Neuburg
Kälte bedroht das Storchenglück

17 Brutpaare trotzen dem Wetter

18.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) Der Wettersturz platzt heuer mitten in die Kirsch- und Apfelblüte hinein. Die Obstbauern bangen bereits um die Ernte und die Naturfreunde sorgen sich um den Nachwuchs der Weißstörche. "Es könnte kritisch werden", meint der Storchenexperte Gunter Weinrich.

Derzeit brüten die vielbeachteten Glücksbringer auf 17 Nestern im Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Regenschauer und vor allem Kälte setzen den Störchinnen zu, die ihre Eier schützen, so gut es geht. Küken sind noch nicht geschlüpft. Hält das nasskalte Wetter länger an, ist die Brut höchst gefährdet.

"Vor zwei Jahren war die Lage ähnlich", erinnert sich Gunter Weinrich. Damals überlebte der Nachwuchs nur an drei Standorten. Mittlerweile darf man in Neuburg-Schrobenhausen von einem "Storchen-Landkreis" sprechen. Mehr als 17 Brutpaare gab es auch in den 60er Jahren nicht.

Die Situation in der Stadt Schrobenhausen - dort besetzten Jungstörche Kamine und die Südstärke - erinnert Gunter Weinrich an das Storchendorf Böhringen bei Radolfzell. Dort brüten die Vögel auf 26 Nestern - und weitere Störche sind auf der Suche. Den Hauseigentümern wird es fast zuviel, einige verbauen ihre Kamine.

In Rennertshofen könnte sich schon wieder ein Storchendrama ereignet haben. Das Jungpaar, das überraschend den Schwedenturm belegt hatte, ist getrennt. Der männliche Storch steht alleine mit den gelegten Eiern im Nest. Die Storchenfrau kommt nicht mehr, "möglicherweise ist sie an einer Stromleitung umgekommen", so Gunter Weinrich. Unbeeinträchtigt davon ist das Paar auf dem Kettlitz-Kamin.

Nach derzeitigem Stand sind folgende Standorte besetzt: Baiern, Burgheim, Ehekirchen, Hollenbach, Hörzhausen, Karlshuld, Karlskron, Langenmosen, Rennertshofen, Rohrenfels, Schrobenhausen und Stengelheim.

Der Kälterückfall könnte auch die Obsternte 2017 richtig verhageln. Kirsch-, Apfel- und auch Walnussbäume sind aufgeblüht - und jetzt kommen Nachtfröste daher. "Wird es nachts kälter als minus zwei Grad, dann sind die Blüten kaputt", weiß Jürgen Weingärtner aus Gietlhausen. Seine Kirschenernte ist nicht zum ersten Mal durch Frostschäden minimiert worden.

Heuer trifft die zeitig sprießende Vegetation auf eine österliche Kältezeit. Den Tiefpunkt mit minus elf Grad in den Bergen und Nachtfrost bis minus fünf Grad im Flachland sehen die Meteorologen erst am Donnerstag erreicht. Der Deutschen Wetterdienst (DWD) hält sogar neue Minus-Rekorde für den April für möglich. Erst am Wochenende sei die Nachtfrostgefahr gebannt. Bis dahin heißt es für alle Gartenfreunde: Freilandpflanzen gut abdecken und Töpfe ins Haus holen.