Im Fellermeyerhaus an der Ludwigstraße sollte sich die Kaufkraft ballen. Vier Läden und ein Lokal inserierten ganzseitig im DK, als 1976 die Eröffnung ins Haus stand.
Nun gebe es in der neuen Fußgängerzone auch „eine völlig neue Einkaufsstätte mit leistungsstarken Unternehmen“. Zur Feier des Ereignisses spielte die Blaskapelle des Wastl Wild auf, es gab Bier und Bockwurst (mit Semmel) „zu Preisen wie zu Omas Zeiten“.
Der Einweihung einer der ersten Fußgängerzonen der Republik war jedoch ein Gefecht vorausgegangen, in dem auch der DK viel schwere Artillerie zum Einsatz gebracht hatte. Diverse gestalterische Elemente, die der – von der Jury einstimmig gekürte – Siegerentwurf des Architekten Josef Elfinger und seiner Mitarbeiterin Ursula Biener vorsah, gerieten in die Kritik. Vor allem der Plan, Busse auf der Nord-Süd-Achse mitten durchs Zentrum zu leiten, stieß auf Widerstand. Am 6. April 1974 titelte der DK: „Nostalgische Planung ohne Konzept, Koordination und Bürgermeinung.“
Im Artikel ging’s dann voll zur Sache: „Bürger Ingolstadts! Das geht jeden an! Stadtverwaltung und Stadtrat schicken sich an, das Herz unserer Stadt zu verunstalten, den Bereich, der den Einkaufsbummlern gehören soll, den Bereich, in dem sich jeder aufhalten will, ohne dauernd um sein Leben bangen zu müssen.“ Es drohe ein Schildbürgerstreich. „Das darf nicht sein!“ Deshalb rief der DK seine Leser zur Gegenwehr auf. „Denn Sie haben ein Recht mitzubestimmen, ob unsere altehrwürdige Stadt mit einem Strickmuster überzogen werden soll! Und von Disneyland entliehen ein Kasperltheater, Lämpchen, Treppchen, Pyramidchen.“
Weh! Um das zu verhindern, erschien im DK die Vorlage für eine Postkarte, auf der jeder seine Meinung kundtun konnte. Mehr als hundert gingen ein. 75 Prozent stimmten gegen die Busse auf der Nord-Süd-Achse.
Da verkehren sie noch heute. Außer samstags, das haben die Freien Wähler 2011 erreicht.
Das Fellermeyerhaus, seit 20 Jahren die Heimat wechselnder Ramschläden, steht derzeit mal wieder komplett leer. sic
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