Kaum
Kälte kostet Sprit

Je kürzer die Fahrstrecke, desto höher ist der Verbrauch – zumindest bei Benzinmotoren

02.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:52 Uhr

Im Winter ein „Säufer“: der gute, alte VW Käfer.

Kaum Kilometer auf dem Zähler, und der Tank schon wieder leer: Mancher stöhnt in diesen kalten Tagen über den ungewöhnlichen Durst seines fahrbaren Untersatzes. Der freilich kann nichts dafür: Je kürzer die Fahrstrecke, je niedriger die Temperatur, desto höher ist der Verbrauch.

Der Grund hierfür ist ganz einfach: Der kalte (Benzin-) Motor braucht ein viel „fetteres“ Kraftstoff-Luft-Gemisch. Bei warmgefahrener Maschine verdampfen die von den Einspritzdüsen gelieferten Benzintröpfchen auf ihrem Weg durch die Ansaugrohre in die Zylinder. Im kalten Motor aber schlagen sie sich an den Wänden nieder. Mehr Tröpfchen müssen dafür sorgen, dass trotzdem genügend im Brennraum ankommen, so dass sie für die Verbrennung ausreichen.

Heutige Einspritz- sind hier viel besser als frühere Vergasermotoren. Modernste Direkteinspritzer bieten den Tröpfchen die wenigsten Möglichkeiten, an kalten Wänden kleben zu bleiben. Ihr Mehrverbrauch in kaltem Zustand fällt dann auch am geringsten aus. Die Vergasermotoren unserer Väter erforderten immense Zuschläge. Ganz schlimm war der Käfer mit seinem „Hirschgeweih“ als Ansaugrohr, der es im Kurzstreckenverkehr auf geradezu astronomische Verbrauchszahlen brachte – bis über 20 Liter auf 100 Kilometer.

Die Physik aber lässt sich nicht außer Kraft setzen: Auch heutige Benzinmotoren brauchen für Start und Warmlauf ein angereichertes Gemisch. Je niedriger die Temperatur, desto fetter muss es sein. Desto länger dauert es, bis der Motor seine Betriebstemperatur erreicht und die Gemischzusammensetzung auf normale Werte einregelt. Wer, sagen wir, nur eineinhalb Kilometer Büroweg fährt, der stellt sein Auto schon wieder ab, bevor der Motor warm wurde. Er fährt die meiste Zeit „fett“: Der Verbrauch ist deutlich höher als auf längeren Strecken.

Abhilfe gegen diese Gesetzmäßigkeit gibt es nur indirekt. Eine könnte eine Garage sein: In ihr ist es wärmer, der Kaltstart weniger kalt. In ihr gibt es vielleicht eine Steckdose, an der sich eine elektrische Kühlwasser-Heizung betreiben lässt. Dieser in Skandinavien weit verbreitete Trick lässt den Kalt- zum Warmstart werden – mit allen Vorteilen für die Heizung im Wagen (und für die Umwelt). Ähnlich günstig wirkt sich eine Standheizung aus, die auch das Kühlwasser erwärmt – aber ihrerseits Kraftstoff verbraucht (und so teuer ist, dass sie meisten vor der Ausgabe zurückschrecken).

Einen Ausweg bietet auch ein Dieselmotor: Er kommt – außer einer geringen Menge beim Anlassen – ohne Anreicherung aus. Und ist damit auf winterlicher Kurzstrecke unschlagbar sparsam. Dritter Ausweg freilich könnte sein, auf kurzen Wegen auf das Auto zu verzichten. Oder mehrere Fahrten zusammenzufassen, so dass der Motor in den Pausen nicht (oder nur wenig) abkühlt.

Früher übrigens hieß es, ein Kaltstart würde den Motor strapazieren wie mehrere 100 Kilometer Fahrt. Gerüchte dieser Art gehören in die Mottenkiste: Vor allem dank moderner dünnflüssiger Öle ist ein Kaltstart heute kein besonderer Stress mehr. Nur noch für den Geldbeutel des Fahrers.