Lenting
Kater Panchos unglaubliche Reise

12.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Er ist es: Der in Lenting lebende Vater der Besitzerin, Eugen Mletzko, war sich von Anfang an sicher. Gestern kam die Bestätigung von Tierärztin Angelika de Bruyne, die den Karthäusermischling Pancho untersucht hat. - Foto: Stückle

Lenting (DK) Happy End nach neun Monaten: Am 9. November 2009 ist Kater Pancho seiner in Bremen studierenden Besitzerin in der Hansestadt entwischt. Gestern Abend konnte Martha Mletzko das Tier – etwa 700 Kilometer weiter – in ihrem Heimatort Lenting überglücklich in die Arme nehmen.

"Das ist echt der Wahnsinn." Die junge Frau ist völlig aus dem Häuschen. Was der zweijährige Karthäusermischling Pancho auf seiner unglaublichen Reise zwischen Bremen und Lenting im Landkreis Eichstätt alles erlebt hat, wird für immer sein Geheimnis bleiben. Allzu schlimm kann sein Abenteuer aber nicht gewesen sein. Das Fell des Tieres glänzt. Es ist schlank, aber nicht abgemagert. Der Kater sieht gesund und munter aus – und blickt mit großen, beigegrünen Augen unschuldig drein.

Angelika de Bruyne, die in Lenting eine Kleintierpraxis betreibt und Pancho schon in Behandlung hatte, bevor er vor eineinhalb Jahren mit seinem Frauchen nach Bremen zog, stellte gestern fest: "Alter und Fellfarbe entsprechen den Daten auf meiner Karteikarte." Einen hundertprozentigen Beweis, ob er es wirklich ist, gibt es nicht, denn Pancho hatte bislang keinen Chip unter der Haut. Das wurde nun schleunigst nachgeholt. Denn nur wenn ein Tier im Haustier-Zentralregister registriert ist, ist es eindeutig identifizierbar.

Das Alter einer Katze kann man anhand der Zähne ablesen, erklärte de Bruyne. Nachdem sie das Tierchen genau angeschaut hatte, meinte sie: "Er ist es." Eugen Mletzko, der in Lenting lebende Vater der Katzenbesitzerin, war sich schon vorher absolut sicher. Wie zum Beweis drückte sich Pancho verschmust an seine Schulter und schmiegte sich zärtlich um seinen Hals. Jeder Katzenbesitzer weiß: Eine fremde Katze tut sowas nicht.

Kann eine Katze tatsächlich aus eigener Kraft von Bremen bis Lenting laufen? Der Routenmesser im Internet gibt die Strecke auf kürzestem Weg mit 666 Kilometern an. "Grundsätzlich ist so etwas möglich", sagt die Tierärztin. Solche Geschichten gebe es immer wieder. Aber es sei natürlich schon "sehr ungewöhnlich". Katzen hätten einen ganz besonderen Orientierungssinn, so de Bruyne. "Das ist wie ein inneres Navi."

Bereits am Dienstag war Pancho zum ersten Mal in Lenting aufgetaucht – vor jenem Haus, in dem er als Baby groß geworden ist. Eugen Mletzko hatte den Kater gleich erkannt. "Der lief durch die Wohnung, als ob er nie weg gewesen wäre". Das Haus wird gerade renoviert. Und Pancho, der schon immer Angst vor lauten Geräten wie Staubsaugern hatte, nahm, als Eugen Mletzko kurz weg war, erneut Reißaus.

Die Enttäuschung bei Tochter Martha, die bereits telefonisch vom Auftauchen ihres Katers in Lenting informiert worden war, war groß. Doch am Mittwochabend tauchte das Tier erneut vor dem Heimathaus der Studentin in Lenting auf. Eugen Mletzko handelte schnell. Er sperrte Pancho ins Schlafzimmer, hielt Fenster und Türe geschlossen – und rief erneut seine Tochter in Bremen an. "Sie hat vor Freude geweint", erinnerte er sich. Gestern setzte sie sich in den Zug. Am Abend konnte die Frau ihren Pancho endlich in die Arme schließen.

Der Kater ist wieder bei seinem Frauchen. Sollte er jetzt noch mal stiften gehen, kann er zumindest über einen Code identifiziert werden. Als ihm die Tierärztin den knapp reiskorn- großen Transponder injizierte, hat Pancho nicht einmal gezuckt.