Beilngries
Keine Verbote, sondern Werte

18.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:02 Uhr

Edel sei nicht nur der Mensch, sondern auch das Leitbild. Bei der Ausarbeitung wurde sichtbar viel Wert auf die Gestaltung gelegt, die Zeichnungen stammen von Elternbeirat Sylvia Ohnhäuser. - Foto: Meßner

Beilngries (DK) Die Würde des Menschen ist unantastbar. So steht es in Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland – und nun auch im neuen Leitbild des Beilngrieser Gymnasiums. Rund zwei Jahre haben Lehrer, Schüler und Elternbeirat daran gefeilt, jetzt ist es fertig.

Grafisch ansprechend gestaltet in einem roten Karton, gedruckt auf transparentem Papier wurde das Leitbild an alle Schüler verteilt. "Bisher hat es – veraltete – Vereinbarungen zum Zusammenleben in der Schule gegeben", erläuterte Schulleiter Josef Schmid. So etwas wie eine Hausordnung im Du-darfst-nicht- und Du-sollst-nicht-Stil.

"Davon wollten wir weg", erzählte der stellvertretende Leiter Rudolf Kleinöder, der das Projekt betreut hat. Diese früheren Vereinbarungen stammen aus der Anfangszeit der Schule und hegten keinen ethischen Anspruch. "Das neue Leitbild ist ein von uns formulierter Anspruch an uns selbst", sagte Kleinöder. Und damit jeder Schüler von der Ober- bis zur Unterstufe den Inhalt versteht, wurde das Leitbild nicht nur in Worte gefasst sondern auch mit gewitzten Zeichnungen illustriert.

Es gilt im Übrigen nicht nur für die Schüler, sondern für die gesamte Schulfamilie, also auch Lehrer und Eltern. Entsprechend wichtig war es für das Gymnasium, alle Betroffenen bei der Entstehung einzubeziehen – Schüler wie Eltern.

Sabine Lund, die Vorsitzende des Elternbeirats, bezeichnete die Arbeit daran als Entwicklungsprozess, weg von Geboten und Verboten hin zu einer partnerschaftlichen Vereinbarung zwischen Eltern, Schülern und Lehrern; weg von Handlungsanweisungen hin zu eher abstrakten Werten wie Höflichkeit, Respekt und eben der Menschenwürde.

Beteiligt waren auch die Schülersprecher, wie Teresa Lavacca und Luisa Kaufmann, die gleich mal klarstellen: "Wir sind nicht nur dabeigesessen, sondern haben uns eingebracht."

Ein zweiter Hauptpunkt in dem Faltblatt lautet: Positive Atmosphäre nicht nur im Unterricht. Das Leitbild hegt einen Anspruch über das Gymnasium hinaus. Die Schule sei nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, betonte Lund, es gehe vielmehr um das Leben in der Klassengemeinschaft, um die Vermittlung allgemeingültiger Werte. Die Broschüre wurde in jeder Klasse vorgestellt und mit Plakaten, Rollenspielen und sogar englischen Reimen im Unterricht thematisiert.

Der Illusion, dass sich aufgrund des neuen Leitbildes an der Schule das perfekte konfliktfreie Zusammenleben einstellt, gibt sich niemand hin. Das ändert aber nichts daran, einen hohen Anspruch zu formulieren. Und wie meinte die Schülersprecherin Teresa Lavacca: "Es wird immer welche geben, die sich zu cool für so etwas sind."

Alleine die Tatsache, dass es dieses Leitbild gibt, wird als Erfolg gewertet. "Es ist ein Gewinn an sich", meinte Elternbeirat Hans-Joachim Waida. Und wenn davon etwas hängen bliebe, um so besser, fügte er hinzu.