Ingolstadt
Keine Scheu vor Arztbesuchen

Mancher bringt sich in Gefahr, weil er wegen zu lange Corona zögert

16.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:32 Uhr

Ingolstadt - Das Klinikum Ingolstadt sowie die lokalen Hausärzte stellen vermehrt fest, dass Patienten wegen der Angst vor dem Corona-Virus zum Teil dringend notwendige Arztbesuche derzeit nicht oder zu spät wahrnehmen.

Im Ernstfall können so schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzinfarkte und Schlaganfälle, unter Umständen erst spät erkannt und behandelt werden.

Siegfried Jedamzik, Versorgungsarzt der Führungsgruppe Katastrophenschutz Ingolstadt und Vorsitzender des Praxisnetzwerkes GOIN: "Scheuen Sie sich keinesfalls davor, bei Erkrankungen die Arztpraxen aufzusuchen. Die ärztliche Versorgung über das Klinikum, die niedergelassenen Hausärzte bzw. die GOIN-Bereitschaftspraxis geht selbstverständlich auch in Corona-Zeiten vollumfänglich weiter. Unter dem Eindruck des Virus dürfen chronische Erkrankungen, wie etwa Diabetes oder Herz- und Lungenerkrankungen, nicht vergessen werden. " Jedamzik weist darauf hin, dass Patienten grundsätzlich am besten mit einem eigenen (selbstgenähten) Mund-Nasen-Schutz in die Arztpraxen kommen sollten.

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute - das ist mittlerweile bekannt. Und trotzdem warten viele Patienten zu lange, bis sie bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen. "Jetzt, in der aktuellen Coronasituation zögern viele Betroffene noch mehr", meldet auch das Klinikum. "Sie haben Angst, sich im Krankenhaus mit dem Virus anzustecken oder weil sie annehmen, die Notaufnahmen seien sowieso schon mit Coronainfektionen ausgelastet. " Diese falsche Rücksichtnahme kann tödliche Folgen haben. "Es ist fatal", warnt Karlheinz Seidl, Direktor der Medizinischen Klinik I. Über das Osterwochenende seien auffällig viele Reanimationen - aufgrund eines zu spät erkannten Herzinfarktes - in die Notaufnahme gekommen.

Die Angst vor Ansteckung sei unbegründet: "Wir haben in der Notaufnahme Parallelstrukturen aufgebaut - einen Bereich für Covid-19-Patienten und einen Bereich für andere Notfälle", so Stephan Steger, der die Notaufnahme derzeit in Stellvertretung für Florian Demetz leitet (DK berichtete).

DK