Gaimersheim
Kaum Interesse an Bürgerbegehren

19.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Gaimersheim (EK) Das von der Gruppierung FDP/Parteifreie Bürger ins Gespräch gebrachte Bürgerbegehren gegen eine Südumgehung Gaimersheim stößt offenbar auf wenig Gegenliebe. Zu einer ersten Informationsveranstaltung am Dienstag kamen gerade mal ein Dutzend Interessierte.

An mehreren Stellen im Ort prangten gelbe Plakate, die auf die Veranstaltung im Gaimersheimer Sportheim hinwiesen. Otto Hauf, Einzelkämpfer der aus FDP und Parteifreien Bürgern bestehenden Vereinigung im Marktrat, hätte sich auf seinen Vorstoß mehr Resonanz erwartet, wie er enttäuscht sagte. Ob überhaupt Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt werden, scheint derweil unklar.

Otto Hauf selbst gab sich zum Schluss der Versammlung, bei der ihm vor allem von SPD und Freien Wählern scharfer Gegenwind ins Gesicht blies, weit weniger kämpferisch als zu Beginn. Sowohl Ingrid Seehars (SPD) als auch dritter Bürgermeister Walter Schwimmer (FW) suchten ihm mit Nachdruck einzuschärfen, dass sein Vorstoß für ein Bürgerbegehren zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt komme. Denn am Freitag geht der Gaimersheimer Gemeinderat in Klausur. Einziges Thema: Verkehr.

"Wir werden ein Zeichen setzen", kündigte Schwimmer an. Der Gemeinderat wolle die Weichen für die Verkehrsplanung der nächsten Jahrzehnte stellen. "Wir haben ein riesiges Gewerbegebiet", betonte Ingrid Seehars. "Das Thema Verkehr ist auch unsere Angelegenheit." Gefragt sei deshalb "ein richtiges Konzept, kein Einzelwurf".

Die Südumgehung ist – ähnlich wie die Nordumgehung Gaimersheim – längst zum Politikum geworden. Die Stadt Ingolstadt – allen voran Finanzbürgermeister Albert Wittmann, der vor einem Jahr die Diskussion um den Bau des letzten Teilstücks der Nordumgehung Gaimersheim angestoßen hatte – fordert die Südumgehung Gaimersheim oder einen Bypass zur Entlastung Friedrichshofens als Alternative sowie die beidseitige Öffnung der Staatsstraße 2335. Nur unter dieser Voraussetzung soll das letzte Teilstück auf Ingolstädter Seite gebaut werden. Um ein "Signal Richtung Ingolstadt" zu senden, beschloss der Gaimersheimer Marktrat unlängst nicht öffentlich, die Grundstücksverhandlungen für die Südumgehung aufzunehmen. Einen Beschluss für den Bau der Südumgehung gibt es nicht.

Doch schon das Ja zu den Grundstücksverhandlungen der Gaimersheimer wertet Hauf als "Meinungsumschwung", der auf Druck von Bürgermeister Wittmann und des Ingolstädter Oberbürgermeisters Alfred Lehmann zurückzuführen sei. "Der Gemeinderat", so Hauf, "hat sich dem Erpressungsversuch Wittmanns gebeugt".

Den jüngst gefassten Beschluss sieht er als "Einstieg in den Bau der großen Variante". Eine kleine Südumgehung, die so genannte Knappsche Südumgehung, wird bereits rege genutzt. Sie führt von der Eitensheimer Straße zur Bahnunterführung und dann der Bahnlinie entlang zur Ziegeleistraße.

Weil der letzte Teil wegen der Nähe zum Gymnasium nach Süden verlegt werden muss, wären in diesem Bereich ohnehin Grundstücksverhandlungen angestanden. "Etwas anderes wurde nicht beschlossen", betonten Seehars und Schwimmer übereinstimmend.

"Wir müssen die Auswirkungen der Nordumgehung nach deren Freigabe abwarten." Das ist für Otto Hauf einer der Gründe, warum er für ein Bürgerbegehren eintrete. Die Südumgehung verschlinge Millionen Euro an Steuergeldern und habe einen erheblichen Flächenverbrauch; die bestehende kleine Variante in erweiterter Form reiche aus. "Auch wir", so Hauf, "sind für eine gute Zusammenarbeit. Ein gutes Verhältnis darf man sich aber nicht erkaufen mit unsinnigen Ausgaben und einem unsinnigen Flächenverbrauch".

Dass Landwirt Georg Fischer den Sinn der gesamten Nordumfahrung anzweifelte, von "ewigem Murks" sprach und schließlich meinte, "es gehört eine gescheite Südumgehung her", brachte Sebastian Schiebel, früherer Kreisbaumeister am Landratsamt Eichstätt, auf den Plan. Er mahnte zur Sachlichkeit und ließ keinen Zweifel daran: "Die Nordumgehung ist vollkommen richtig für Gaimersheim."

Eines war bei der Veranstaltung deutlich herauszuhören: Dass in Gaimersheim kaum jemand den Bau der gesamten Südumgehung möchte, sich die Markträte aber durchaus dessen bewusst sind, dass Gaimersheim zur Verkehrsentlastung seinen Part beitragen muss. Die Verkehrsklausur am Freitag soll die Lösung bringen.

Ob Otto Hauf danach tatsächlich Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen eine Südumgehung sammelt, wird sich zeigen. Neun Prozent aller Wahlberechtigten müssten die entsprechende Liste unterschreiben. Zunächst will der Mann von FDP und Parteifreien Bürgern erst einmal weiteren Rat einholen: vom Verein "Mehr Demokratie in Bayern".