Rockolding
Kein Platz für "Paradiesvögel"

FCI will eine geschlossene und starke Mannschaft formen - Vierte "Schanzer Runde" in Rockolding

18.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:03 Uhr
Kurz noch einmal sammeln, bevor die Podiumsdiskussion ihren Anfang nimmt: Fan-Vorstand Martin Bergmair, der Technische Direktor Florian Zehe, Moderator Torsten Krauskopf, Kapitän Stefan Kutschke (stehend) und Verteidiger Thomas Keller. −Foto: Bartenschlager

Rockolding (DK) Es war ein bitterer Gang für alle, als der FC Ingolstadt 04 im Sommer in die 3. Liga absteigen musste.

Was nun? Gegenseitige Schuldzuweisungen, möglichst viel Geld in die Hand nehmen für den sofortigen Wiederaufstieg? Der Verein hat offensichtlich einen anderen Weg gewählt, der zwar vermutlich länger dauert, aber am Ende erfolgversprechend zu sein scheint.

Welche neue Strategie der FCI entwickelt hatte, erfuhren Fans am vergangenen Mittwoch aus erster Hand bei der vierten "Schanzer Runde", die beim "Haberfelder" in Rockolding abgehalten wurde. Bei diesem Format, das der FC Ingolstadt 04 gemeinsam mit dem DONAUKURIER und Herrnbräu entwickelt hat, diskutieren Persönlichkeiten aus dem Verein beziehungsweise dessen Umfeld über spannende Sachverhalte. Die Fans, die dieses Angebot erneut gern angenommen hatten, konnten sich über die sogenannte "Bierdeckelfrage" aktiv ins Gespräch einbringen.


Auf dem Podium saßen die FCI-Spieler Stefan Kutschke und Thomas Keller sowie der Technische Direktor Florian Zehe und Fan-Vorstand Martin Bergmair. Der Ort des Geschehens war den Fans vertraut: die ehemalige Stiftl-Alm, einst am Audi-Sportpark aufgebaut, jetzt im Dienst als Haberfelder-Alm.
"3. Liga - Rückschritt zum Fortschritt? " lautete die durchaus provokante Frage, die das Thema des Abends vorgab. Als Moderator wirkte erneut Torsten Krauskopf, der seine Klasse bewies, indem er seine Fragen zwar offen, direkt und ungeschminkt stellte, sie aber niemals verletzend formulierte und so eine angenehme Gesprächssituation schuf.


Es sind durchaus ehrgeizige Ziele, die sich das neu zusammengesetzte Team gesteckt hat, doch manifestieren die sich nicht in einem ganz bestimmten Tabellenplatz. "Wir wollen eine Mannschaft formen, die diesen Namen auch verdient", lautete die glasklare Ansage von Kapitän Kutschke, der mehrmals betonte, dass der Mannschaftsgeist und der Zusammenhalt ein anderer, ein besserer, sei als noch vor einem Jahr. Man unternehme im Team viel gemeinsam, zum Beispiel Grillabende oder Besuche von Eishockey-Spielen. "Was wir verbockt haben, dem müssen wir uns stellen", lautete ein weiterer prägnanter Kutschke-Satz.

Insgesamt müsse man statt auf schnelle, doch unter Umständen flüchtige Erfolge auf einen nachhaltigen Aufbau setzen, betonte auch der Technische Direktor. Den Wiederaufstieg habe man natürlich im Blick, ohne ihn mit einem konkreten Datum zu verbinden. Nach dem Abstieg brach das Team erst einmal auseinander. "Wir mussten aus den Puzzlestücken, die wir hatten, etwas Neues zusammenfügen", erklärte Florian Zehe. Der Verein setzt nun auf eine Mischung aus erfahrenen und vielen jungen Spielern, wobei fast jeder seine Chance bekommt, sich im Spiel zu zeigen. Die Binsenweisheit von der "geschlossenen Mannschaftsleistung" - hier ist sie aktuell. "Wir haben Qualität verloren, wir hatten Super-Einzelspieler", räumte der Kapitän ein. Nur: "Es ist die Mentalität, der Mannschaftsgeist, der uns stark macht. Da braucht es keinen Paradiesvogel, der sein Ding macht. "

Natürlich ist dieser Weg nicht frei von Schlaglöchern. Nach einem wirklich guten Start kam eine Delle. "Hier müssen wir wieder heraus", forderte der Technische Direktor. Andererseits: "So etwas schweißt zusammen. " In diesem Zusammenhang verlieh Stefan Kutschke seinem Ärger über die Notengebung durch Sportredakteure Ausdruck: Es könne nicht sein, dass ein Mann von der Tribüne aus in der Lage sei, alle Spieler über 90 Minuten genau zu beobachten - und zu beurteilen.

Für die Stimmung im Stadion sind die Zuschauer zuständig. Fan-Vorstand Martin Bergmair sprach an, dass viele Fans verwöhnt von der 2. und sogar der Bundesliga seien und unter Umständen überzogene Erwartungen hegten.

Viele Augen richten sich auf die Nachwuchsspieler, zum Beispiel auf Thomas Keller, der auch zur deutschen U20-Nationalmannschaft gehört - und dort Einsätze bekam. Er lobte die Unterstützung, die er und die übrigen "Jungen" von den älteren Spielern und vom Trainerteam bekämen. In der 3. Liga werde ein hohes Tempo gespielt und die Zweikämpfe seien körperbetont, sagte Verteidiger Thomas Keller, der von den Zuschauern auf seine beiden Roten Karten angesprochen wurde. "Die Grätschen hätten so nicht sein müssen, wir waren nicht in höchster Gefahr", gab sich das Nachwuchstalent reumütig. "Aber ich werde weiter lernen, Gas geben und künftig cleverer in die Zweikämpfe gehen. " Was das Lernen betrifft, kann Keller der 3. Liga auch sonst viel abgewinnen: Der Einstieg in den Profi-Fußball sei hier wesentlich leichter als in der 2. Liga.

Josef Bartenschlager