Hilpoltstein (HK) Der Anbau genveränderter Kartoffeln der Sorte Amflora soll nach dem Willen der neuen Bundesregierung gefördert werden. Marion Ruppaner, Agrarreferentin des Bund Naturschutz, referierte dazu auf Einladung des Bündnis gentechnikfreier Landkreis Roth und Stadt Schwabach im Rother Kreistagssaal.
Sie kam zu dem Schluss, dass niemand diese Genkartoffel brauche und mit dem geplanten Anbau die Agro-Gentechnik insgesamt durchgesetzt werden solle.
Georg Bernreuther, Kartoffelzüchter aus Dürrenmungenau , rief die Verbraucher im Landkreis dazu auf, sich ihre Kartoffeln wieder direkt vom Landwirt zu holen oder bringen zu lassen. "Dann hat man auf jeden Fall gute Kartoffeln", sagte er. Interessant für die Industrie ist die Kartoffel wegen ihrer Stärke für die Textil-, Papier- und Klebstoffherstellung.
"Die Forschung an gentechnisch veränderten Kartoffeln zielt auf Kartoffeln mit anderer Stärkezusammensetzung", führte Marion Ruppaner weiter aus. Außerdem suche man so genannte funktionelle Kartoffeln, die besondere Aminosäuren beinhalten sollen, oder nach krankheitsresistenten Kartoffeln. Weltweit gebe es derzeit nirgends einen kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderter Kartoffeln. Die jetzt von der neuen Bundesregierung geförderte Kartoffel Amflora sei von einer BASF-Tochter bereits vor etlichen Jahren entwickelt worden, um industriell verwertbare Stärke, reine Amylopektinstärke, zu liefern.
Ein Hauptkritikpunkt des Bündnis gentechnikfreier Landkreis Roth und Stadt Schwabach an der Genkartoffel Amflora ist ein Resistenzgen gegen wichtige Antibiotika wie Kanamycin, Gentamicin, Neomycin, die diese Kartoffel enthält. Eine Übertragung dieser Resistenzgene auf Bakterien könne zu einer Entwertung dieser Antibiotika führen. "Das sieht auch die europäische Medizinbehörde so", sagte Marion Ruppaner. Weitere Kritikpunkte an der Genkartoffel Amflora seien ungeklärte Veränderungen bei Vitamin- und Solaningehalt. Es gebe keine Versuche, wie sich gentechnisch veränderte Kartoffeln auf das Bodenleben und bei Fütterungsversuchen auswirken. Auch sei eine Koexistenz mit normalen Kartoffeln und anderen Ackerfrüchten unmöglich. "Es bleiben beim Erntevorgang tausende kleiner Knollen im Boden zurück, die bei günstigem Wetter noch bis zu vier Jahre keimen können und dann über die Nahrungskette weiter verbreitet werden", so Marion Ruppaner. "Auf einem Versuchsfeld konnten nach der Ernte Vertreter des Bund Naturschutz kistenweise Genkartoffeln aufklauben." Auch über die gemeinsame Nutzung von Maschinen könnten Genkartoffeln leicht verschleppt werden.
Überdies bräuchten die großen Stärkehersteller die Genkartoffel Amflora nicht. Mittlerweile gebe es konventionell gezüchtete Sorten mit den gleichen Eigenschaften.
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