Kapitän Wolf kämpferisch: "Wir werden Gas geben"

07.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Nürnberg (DK) Die verrückteste aller Varianten ist diese: Das Abstiegsduell zwischen dem Bochum und Hannover endet 0:1. Zeitgleich fallen sechs Tor bei der Partie Nürnberg gegen den Köln – Endstand 2:4. Hannover wäre gerettet, der Club und Bochum stünden absolut punkt- und torgleich (je 28/33:62) da. Erstmals in 47 Jahren Bundesliga müsste der direkte Vergleich über Sein oder Nichtsein entscheiden. Und der spräche gegen den 1. FCN (0:1 und 0:0).

Das wäre ja typisch Club, sagen die notorischen Pessimisten, schließlich hat es der FCN ja schon geschafft, als amtierender Meister (1969) und Pokalsieger (2008) ins Unterhaus abzustürzen. Beim Last-Minute-Abstieg 1999 sackte er am finalen Spieltag noch von Rang zwölf ins Verderben ab. Bei Punktgleichheit und derselben Tordifferenz entschied damals die Anzahl der erzielten Treffer für Eintracht Frankfurt und gegen den 1. FCN. Es ist eben fast alles schon mal da gewesen, und der Club ist allemal für den Ausbau seines vereinseigenen Kuriositätenkabinetts gut.

"Wer so denkt", schnaubt Kapitän Andreas Wolf angesichts der dieser Tage kursierenden Endzeit-Szenarien, "der soll zu Hause bleiben! Wir wissen, um was es geht. Wir werden Gas geben." Seine Mannschaftskameraden bedienen sich ähnlich lautender Durchhalteparolen. "Wir wissen, was wir zu erledigen haben", sagt Abwehrspieler Juri Judt, der den angeschlagenen Dennis Diekmeier vertreten wird. "Wir sind noch da, wir leben noch", versichert Torwart Raphael Schäfer: "Wir müssen jetzt alles, einfach alles, in dieses Spiel hineinlegen. Der 1. FC Nürnberg muss am Samstag funktionieren."

Was zuletzt absolut nicht der Fall war. Nach dem Sieg am Karsamstag gegen Mainz schien die Rettung nahe, doch es folgten vier Pleiten. Vor allem der katastrophale Auftritt am letzten Samstag beim 0:4 in Hamburg ließ die Hoffnung der Fans auf den Nullpunkt sinken und konterkarierte die vom Verein in den letzten Wochen eingeforderte Anti-Abstiegs-Stimmung. Ex-Präsident Michael A. Roth warf den Profis eine mangelhafte Einstellung vor. Vor allem die zahlreichen Leihspieler gerieten ins Kreuzfeuer der Kritik, was wiederum Trainer Dieter Hecking auf die Palme brachte. "Das ist doch absoluter Quatsch! Wir haben hier keinen charakterlosen Haufen und keine Söldnertruppe. Diese Mannschaft verdient Vertrauen!"

Sogar Ex-Trainer Hans Meyer, der noch immer in Nürnberg wohnt und bei fast jedem Heimspiel auf der Tribüne sitzt, meldete sich dieser Tage zu Wort und stärkte seinem Ex-Verein den Rücken: "Diese Zweifel sind nicht angebracht. Damit tut man sich nur selbst weh. Mein Gefühl sagt mir, dass der Club drin bleibt." Dazu wäre ein Sieg gegen Köln die halbe Miete – er würde zumindest die Teilnahme an der Relegation gegen Augsburg sichern. Der Rest entscheidet sich in Bochum.

Mit den sorgenfreien Kölnern kommt ein ganz unbequemer Gast. 23 ihrer 38 Punkte haben die Geißböcke auswärts geholt und dabei nur zwölf Gegentore kassiert – Ligarekord! "Wir sollten nicht darauf spekulieren, dass sie es uns leicht machen", warnt Hecking.