Ingolstadt
„Kein Dieselfahrer braucht Angst zu haben“

Audi-Händler: Kunden haben Vertrauen in Marke – Selbstzünder bei Zulassungszahlen rückläufig

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Erfolgreiche Umrüstaktion: Eine positive Bilanz kann das Audi-Zentrum Ingolstadt im Hinblick auf das Softwareupdate bei Dieselfahrzeugen ziehen. Der KFZ-Mechatroniker Andreas Mathes (rechts) erklärt zwei Auszubildenden, wie das Update funktioniert. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Gut zwei Jahre ist es her, dass die Manipulationen der Abgaswerte bei Volkswagen bekannt wurden. Seither steckt der Autohersteller in einer schweren Krise. Nicht nur der Ruf des Konzerns ist in Mitleidenschaft gezogen worden, auch über die Zukunft der Dieselautos wird diskutiert.

„Die Angst der Dieselfahrer“, „Klagewelle und Imageverlust“, „VW ruft fünf Millionen Autos zurück“: Die Schlagzeilen überschlagen sich seit den vergangenen Jahren. Politiker diskutieren über ein Fahrverbot in Innenstädten. Kunden sind verunsichert. Wie sieht es mit dem Dieselauto in Ingolstadt aus? Vorneweg beruhigende Worte von Bürgermeister Albert Wittmann (CSU): „In Ingolstadt braucht kein Dieselfahrer Angst haben.“ Ein Fahrverbot werde es für die Selbstzünder nicht geben. „Man muss aufpassen, dass man nicht in Hysterie verfällt“, betont der fest überzeugte Dieselfahrer.

Eine Statistik der Stadt Ingolstadt verdeutlicht, dass in den vergangenen Jahren von einer Hysterie nichts zu spüren war: Von 2008 bis 2016 hat die Zahl der Dieselautos um 40 Prozent zugenommen. Benziner verzeichnen im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von neun Prozent. Trotzdem sind die Zahlen aktuell rückläufig: Heuer wurden 36 047 Autos mit Dieselantrieb zugelassen (Stand 15. September). Zum Vergleich waren es im Jahr zuvor 38 486 Autos mit Dieselantrieb. Bis jetzt sind 66 514 Benziner zugelassen – vergangenes Jahr waren es 55 888 mit Benzinantrieb.

Der Anteil von Dieselfahrzeugen am Absatz in der Region Ingolstadt liegt bei rund 60 Prozent, teilt Audi mit. Allerdings seien die Kunden in Deutschland wegen politischen Diskussionen über Fahrverbote verunsichert. „In diesen Märkten haben wir in den vergangenen Wochen einen leichten Rückgang des Dieselanteils an unseren Verkäufern gesehen“, sagt Audisprecherin Susanne Killian. „Dieselautos werden genauso wie immer gekauft“, antwortet Martin Brod, Inhaber des Audi-Zentrums Ingolstadt. Besonders mache sich die Umweltprämie vom Hersteller bemerkbar, betont der Geschäftsführer. „Die Nachfrage deckt sich mit unseren Erwartungen“, bestätigt Killian.

Eine Statistik darüber, wie viele Diesel umgerüstet wurden, hat die Stadt nicht erhoben. Auch Audi hat darüber keine genauen Informationen: „Wir führen keine lokalen Statistiken und können daher keine exakte Zahl für Ingolstadt liefern. Wir gehen aber von einer aktuellen Nachrüstungsrate von 60 bis 80 Prozent aus“, sagt Audi-Sprecherin Killian auf Anfrage. Europaweit müssen 2,4 Millionen Audis im Zuge des Abgasskandals umgerüstet werden. 1,4 Millionen waren bereits deswegen europaweit in der Werkstatt. „Wir haben 80 bis 90 Prozent abgearbeitet“, erklärt Brod vom Audi-Zentrum Ingolstadt.

Während Audi von „ein paar Hundert Beanstandungen“ aufgrund des Umrüstungsbescheids an die Kunden berichtet, zieht Brod eine positive Bilanz: „Das Vertrauen in die Marke und den Hersteller ist nach wie vor da.“

Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz sieht im Bereich Softwareupdate noch Handlungsbedarf: „Es muss technisch mehr gemacht werden! Ein Softwareupdate reicht nicht aus.“ Die Umrüstung durch eine Software sei eine Scheinlösung, die keine Luftverbesserung bringe.

Trotz der Kritik des Bundes Naturschutz blickt Audi positiv in die Zukunft: „Dieselmotoren haben eine Zukunft. Die traditionellen Antriebskonzepte werden auch weiterhin eine tragende Rolle spielen.“ Eine tragende Rolle spielt der Dieselmotor auch im Fuhrpark der Stadt, erklärt Bürgermeister Wittmann. Lkw und Busse werden auch in Zukunft mit Diesel angetrieben. Denn die Elektroautos seien noch weit von der Zukunft entfernt, betont Wittmann: Bei einer Produktion einer Batterie eines Tesla Elektroautos werden rund 17 Tonnen Carbon Dioxide (CO2) freigesetzt. Im Vergleich: Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 in Deutschland liegt bei rund zehn Tonnen. Damit könne man mit einem Diesel 200 000 Kilometer mehr fahren, betont Wittmann. Dennoch hebt Geilhufe hervor: „Jede Form der Ressourcenverwendung bereitet Schwierigkeiten.“