Die
Juramarmor für die Luxus-Türme

01.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:43 Uhr

Preisverleihung in Las Vegas: Magdalena Schönwetter (Zweite von rechts) nahm den "Pinnacle Award of Excellence" entgegen. Das Bild zeigt sie mit Architekten, Fassadenbauern und Vertretern der amerikanischen Natursteininstitute.

Die Natursteinindustrie aus dem Altmühltal kann einen großen Erfolg verbuchen: Für die Fassadengestaltung eines riesigen Hotelkomplexes in Astana, der Hauptstadt von Kasachstan, mit Juramarmor erhielt das Unternehmen JMS einen wichtigen internationalen Preis.

Solnhofen/Las Vegas (EK) Dieses Gebäude ist das neue Wahrzeichen von Astana, der Hauptstadt von Kasachstan. 350 Millionen Dollar kostet das Projekt, das mitten in der Metropole auf 120 000 Quadratmetern nichts Geringeres verspricht als puren Luxus: ein Luxushotel (Ritz-Carlton), Luxusbüros, Luxus-Wohnungen und eine Luxus-Modegalerie. Es ist ein Prestigeobjekt sondergleichen - und für die markante Fassade wählten die Architekten ein wohlbekanntes Material: Juramarmor aus dem Altmühltal.

Von Winter 2015 bis zum Frühsommer 2016, in nur fünf Monaten, wurden die Talan Towers mit rechteckigen, geschliffenen Juramarmor-Platten verkleidet. Den Großauftrag wickelte das Vertriebsunternehmen JMS mit Sitz auf dem Maxberg bei Solnhofen ab. 20 000 Quadratmeter Stein wurden benötigt, geliefert wurde er von den drei JMS-Teilhaberfirmen Balz, Stiegler und SSG (Solnhofen Stone Group).

Das Ganze ist so gut gelungen, dass sich JMS mit diesem Projekt um den bedeutendsten Natursteinpreis Amerikas und wohl auch der Welt bewarb: den "Pinnacle Award of Excellence", jährlich in vierfacher Ausführung verliehen von den beiden amerikanischen Steinorganisationen MIA und BSI. Gewürdigt werden Naturstein-Bauprojekte aller Art und Größe, vom edlen Badezimmer bis zur Wolkenkratzerfassade. Dass JMS nun tatsächlich einen der begehrten Preise erhielt, gilt dem Unternehmen als Sensation.

Magdalena Schönwetter, bei JMS verantwortlich für den weltweiten Vertrieb, war soeben bei der Preisverleihung, standesgemäß im Mandalay Bay Convention Centre in Las Vegas. "Wir waren überzeugt von unserer Einsendung", sagt Schönwetter, aber letztlich sei der Zuschlag doch eine große Überraschung gewesen: "Diese Preise sind eine große Sache, es bewerben sich jährlich mehrere hundert Projekte."

Verantwortlich für die Ausführung der Talan Towers ist das Unternehmen SOM mit Zentrale in Chicago, eines der größten Architekturbüros der Welt. "Das Design ist wirklich sehr außergewöhnlich", sagt Magdalena Schönwetter, "der Jura steht im Fokus." In vergangenen Jahrzehnten hingegen hätten Hochhausarchitekten dem Naturstein in ihren Fassaden oft nur eine Nebenrolle zugestanden. "Oft ist ja die Stahl-Glas-Konstruktion der Blickfang", in jüngster Zeit aber seien echte Steinfassaden vermehrt im Kommen, als Zeichen einer "grünen Architektur", die sowohl bei der Materialproduktion als auch beim Energiebedarf ökologisch denke. Im Falle Kasachstan kommt noch dazu, dass das Land klimatisch ziemlich anspruchsvoll ist: knackig kalte Winter, glühend heiße Sommer. Da empfiehlt sich eine Fassade mit viel Stein. Die Jury lobte denn auch, dass das Gebäude eine Wärme zeige, die im kasachischen Winter bestimmt gerne gesehen sei - und trotzdem wirke es nicht klobig.

Das ist Wasser auf die Mühlen von JMS: "Wir werden diesen Preis für die weltweite Werbung einsetzen", kündigte Schönwetter an. Die internationalen Fachzeitschriften würden in den nächsten Wochen berichten, die JMS-Gesellschafter seien "begeistert, dass unser Stein so groß rauskommt."

Dabei war das Projekt für JMS nicht nur wegen der Kürze der Lieferfrist nicht ganz einfach. Der Architekt verlangte Juramarmor aus zwei bestimmten Steinschichten, die besonders unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen sind. Und dann war auch der Transport knifflig. Normalerweise verschickt JMS seine fertig bearbeiteten Steinplatten in Containern mit der Bahn ans Meer und von dort per Schiff zum Bestimmungsort. Im Falle von Astana ist das nicht ratsam: Keine Hauptstadt der Welt liegt weiter von einem Seehafen entfernt als die von Kasachstan. Was tun? JMS schickte seine Steinplatten gut verschnürt per Lastwagen auf die 5010 Kilometer lange Reise durch Polen, Weißrussland und Russland, auf Straßen, die im Laufe der Fahrt immer holpriger werden. "Wir haben deswegen die Fahrer angewiesen, die Ladung immer wieder nachzuschnüren", sagt Schönwetter. "Wir haben über 100 Lkw auf die beschwerliche Reise durch die russische Taiga und Tundra geschickt, drei bis vier Lastwagen wöchentlich. Die waren zwei bis drei Wochen unterwegs, bis sie wieder daheim waren."

Der Erfolg beweist, dass sich die Mühen gelohnt haben. JMS jedenfalls sucht gerade einen Naturstein-Vertriebsexperten für Asien: "Wir merken einen Anstieg der Projekte im Mittleren Osten", sagt Schönwetter. Zu verdanken sei das dem Anstieg der Ölpreise. Und bestimmt auch bereits den Talan Towers.
 

JMS


Die JMS GmbH wurde 1985 gegründet. Die drei Buchstaben stehen für Jura Marble Suppliers – also „Jura Marmor Lieferanten“. Gründungsmitglieder waren zwölf Natursteinunternehmen aus dem Altmühltal, deren Ziel es war, gemeinsam an internationale Großaufträge zu kommen und diese mit vereinten Kräften abzuwickeln. Der Sitz war zunächst in der Gemeinde Langenaltheim, dann seit 1993 in Eichstätt im Dom-Augusto-Haus am Domplatz. Im vergangenen Oktober zog JMS erneut um: Die Büros befinden sich nun auf dem Gelände des Solnhofener Zementwerks auf dem Maxberg. JMS ist dort direkt im Bürogebäude der Solnhofen Stone Group (SSG) angesiedelt. JMS hat heute nur noch drei Unternehmen als Gesellschafter: Stiegler (Solnhofen), SSG (Solnhofen) und Balz (Pappenheim). Langjähriger Geschäftsführer war Gerhard Ruf. Später folgte (seit 2014) Johannes Semmler, der auch das Projekt der Talan Towers verantwortete. Nach Semmlers Wechsel zu den Vereinigten Marmorwerken Kaldorf ist SSG-Geschäftsführer Holger Weisel seit 1. Januar auch Geschäftsführer von JMS.