlagen für den Präsidenten eine bessere Qualität erhalten. An der größten Schwachstelle im Westflügel wird Kelly allerdings nicht viel ändern können. Sie thront am Schreibtisch im Oval Office und twittert vor sich hin.