In
Katze, Maus und Goethe

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

In Vohburg brechen berauschende Zeiten an. Man muss sich das in etwa so vorstellen wie in diesem Land, in dem Milch und Honig fließen - nur besser. Wie, Sie sagen, in Vohburg läuft schon alles perfekt? Wir sagen: Da geht noch mehr.

Ab sofort ist gutes Wetter gebucht. Eine rauschende Party folgt der nächsten, hochkarätigste Kulturveranstaltungen konkurrieren um Aufmerksamkeit, die Sportvereine gehen durch die Decke und die Industrie erst. Apple und Google streiten sich, wer ein Büro in Vohburg eröffnen darf und die High Society gibt sich am Burgberg die Klinke in die Hand. Vohburg hier, Vohburg da, Vohburg ist in aller Munde. Die Stimmung ist ausgelassen, ja fast schon euphorisch. Namhafte Persönlichkeiten, die Vohburg besuchen wollen, um in zu sein, müssen sich in Wartelisten eintragen. Donald Trump soll an Position vier stehen - hinter Mark Zuckerberg, Ronaldo und Dietrich Mateschitz. Die Ursache dieses explosionsartigen Booms ist schnell gefunden: Die beiden Instanzen in Vohburg sind in Urlaub. Es gilt die Weisheit: Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. In Vohburg ist - im übertragenen Sinn - nicht nur die Katze aus dem Haus, sondern auch der Hund. Gemeint sind Bürgermeister Martin Schmid und Pfarrer Thomas Zinecker - beide haben sich in ihren (wohlverdienten oder wohl verdienten) Urlaub verabschiedet. Die Frage, wer von den beiden in dieser Parabel Hund und wer Katze ist, führt nur in eine Sackgasse. Tatsache ist: Sie sind weg, die politische und die moralische Instanz.

Aber Vorsicht! Nicht, dass es Vohburg so ergeht wie Goethes Zauberlehrling:

,Hat der alte Hexenmeister

sich doch einmal wegbegeben!

Und nun sollen seine Geister

auch nach meinem Willen leben.'

Als der Meister außer Haus ist, schwingt der Lehrling den Zauberstab und löst ein Chaos aus, dem schließlich der bekannte Hilfeschrei folgt: ,Die ich rief, die Geister, Werd' ich nun nicht los.'

So weit wird es in Vohburg glücklicherweise nicht kommen, denn im Rathaus sitzt kein unerfahrener Lehrling, sondern mit Roswitha Eisenhofer - quasi die moralische und politische Instanz in einer Person. In der Hoffnung, dass Hund, Katze, Maus nach ihrem Urlaub nicht rufen:

,In die Ecke, Besen! Besen!

Seid's gewesen.'

‹ŒGrüße vom Burgberg