Neuburg
Wenn der Gemeindereferent auf Bäume klettert

12.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:38 Uhr

Verschiedene Workshops prägten den Tag, etwa Diskussionen im Stuhlkreis. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Gemeindereferenten, die auf Bäume klettern? Wer vorgestern zufällig durch den Garten der Heilig-Geist-Kirche spazierte, dürfte seinen Augen kaum getraut haben. Einen Gemeindereferententag hatte sich die Regionalgruppe der Gemeinde- und Pastoralreferenten ausgedacht.

Einmal im Jahr treffen sich die Gemeindereferenten der Diözese Augsburg zu einem solchen gemeinsamen Tag. Alle acht Jahre ist die Region Altbayern an der Reihe, ihn auszurichten. Der letzte fand 2003 in Pfaffenhofen statt. Diesmal war Neuburg an der Reihe. Aus ganz Bayern waren insgesamt 94 Gemeindereferenten angereist, weshalb das Organisationsteam für ganz besondere Wegweiser gesorgt hatte. Die Stelzenläufer der Mittelschule sorgten dafür, dass alle den Boxenstall fanden. Dort berichtete zunächst Domvikar Michael Weihmayer über aktuelle Entwicklungen. Für den bundesweit agierenden Berufsverband der Gemeindereferenten warb Stefan Schneid. Einige Interessierte haben sich bereits gefunden, sodass eine diözesane Gruppe gegründet werden konnte.

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen verschiedener Workshops, die allesamt zum Thema „Einfach anders“ passten. „Wir wollten keinen Standard-Tag, der sich von 9 bis 16.30 Uhr im Pfarrsaal abspielt“, erklärt Margot Wienhardt die Hintergründe. Stattdessen entschied sich das 15-köpfige Team für andere Orte, die historisch oder kulturell für Neuburg Bedeutung haben. Dort sollten unübliche Wege zu Gott erfahren werden. Während also Christian Wohlhüter, Baumkletterer mit Ausbildung, in affenartiger Geschwindigkeit Richtung Krone der etwa 25 Meter hohen Birke verschwindet, ist Gemeindereferent Martin Bergmeister für den spirituellen Teil der Aktion zuständig. Die Perspektive sollen die Teilnehmer wechseln, deshalb geht es hoch hinauf.

Jutta Maier und Sr. Elisabeth Mack von den Dillinger Franziskanerinnen schicken ihre Workshopteilnehmer auf die Straße. Straßenexerzitien zeichnen sich dadurch aus, dass nicht die typischen ruhigen Meditationsorte wie Kirchen aufgesucht werden, sondern eine Parkbank ebenso genügen kann, um Gott zu begegnen. Der ungeschützte Raum der Straße soll Menschen dafür öffnen.

Auch im Theaterworkshop werden Begegnungen geübt. Johannes Baur, Gemeindereferent aus Burgheim zeigt die Macht des „Du“ und die Teilnehmer üben, aufeinander zuzugehen.

Die Bibel mal anders präsentieren Stephan Holstein (Saxofon) und Werner Zuber (Orgel). die beiden Musiker übersetzen Bibelstellen in musikalische Impressionen und geben eine Kostprobe in der Heilig-Geist-Kirche. Einen spirituellen Film zeigt Roland Harsch im Kino und steht anschließend Rede und Antwort.

Auf einen Besuch im Raum der Stille im Krankenhaus St. Elisabeth nimmt Martin Knöferl seine Gruppe mit und berichtet anschließend, wie er selbst zum Künstler wurde. Ihm geht es primär um Hoffnungszeichen, keine Kunstwerke, und auch seine Teilnehmer durften anschließend ausprobieren, ob sie mit Holz umgehen können.

Pfarrer Franz-Reinhard, als geistlicher Begleiter für halbstündige spirituelle Impulse in der Schlosskapelle zuständig, hat eine ganz eigene Sicht auf das Thema. „Einfach anders“ sind für ihn die – ausschließlich angesprochenen – Gemeindereferentinnen, die die weibliche Seite der Kirche repräsentieren. Die Geschichte des Bileam und seiner Eselin, in der Schlosskapelle als Fresko dargestellt, liefert ihm den biblischen Hintergrund dafür. Was die männlichen Gemeindereferenten dazu sagen? Die sind zwar deutlich in der Unterzahl, gleichwohl aber vorhanden. „Ich werde ihn bei Gelegenheit fragen, ob wir jetzt ausgemeindet werden“, antwortet Georg Rehm aus Füssen lachend.