Kabarettistischer Glücksgriff

29.04.2007 | Stand 03.12.2020, 6:48 Uhr

Riedenburg (DK) Das Wettrennen gegen das herrliche Frühlingswetter hatten Birgit und Alexander Bolland als Lisl Karlstadt und Karl Valentin-Interpreten sowie die beiden Musikkabarettisten Andi Döberl und Rainer Haslinger aus Abensberg am Freitagabend verloren.

Nur ein paar Hand voll Besucher scharten sich an recht wenigen Tischen im Fuchsstadel, um die noch ziemlich unbekannten Akteure kennen zu lernen. Für diese wenigen Neugierigen aber wurde der Abend zu einem kabarettistischen Glücksgriff.

Die Verbindung vom Altmeister der skurrilen Gedankengänge und Wortklaubereien eines Karl Valentin zur modernen Wortakrobatik der beiden Abensberger – alles natürlich in der unerreichten Vielfalt und Spitzzüngigkeit bayerischer Dialekte – ließ die Besucher schnell aufhorchen.

Mit rasanten, fetzigen Zweizeilern zum Thema Schenken wirbelten sie in ihrer eigenartigen, mundartlichen Interpretation des "Schenk-Fui"-Gefühls die fernöstlichen und bodenständigen Erlebniswelten durcheinander. Nach wenigen Bühnenminuten war die Distanz zum Publikum überwunden, die familiäre Nähe zwischen Bühne und Bierbänken wandelte sich zum Vorzug.

Die verqueren Gedanken in ihren Texten, das spritzige Umsetzen in atemberaubend sprudelnde Reimkaskaden, scheint die Tür zu bislang brach liegender Musiksatire zu öffnen. Die beiden gehen weg von den üblichen Strickmustern anderer Kabarettisten, verknüpfen bisweilen Blues und Mundart zu herrlichen Kombinationen und schälen dabei niederbayerische Bissigkeit und Boshaftigkeit mit gnadenloser Präzision heraus.

Von der ungefilterten Nähe zu den Besuchern profitierten auch Birgit und Alexander Bolland mit ihren Valentinaden. Sie näherten sich dem Vermächtnis des großartigen Komikers nicht mit seinen sattsam bekannten Sketchen und Humoresken, sondern holten subtilere Stücke hervor.

Mit 19 Jahren ist der Regensburger schon dem Urgestein der bayerischen Komik verfallen und seit 28 Jahren steht er mit seinen Skurrilitäten auf der Bühne. Ein Glücksfall für ihn und das Publikum ist auch, dass seine Frau Birgit schon von der Körpergröße an Liesl Karlstadt erinnert. "Man kann Karl Valentin nicht nur als Schauspieler spielen, man muss sein Wesen erkennen und mit einbringen", ist Alexander überzeugt.

Mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen fesseln beide ihr Publikum mit kurzen Szenen vom wasserdurchlässigen Vogelkäfig, dem verunglückten Theaterbesuch bis hin zur philosophischen Betrachtung über Semmelnknödeln. Haslinger und Döberl übernahmen den Schlussteil und knüpften mit spritzigen Texten und toller Musik an ihren eigenen Vorgaben an. Ohne Zugabe durften sie ihre Instrumente nicht einpacken.

Für diesen fulminanten musikalischen Schluss-Sketch verpackten sie sich erst einmal selber in Lederhosen und sangen als Abenstal-Duo – nicht ohne Anspielung auf ein anderes Duo aus einer oberpfälzer Flussregion – ein eigenwilliges Liebeslied auf Castra Regina. Schräg, hinterfotzig, pampig süß bis in die letzten Oktaven – nur Florian Silbereisen hätte dazu wohl Tränen der Rührung geweint. Die Besucher aber klatschten sich die Hände heiß.