Pfaffenhofen
Kantenschrubber und Räuberleiter

12.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:38 Uhr

Wie in Pfaffenhofen (Foto) und Ingolstadt soll nun auch in Eichstätt eine Kletterhalle entstehen.

Pfaffenhofen (PK) Der Klettergurt sitzt, das Seil im Karabiner ist eingehängt. Mit voller Konzentration geht es mit Magnesia eingeriebenen Händen hoch hinaus. Die Faszination Klettern kann nun auch im neu eröffneten Kletterzentrum in Pfaffenhofen erlebt werden.

Eine Kletterfläche von 800 Quadratmetern mit bis zu acht Meter überhängendem Wettkampfpfeiler, großem „Vergnügungsbereich“ mit 16 Metern Kletterlänge und einem großen Boulderraum, in dem ohne Seil und Sicherung gekraxelt werden darf – das lässt das Herz eines jeden Kletterers höher schlagen. Diesen Traum haben sich jetzt auch die Kletterer der Sektion Pfaffehofen-Asch des deutschen Alpenvereins erfüllt. Seit gut einem Monat ist das neue Kletterzentrum „Pafrock“ in der Kreisstadt in Betrieb und seit der Eröffnung am 4. Juni freuen sich die Verantwortlichen über die vielen Kletterbegeisterten, die aus dem Landkreis und darüber hinaus den Weg in die Halle finden.

Florian Brunthaler, der Zweite Vorsitzende des Kletterzentrums Pfaffenhofent ist zufrieden: „Es lief besser als erwartet an. Nach Ingolstadt und München sind wir die einzige größere Halle in der Region und locken so nicht nur Landkreisbürger an.“

Das wird auch bei einem Besuch der Halle schnell deutlich. Meist paarweise tummeln sich zahlreiche Kletterer vor den Wänden und machen sich für den Aufstieg bereit. Die derzeit 80 Routen der Halle lassen mit originellen Namen wie „Kantenschrubber“, „Räuberleiter“, „Run4yourlife“ oder „Trampelpfad“ den Schwierigkeitsgrad bereits erahnen. Nach genauem Studium der Anordnung der Griffe und eventuellen schwierigen Passagen geht es eng an der Wand und mit voller Körperspannung senkrecht nach oben, das Ziel des letzten Sicherungspunkts immer im Blick. Auf kleinen Tritten wird sich Meter um Meter hochgehangelt. Von unten verfolgt der Partner, der den Kletterer durch ein Sicherungsgerät am Seil sichert, alle Bewegungen, vorbereitet auf jeden falschen Tritt und möglichen Sturz.

„Das Ziehen in den Armen wird im oberen Teil deutlich spürbar, die letzten Kraftreserven werden mobilisiert“, beschreibt eine Freizeitkletterin in der Halle den „Endspurt“ einer Route. Am höchsten Punkt angekommen, wird dann im letzten Karabiner das Seil eingehängt. „Ein kurzes Glücksgefühl über das Erreichte steigt dann in mir auf.“ Dann geht’s auch schon wieder ans Abseilen– nach einem knappen „Ja, hab dich“ vom Partner. Und die nächste Route wird in Angriff genommen.

Angebote für Anfänger

Um neue Routen entstehen zu lasse, und für die Sportler eine Abwechslung beim Erzwingen der Wände zu bieten, werden nach einigen Monaten die Griffe umgeschraubt. Durch vielfältige Angebote wie Kletterkurse für Anfänger oder kostenloses Schnupperklettern versuchen die Verantwortlichen, auch ungeübte Kletterer auf den Geschmack des Kraxelns zu bringen. Dabei kann die notwendige Ausrüstung in der Halle ausgeliehen werden.

Das 30-köpfige, ehrenamtliche Team richtet sogar Kindergeburtstage aus. „Der familiäre Charakter des Zentrums ist uns sehr wichtig. Unser Augenmerk wird sich in nächster Zeit vor allem auf Jugendliche richten“, sagt meint Florian Brunthaler. „Wir könnten uns beispielsweise vorstellen, dass Klettern in den Schulsport integriert wird. Es kann helfen, den Jugendlichen mehr Selbstvertrauen zu geben.“ Beim Sichern eines Kletterers seien vor allem Verantwortungsgefühl und Konzentration gefragt. „Wir wollen deshalb möglichst viele Lehrer dazu motivieren, einen Klettererschein zu machen, um die Schüler dann auch selbst betreuen zu können“, so Brunthaler. „Außerdem möchten wir auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen in unser Angebot involvieren. Eine Kletterin leidet an Parkinson und würde dementsprechende Kurse anbieten.“

Outdoor-Wand geplant

Jetzt noch auf Indoorklettern beschränkt, soll in den nächsten Jahren auch noch ein Außenbereich mit Kletterwänden folgen. Durch die Nähe zum Schwimmbad erhofft sich der Alpenverein, dass dann die Halle noch mehr Aufmerksamkeit erregt und das Interesse an diesem Trendsport weiter geweckt wird.

Doch nicht nur der Außenbereich wartet auf seine Vollendung. Nach Ausschöpfen des Budgets musste im Inneren der Halle vorerst noch auf einen speziell federnden Bodenbelag verzichtet werden. Der soll jedoch kommendes Jahr verlegt werden, wie es heißt. Dann wird sogar eine offene Stadtmeisterschaft geplant, an der Kletterer landkreisübergreifend teilnehmen können.

Die Kletterhalle in der Ingolstädter Straße in Pfaffenhofen ist montags bis freitags von 17.30 Uhr bis 22.30 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Wer sich an den Klettersport nicht herantraut, kann auch nur als Besucher die Kletterhalle besichtigen und vom kleinen Bistro der Halle aus den Waghalsigen beim Erklimmen der Wand zusehen.