Weitere Corona-Lockerungen in Bayern

Kinos und Fitnessstudios dürfen wieder öffnen - Zugleich Vorsorge für die zweite Welle

26.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:17 Uhr
Vor allem Verkaufspersonal trägt oft stundenlang Masken und Handschuhe. Die PNP sprach mit einem Experten, ob das schädlich für die Haut ist und was es zu beachten gilt. −Foto: Michael, dpa

München - "Corona bedeutet ein Leben in Perspektiven", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern nach der Kabinettssitzung kryptisch - und meint damit vermutlich, dass (die vorliegenden) Erfolge bei den Corona-Zahlen jetzt auch weitere Lockerungen nach sich ziehen können.

 

Perspektive bedeutet aber eben auch, dass eine Rückkehr zu Verschärfungen nicht ausgeschlossen ist, solange weder Impfvorsorge noch Therapeutikum gegen Corona entwickelt seien. Es gebe eben keinen "Anlass zur Entwarnung - Corona bleibt tödlich. " Deswegen, auch das gehört zur Perspektive, baut Bayern vor und schafft eine weiß-blaue Notreserve bei Schutzausrüstungen an, die schon ab Herbst einsatzbereit sein soll.

Die nächste Zeit allerdings gehört erstmal der Lebensfreude: Für vertretbar hält Söders Staatsregierung vor dem Hintergrund des derzeitigen Infektionsgeschehens weitere Erleichterungen und Öffnungen in folgenden Bereichen:

Ab 30. Mai dürfen im Bereich der Erwachsenenbildung wieder Präsenzangebote gemacht werden (etwa bei der Sprach- und Integrationsförderung, in den Bildungszentren im ländlichen Raum oder von privatwirtschaftlichen Bildungsanbietern, in Familienbildungsstätten, der Jugendarbeit sowie der außerschulischen Umweltbildung.

Ebenfalls ab 30. Mai ist der Betrieb von Reisebusunternehmen wieder möglich ist. Allerdings dürfen nur Individualbuchungen erfolgen, keine Gruppenreisen.

Ab 2. Juni wird die Abgabe von Speisen und Getränken durch gastronomische Betriebe im Freien auf die Zeit von 6 bis 22 Uhr verlängert - bisher mussten beispielsweise Biergärten bereits um 20 Uhr schließen, was insbesondere Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gewurmt hatte.

Ab 8. Juni gibt es dann zahlreiche weitere Erleichterungen im Bereich des Sports: Der Betrieb von Freibädern und Außenanlagen von Badeanstalten einschließlich des Außenbereichs von Schwimmbädern, Kureinrichtungen und Hotels kann wieder aufgenommen werden - explizit gedacht sei das "für Kurorte und Heilbäder mit den medizinischen Anwendungen", so Aiwanger, "aber eben nicht für Wellness und Sauna". Hier wolle man erst die Erfahrungswerte anderer Bundesländer, die bereits geöffnet hätten, abwarten. Gleichwohl wolle man aber so schnell wie es eben vertretbar sei, nachziehen, machte er deutlich.

Die bisherige Einschränkung des Trainingsbetriebs auf "Individualsportarten" wird aufgehoben. Das Training von Rehabilitationssportgruppen und der Trainingsbetrieb für National- bis einschließlich Landeskaderathleten sogenannter nichtolympischer Sportarten wird in Sportstätten wieder erlaubt. Der Outdoor-Trainingsbetrieb ist in Gruppen von bis zu 20 Personen zulässig. Indoorsportstätten können den Betrieb wieder aufnehmen. Der Wettkampfbetrieb für kontaktlose Sportarten im Freien ist wieder zulässig. Öffnen können zudem wieder Tanzschulen für kontaktlosen Tanz und Paartanz mit einem festen Tanzpartner sowie - für viele ganz besonders wichtig - endlich auch wieder die Fitnessstudios.

Ab 15. Juni kann auch der Betrieb bei Theatern, Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen wieder beginnen - mit klaren Einschränkungen: Maximal 50 Gäste in geschlossenen Räumen, maximal 100 Gäste im Freien. Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) hat allerdings schon die nächsten Schritte im Blick, wie er gestern deutlich machte - mit bis zu 350 Gästen in geschlossenen Räumen und bis zu 500 im Freien. Ein Datum nannte er freilich noch nicht, dafür aber eine Bedingung: Dass die Infektionszahlen derlei auch vertretbar erscheinen lassen.

Auch darauf dürften viele schon sehnsüchtig gewartet haben: Denn ebenfalls ab 15. Juni können Kinos wieder starten - die Details (etwa, wie viele Sitze zwischen den Zuschauern leer bleiben müssen und wie sich Schutzmaske und Popcorn vereinbaren lassen) werden derzeit noch geregelt.

An den Hochschulen wird zwar weiterhin vorrangig O nline-Lehre betrieben, doch zusätzlich zu den bereits bestehenden Möglichkeiten für Präsenzveranstaltungen (Praxislehre, Labor- oder Arbeitsräume an den Hochschulen) sollen zusätzlich kleinere Seminare für maximal 30 Personen stattfinden.

Ab 1. September soll es in Bayern auch wieder Messeveranstaltungen geben. "Jede Entscheidung über einen so langen Zeitraum steht natürlich jedoch verstärkt unter dem Vorbehalt, wie sich die Corona-Infektionszahlen entwickeln", sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Bei allen Maßnahmen gelten die üblichen Abstands- und Mund-Nase-Schutz-Regelungen oder aber die jeweils angemessenen und vereinbarten Hygienekonzepte, wie Söder klar machte.

Die Staatsregierung hat gestern darüber hinaus noch zwei weitere Entscheidungen getroffen: So sollen die Corona-Testkapazitäten weiter ausgebaut und auch ausgeschöpft werden: Personen mit Symptomen sollen innerhalb von 24 Stunden getestet werden und das Ergebnis innerhalb von weiteren 24 Stunden vorliegen. Personen ohne Symptome soll eine Testung innerhalb von 48 Stunden ermöglicht werden. Das Testergebnis soll dann spätestens innerhalb einer Woche vorliegen. Regelmäßige Tests soll es für das medizinische Fachpersonal, Lehrer und Erzieher, bei Polizei und Justiz sowie Mitarbeitern der kritischen Infrastruktur geben, darüber hinaus sollen die Bewohner in den gängigen Einrichtungen regelmäßig getestet werden.

Entschieden wurde auch, dass Bayern sich für eine mögliche zweite Corona-Welle ab Herbst wappnet - und als Notreserve einen Grundstock an Schutzausrüstung aufbaut, der für mindestens sechs Monate reicht: 250 Millionen Masken, 500 Millionen Handschuhe, 70 Millionen Schutzkittel.

DK