Ingolstadt
"Kann man bei euch mitmachen?"

Der SPD-Kreisvorsitzende und neue Fraktionschef Christian De Lapuente über den Wandel in seiner Partei

26.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:17 Uhr
Kann Erfolge vorweisen: Christian De Lapuente, hier bei der Nominierungsveranstaltung für den damaligen SPD-OB-Kandidaten Christian Scharpf im Stadttheater. −Foto: Foto: Archiv

Ingolstadt - Vorsitzender der Ingolstädter SPD werden zu wollen, das war im Oktober 2016 ein Job von der Art, für den sich im Politiker- und Medienjargon der Begriff "nicht vergnügungssteuerpflichtig" eingebürgert hat.

Der Gewerkschaftssekretär Christian De Lapuente übernahm die vermeintlich undankbare Aufgabe - und ist inzwischen zu einem der einflussreichsten Akteure in der Stadtpolitik aufgerückt.

Herr De Lapuente, bei Ihrer Wahl zum SPD-Kreisvorsitzenden vor dreieinhalb Jahren haben Sie zu den internen Skeptikern gesagt: "Ich bin kein Wunderheiler! " Nach dem sensationellen Wahlausgang mit dem neuen SPD-Rathauschef Christian Scharpf könnte man jetzt glauben, Sie sind doch ein Wunderheiler.

Christian De Lapuente: Ich glaube, dass da einfach viele Aspekte zusammengekommen sind. Es ist natürlich nicht nur eine Person, die die SPD dahin gebracht hat, wo sie heute ist. Das Glück war, dass wir einen Kandidaten hatten - den jetzigen Oberbürgermeister-, der mit seiner Aura, mit seinem Auftreten die Menschen begeistern konnte. Und wir haben ein ganzes Jahr einen Wahlkampf geführt, der einfach gut war. Die Themen haben gepasst, und es war schon ein Glückgriff, zusammen mit dieser Mannschaft haben wir positiv für die SPD was rausholen können.

Für Sie selbst hat sich viel verändert, Sie sind jetzt nicht nur Kreischef, sondern auch Fraktionsvorsitzender und Finanzsprecher der SPD. Wollen Sie alle Positionen länger behalten?

De Lapuente: Bis zum nächsten März/April läuft meine Amtszeit als SPD-Vorsitzender noch. Ich stelle dann schon in meinem Vorstand die Frage, ob man das Amt trennen möchte vom Fraktionsvorsitz. Ich kann mir das prinzipiell vorstellen, ich bin dafür offen. Die neue Aufgabe im Stadtrat macht mir riesig Spaß.

Nach der so klar gewonnenen OB-Wahl haben Sie auch mit Anzeigen um neue Mitglieder geworben. Hat sich bei den Ingolstädter Genossen denn nun auch bereits der Trend umgedreht, ist schon ein Zuwachs zu verzeichnen?

De Lapuente: In der Wahlnacht sind schon einige Mitglieder gekommen, die mitarbeiten und mitgestalten wollen. Das merkt man schon. Wir kriegen jetzt keine Ströme mit Hunderten von Mitgliedern, aber wenn momentan fünf bis zehn Mitglieder im Monat anfragen, ist das ein schönes Zeichen. Die Menschen fragen: Wie kann man bei euch mitmachen?

In den vergangenen Jahren ging es ja bei der SPD - und auch vielen anderen Parteien - tendenziell abwärts, was die Mitgliederzahlen angeht. Wo stehen Sie diesbezüglich aktuell in Ingolstadt?

De Lapuente: Wir sind immer noch stabil bei den rund 420 Mitgliedern. Die Parteien haben einen großen Anteil an älteren Mitgliedern, das ist bei der CSU genauso, und wir sind froh, die Zahl zu halten. Das heißt, wenn Mitglieder versterben, können wir mit Neuaufnahmen den Stand halten, damit sind wir zufrieden.

Dass es mit dem Rückenwind aus dem Rathaus wieder zahlenmäßig deutlich nach oben geht, erwarten Sie nicht?

De Lapuente: Die 500 wäre so eine symbolische Zahl, die wir vielleicht in ein, zwei Jahren wieder schaffen möchten. Aber das Wichtige ist: Die Leute müssen nicht nur Mitglieder werden, sie können auch wirklich mitgestalten. Wir haben den Oberbürgermeister in unseren Reihen, die Ortsvereine haben die Möglichkeiten, den Oberbürgermeister einzuladen.

DK

Das Gespräch führteReimund Herbst