Schrobenhausen
Kein Interesse an einem Gespräch mit Mixa

02.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr
Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef am Rande der Schrobenhausener Altstadt. Hier soll der damalige Stadtpfarrer Walter Mixa Kinder misshandelt haben. Obwohl die Einrichtung in den vergangenen Jahren völlig neu strukturiert worden ist, kündigen die Verantwortlichen weitere Reformen an. −Foto: Foto: Petry

Schrobenhausen (DK) Das Gesprächsangebot des Augsburger Bischofs Walter Mixa gegenüber den früheren Heimkindern von Schrobenhausen ist bei den Betroffenen auf Ablehnung gestoßen. Unterdessen haben weitere ehemalige Bewohner des Heims Vorwürfe gegen Mixa erhoben.

Mixa hatte sich am Donnerstag erstmals persönlich zu den Vorwürfen geäußert, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den 70er und 80er Jahren Bewohner des Kinderheimes St. Josef geschlagen. In einer persönlichen Stellungnahme (siehe Dokumentation) wies er die Vorwürfe zurück und unterbreitete den ehemaligen Heimkindern zugleich ein Gesprächsangebot. Mixa, der zuvor mit juristischen Schritten gedroht hatte, versicherte in diesem Zusammenhang ausdrücklich, er habe zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt "in irgendeiner Form" angewandt.

Die Ablehnung des Gesprächsangebotes kam postwendend: Die Onlineausgabe der "Süddeutschen Zeitung" zitiert Jutta Stadler aus Pfaffenhofen, eines der beteiligten früheren Heimkinder, mit den Worten: "Ich spreche auf keinen Fall mit jemandem, der mich als Lügner hinstellt." Auch Hildegard Sedlmair, die ebenfalls Vorwürfe gegen Mixa erhoben hatte, sagte, sie habe unter diesen Vorzeichen kein Interesse an einer Unterredung. Mixa zeigte sich enttäuscht.

Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" forderte Mixa unterdessen auf, sein Amt als Bischof so lange ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt seien. Der Sprecher der Organisation im Bistum Augsburg, Herbert Tyroller, kritisierte, dass Mixa die Opfer mit der Androhung zivil- und strafrechtlicher Konsequenzen einschüchtere. Das sei nicht der "richtige christliche Weg".

Beim DONAUKURIER haben sich inzwischen weitere frühere Heimkinder gemeldet, die die Vorwürfe gegen Mixa bestätigen und von Schlägen sprechen. Auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtete von einem weiteren Fall. Ein 40-Jähriger, der heute in Rosenheim lebt, sagte gegenüber dem DONAUKURIER: "Es ist Zeit, dass die Dinge ans Licht kommen." Er habe Mixa als Grundschullehrer gehabt. "Er war kein netter Mann, er hat uns geschlagen und an den Haaren und Ohren gezogen" – er sei ganz anders gewesen, als der Augsburger Bischof sich selbst in den Medien darstelle.

In Schrobenhausen bemühen sich derweil Stadtpfarrer Josef Beyrer, Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU) und Landrat Roland Weigert (FW) darum, die Situation zu entspannen. Am Donnerstag kündigten sie zum einen strukturelle Veränderungen im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef an, die sicherstellen sollen, dass so etwas "nie wieder geschehen könnte". Zudem sollen alle ehemaligen Heimkinder angeschrieben und zu Gesprächen eingeladen werden.

Inwieweit die geplante Umstrukturierung die noch in der Einrichtung beschäftigten Mallersdorfer Schwestern betrifft, steht bislang nicht fest. Auch die Nonnen waren in die Kritik geraten, weil sie Kinder geprügelt haben sollen. So sagte eine Betroffene gegenüber der Nachrichten-Agentur dpa, sie sei mehrfach mit einem Besenstiel und einem Stock geschlagen worden.

Ein Sprecher des Ordens teilte am Freitag mit, in Situationen der Überforderung sei es zu "disziplinären Maßnahmen gekommen, die wir bedauern und die nicht zu unseren pädagogischen Vorstellungen passen". Diese Fehlreaktionen beträfen Formen "leichter körperlicher Züchtigung", die sich im Rahmen der bis in die 80er Jahre gesellschaftlich üblichen Disziplinarmaßnahmen bewegt hätten. Die Schwestern hätten nie mit Gegenständen zugeschlagen.