Leverkusen
Kampf gegen das Graue-Maus-Image

Bundesliga-Serie: Bayer Leverkusen belegte in der Vorsaison Platz drei – registriert hat das kaum jemand

05.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:49 Uhr

Hoffnungsträger: Die Verantwortlichen in Leverkusen halten große Stücke auf den Koreaner Heung-Min Son, der für rund zehn Millionen Euro vom Hamburger SV verpflichtet wurde. - Foto: Imago

Leverkusen (DK) Nicht mehr lange, und die Fußball-Bundesliga startet in ihre 51. Saison. Was hat sich bei den 18 Klubs während der Sommerpause getan? Wer sind die neuen Stars der Liga? In unserer DONAUKURIER-Serie stellen wir bis zum Start am 9. August täglich einen Bundesligisten vor.

Im Moment drehen sie sich bei Bayer Leverkusen wieder um sich selbst. Das ist nicht neu, zeigt aber das fortwährende Dilemma: Der Klub geht trotz aller Anstrengungen und steter sportlicher Erfolge immer noch als graue Maus durch. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser – noch bis zum 30. September dieses Jahres im Amt, weil er danach vom weltweiten Konzernsprecher Michael Schade abgelöst wird – bemängelte erst jüngst wieder, dass sich für den Klub „bundesweit keiner interessiert“, obwohl man Dritter geworden sei und noch dazu „hervorragenden Fußball“ gespielt habe. Eine Düsseldorfer Werbeagentur wird nun am Image des Klubs schrauben. Dabei hat man schon viel versucht: Mit alternden Stars wie Bernd Schuster, Rudi Völler oder zuletzt auch Michael Ballack kam stets mehr Verve, aber auch viel Stunk in den Verein. Zuletzt war das Trainermodell mit Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski als gleichberechtigte Partner der Hingucker in Leverkusen. Und jetzt? Ballack ist lange weg, Hyypiä nach dem Rückzug von Partner Lewandowski in den Jugendbereich jetzt auch allein. Die Brust ist noch leer, ein Trikotsponsor, der nach den Pleiten mit Teldafax und Sunpower ein langfristiger Partner sein soll, vorerst nicht in Sicht. Bayer denkt diesbezüglich zunächst über einen Charity-Clou nach. Dafür könnte der Verein mit einer eingespielten, sinnvoll ergänzten und bestenfalls gereiften Mannschaft durchaus wieder eine gute Rolle spielen.

 

DER SCHÖNSTE MOMENT 2012/2013

War sozusagen der tatsächliche Schlussmoment: Als Stefan Kießling am 34. Spieltag in der 90. Minute im Spiel beim Hamburger SV an seinem einstigen Teamkameraden René Adler vorbeimarschierte und seinen 25. Treffer der Saison markierte. Damit hatte sich der 29-jährige Stoßstürmer die Torjägerkrone aufgesetzt. Und bedankte sich anschließend – ganz Vorbild und protegierte Integrationsfigur des Klubs – bei seiner Mannschaft. In einem Verein, der seit Jahren in der Spitze mitspielt, aber nie Titel gewinnt, erfuhr dieser Mini-Triumph des Torjägers mehr Wertschätzung als anderswo. Und: Weil Kießling trotz seiner Tore und der damit verbundenen Qualifikation für die Champions League von Bundestrainer Joachim Löw weiterhin ignoriert wird, gönnten es dem Blondschopf eigentlich alle.

 

WAS IST LOS IM TEAM?

Das Team scheint in sich zu ruhen und verändert sich doch, weil Bayer tatsächlich in der Breite sehr viel besser als zuletzt aufgestellt zu sein scheint. Den Abgang von Schürrle zum FC Chelsea dürfte Heung-Min Son vom HSV ausgleichen. Schürrle war tatsächlich nie wirklich in Leverkusen angekommen, spielte – wenn auch nicht schlecht – zumeist zu lässig und weit unter seinem beträchtlichen Niveau. Der Italiener Giulio Donati wird als rechter Verteidiger eine Rolle spielen, tritt aber als Nachfolger von Daniel Carvajal ein ganz schwieriges Erbe an. Mit dem 32-jährigen Innenverteidiger Emir Spahic aus Bosnien-Herzegowina hat sich Bayer einen Charakter gekauft, der die Konkurrenten Toprak und Wollscheid besser machen sollte. Im Mittelfeld tummelt sich spielerische Klasse in Vielzahl. Der aus Düsseldorf gekommene Robbie Kruse wird noch brauchen, der vor der vergangenen Saison aus Nürnberg zurückgekehrte und hoch talentierte Jens Hegeler muss endlich seinen Durchbruch schaffen. Lars Bender, Stefan Reinartz, Gonzalo Castro und Simon Rolfes sind bestehende Säulen des Teams, allesamt spielintelligente Fußballer, die mit dem etablierten Trainer Hyypiä etwas auf die Beine stellen können. Und vorne? Sollte Stefan Kießling, dessen Vertrag gerade bis 2017 verlängert wurde, treffen.

 

WER WIRD DER STAR?

Alle Anlagen dazu hat ein alter Bekannter: Sidney Sam – wenn er denn mal eine verletzungsfreie Saison spielen könnte. Natürlich erhofft sich Bayer auch ganz viel von Son, der bei seinem zweiten Bundesliga-Verein beweisen muss, dass er konstant auf hohem Niveau spielen kann – vor allem auch in der Champions League. Neueste Leverkusener Hoffnung aber ist mit Levin Öztunali ein 17-Jähriger. Der kam mit einigem Mediengetöse ebenfalls vom Hamburger SV, vor allem, weil er der Enkel von Uwe Seeler ist.