Ingolstadt
Jubiläum mit Querdenkern

IHK feiert 175-jähriges Bestehen: Talkrunde zum Thema Mobilität der Zukunft

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr
Talkrunde zur Zukunft der Mobilität: Moderatorin Karen Webb (von links), Gerhard Stanzl von Audi, Mariana Avezum von der TU München, IHK-Vize Johann Dettendorfer und Henrik Wenders von der E-Automarke Byton. −Foto: Cornelia Hammer

Ingolstadt (DK) Johann Dettendorfer brachte es auf den Nenner: "Ohne Mobilität", so der Vizepräsident der IHK für München und Oberbayern, "funktioniert die Wirtschaft nicht.

" Aber wie sieht sie aus - die Mobilität der Zukunft? Drei Querdenker stellten bei der gestrigen Feier 175 Jahre IHK in den Räumen des DONAUKURIER in Ingolstadt ihre Ideen vor.

Ganz klar: Gerhard Stanzl, Leiter der Vorentwicklung Smart Mobility bei Audi, geht davon aus, dass es auch in Zukunft Individualverkehr gibt. Aber bitte in Form von Shared Mobility. Man teilt sich also die Fahrzeuge, und die Fahrzeuge teilen auch - Daten. "Die Autos sind gespickt mit Sensorik", so Stanzl, "sie können der Stadt sogar neue Schlaglöcher melden".

Durch die Aufbereitung der Daten wiederum entsteht eine Schwarmintelligenz - der Natur abgeschaut. Autos sollen zum Beispiel Ampelschaltungen beeinflussen. Wie Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) berichtete, sei Ingolstadt bereits nächstes Jahr fertig mit der notwendigen Umrüstung der Ampeln. Das Problem ist laut Stanzl nur, dass es in Europa bei der Infrastruktur keine einheitlichen Standards gibt, sondern einen Fleckenteppich. Das erschwert den Schritt hin zu den Smart Citys. Der Experte sieht durchaus die Gefahr, dass Europa abgehängt wird von China.

Zu Beginn hatte IHK-Vize Dettendorfer geklagt, er habe dreieinhalb Stunden von Rosenheim nach Ingolstadt gebraucht. Die Zukunft ist also noch ziemlich weit weg, und Mobilität spielt sich oft im Stillstand ab - im Stau. Darüber mockierte sich Mariana Avezum, Gründerin des Projekts Hyperloop an der Technischen Universität München. "Tut mir leid für die Autofahrer unter Ihnen, aber Sie sind verantwortlich dafür, dass es Staus gibt", warf sie den Zuhörern an den Kopf. In Europa seien im Schnitt 1,7 Leute pro Auto unterwegs. "Also sind 66 Prozent des Platzes im Auto weggeworfen", rechnete die gebürtige Brasilianerin vor. "Und auch wenn ich eines Tages den Hyperloop nehme, muss ich erst einmal mit dem Fahrrad zum Bahnhof. " Ihre Zukunftsprognose: "Ich bin sicher, es wird auch noch in 20 Jahren Autos geben. Aber die Leute sollten nicht alleine drin sitzen. "

Dritter im Bunde der Querdenker war Henrik Wenders von Byton. Das chinesische Unternehmen entwickelt das vollelektrische, vollvernetzte Auto, das ein Problem lösen soll: Der Mensch soll beim Fahren nicht wertvolle Zeit verlieren, sondern gewinnen - für Erholung, Arbeit oder Kommunikation. Hat China Europa schon abgehängt? "Noch nicht", meinte Wenders. "Aber es wird ein brutaler Wettbewerb."
 
 

Suzanne Schattenhofer