Kecker Spatz II

21.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:02 Uhr

Unter dem Manövernamen „Kecker Spatz“ übten vom 17. bis 24. September 1987 im Raum Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt, Landshut, München, Augsburg, Ulm und Stuttgart 75 000 Soldaten (55 000 Deutsche und 20 000 Franzosen) die Abwehr eines massiven sowjetischen Angriffs auf Deutschland. Bei diesem ersten großen deutsch-französischen Militärmanöver auf dem Boden der damaligen Bundesrepublik, bei dem die neu aufgestellte schnelle französische Eingreiftruppe FAR (Force d‘Action Rapide) ihre Premiere hatte, wurden 17 000 Radfahrzeuge, 2200 Kettenfahrzeuge sowie 480 Hubschrauber eingesetzt.

Aber nicht nur der potenzielle Gegner, die Sowjetunion mit ihren osteuropäischen Verbündeten, sondern auch die deutschen Nato-Alliierten USA und Großbritannien blickten mit Argwohn und Misstrauen auf die militärische Bruderschaft Deutschlands und Frankreichs. Schließlich hatte Staatspräsident Charles de Gaulle im März 1966 Frankreichs Austritt aus der militärischen Integration des von den USA dominierten westlichen Bündnisses erklärt. Als die Franzosen erfuhren, dass das deutsche Verteidigungsministerium den Nato-Oberbefehlshaber und den Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses als Manöverbeobachter eingeladen hatte, zwangen sie den zuständigen Staatssekretär zu einer peinlichen telefonischen Ausladung. Begleitet wurde die Übung erstmals – und letztmals – von einer eigenen Hörfunk-Manöverwelle der Bundeswehr, die in einer Ingolstädter Kaserne ihren Sitz hatte. Allerdings waren vor 25 Jahren die meisten Bundeswehrfahrzeuge nicht mit einem Radio ausgestattet.

Zur Namensgebung „Kecker Spatz“ zitierte der Korrespondent einer Nachrichtenagentur „einen Vertrauten von Verteidigungsminister Manfred Wörner“ mit den Worten: „Manövernamen zeichnen sich durch besondere Albernheit aus“. jbn