Hilpoltstein
Kein Mordsspaß mit dem Tod

Kabarettist Karl-Heinz Krätzer sinniert im Auhof in seinem Programm "Übergangsweise" humorvoll über das Sterben

21.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:24 Uhr

Diakon Karl-Heinz Krätzer alias Sepp Todt forscht im Auhof mit Humor nach Tod und Sterben. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Ein Kabarett-Abend ist keine alltägliche Veranstaltung im Auhof. Und auch das Thema von Karl-Heinz Krätzers und Franz Xaver Franks Programm „Übergangsweise“ kann getrost als ungewöhnlich bezeichnet werden: Tod und Sterben.

Natürlich will sich der Lindelburger Diakon Krätzer nicht über den Tod lustig machen, denn Sterben macht ja bekanntlich keinen Spaß. Aber auch schwierigen Sachverhalten begegnet man am besten mit Humor. Trotzdem beginnt der Abend mit einem Trauermarsch auf dem Klavier. „Franz war früher bei Beerdigungen der Chefmusiker“, stellt Krätzer seinen Pianisten vor. Allerdings endete seine Karriere jäh – bei der Beerdigung eines CSU-Politikers. „Er solle ein Stück von internationaler Bedeutung spielen, haben ihn die versammelten Parteigänger gebeten, also stimmte er die Internationale an“, erinnert sich Krätzer. Diese „Lafontaine-Schnulze“ sei jedoch gar nicht gut angekommen, auch wenn Edmund Stoiber noch versucht hätte, auf die kommunistische Melodie das Bayernlied anzustimmen: „Gott mit dir, du Land der Bayern, äh, in 10 Minuten – zum letzten Gefecht“. Franz Xaver Frank wurde zum Sargträger-Praktikant degradiert, und ist nun auf Tour mit „Sepp Todt“ alias Karl-Heinz Krätzer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Tod zu erforschen. In seiner fiktiven Hochhauswohnung in Hilpoltstein beobachtet Krätzer alias Todt mit seinem Fernglas die nächtliche Burgstadt, und sein Blick bleibt am Fenster von Oma Müller hängen, die in ihrem Wohnzimmer lächelnd auf dem Sofa sitzt. Sie ist schon vor drei Wochen gestorben. „Ob der Tod wohl nochmal zu ihr kommt“, überlegt Todt, der ein Supermann-T-Shirt trägt. Wobei das „S“ jedoch für „Sensi“ stünde, ein Spitznamen in Anlehnung an den Sensenmann, den sich seine Kneipenkumpels für ihn ausgedacht haben angesichts seines tödlichen Nachnamens. Als Spezialist für das Sterben kommt zu ihm in die Kneipe ein kleiner Junge mit seinem toten Hamster und fragt „muss Rudi jetzt sein ganzes Leben tot sein“ Eine gute Frage, wenngleich die umsitzenden Gäste wenig Mitgefühl zeigen: „So ein Hamster kostet einen Zwickel, geh und kauf dir einen neuen, und schmeiß den alten in die Tonne.“

Man müsse schon als Kind lernen, loszulassen, findet Todt. Aber das gelte auch für Erwachsene, und da verwandelte sich der heitere Todt kurzzeitig zurück in einen ernsten Karl-Heinz Krätzer. Denn erst heute habe er wieder einmal Abschied von einem langjährigen Freund nehmen müssen, von dem Mann, der den „Scheibenwischer“ erfunden, und ihn vor 35 Jahren ermuntert habe, selbst auf die Bühne zu gehen: Dieter Hildebrandt, der just an diesem Buß- und Bettag seinem Krebsleiden erlag.

Dann forscht Sepp Todt weiter nach dem Tod, bei Ärzten, Soldaten und in Altenheimen, sogar in der umstrittenen Ausstellung „Körperwelten“ von Gunther von Hagen sei er gewesen. Da sei ihm auch eine korpulente Figur aufgefallen, die eine Dose Hundefutter in der Hand trug. „Ja Mosi, was machst du denn da“, entfuhr es ihm. Aber wer oder was der Tod sei, konnte er auch an diesem unheimlichen Ort nicht erfahren. Also greift er zum Telefon und ruft den Tod persönlich an. Der Tod, eine dröhnende Stimme aus dem Off, zeigte sich zwar sehr gesprächig, aber die große Frage, ob es denn ein Leben nach ihm gäbe, verriet er nicht – Schweigepflicht. „Du wirst es zwar nicht erleben, dafür erfahren“, so der Tod, der gestand, den „großen Plan“ nicht zu kennen, „den kennt nur der Chef“. Dafür hatte der Tod einen guten Rat. Die Menschen sollten nicht ihr Leben mit Tagen, sondern ihre Tage mit Leben füllen, und vor allem nicht vergessen, dass er ein wichtiger Bestandteil im Leben aller Menschen sei, „wenngleich auch der letzte“.