Niederlauterbach
Jetzt sperrt der Wirt den Saal doch zu

Niederlauterbacher Reich-Saal wird nicht verpachtet

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Abbau Niederlauterbacher Bühne −Foto: Katrin Rebl

Niederlauterbach (WZ) Jetzt fällt der Vorhang doch: Es wird nichts mit der Anmietung des Niederlauterbacher Reich-Saales durch die Gemeinde und eine Nutzung durch die Vereine.

Wirt Lorenz Reich junior hat es sich nun doch anders überlegt: „Unser Saal ist nicht zur Verpachtung geeignet“, erklärt er.

 

Es sei das Ergebnis „reiflicher Überlegungen“, eine Entscheidung, die man sich nicht leicht gemacht habe. „Wir wären gerne bereit gewesen, gemeinsam mit dem Markt und den Vereinen zusammen das zu stemmen, die baulichen Gegebenheiten verhindern dies allerdings“, begründet er die Entscheidung schriftlich. Man bedauere das sehr.

Zur Vorgeschichte: Vor wenigen Wochen hatte die Wirtsfamilie erklärt, den großen Saal – dort fanden beispielsweise Theater- und Musikaufführungen, Faschingsbälle und andere Großveranstaltungen statt – aus Rentabilitätsgründen schließen zu wollen; Bürgermeister Jens Machold hatte sich eingeschaltet und es sah alles nach einer Pachtlösung in Zusammenarbeit des Marktes mit den Vereinen aus.

Überrascht hat der Inhalt dieses am Dienstag eingegangenen Schreibens den Wolnzacher Rathauschef Jens Machold nicht – oder besser gesagt, nicht mehr. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte er die schlechte Nachricht schon ein wenig verdaut, die ihn beim Besuch der Familie Reich am Montagabend allerdings „wie ein Schlag“ getroffen habe.

Mit der Absicht, über den künftigen Pachtpreis zu verhandeln, sei er nach Niederlauterbach gefahren, doch dazu sei es ja dann gar nicht gekommen: „Ich war wirklich guter Dinge“, erklärt er gegenüber unserer Zeitung. „Schließlich hatte es auch schon das große Vorgespräch mit allen Vereinen und ein Konzept zur Nutzung gegeben.“ Umsonst, wie sich schnell zeigte, denn Wirt Reich junior hat es sich anders überlegt, die baulichen Gegebenheiten stünden der angedachten Nutzung im Weg. Es sollen nun doch Wohnungen werden.

„Das war eine bedauerliche Überraschung, mit der ich nicht so gerechnet hatte“, so der Rathauschef. Zum Umdenken habe er den Wirt nicht bewegen können, auch nicht mit dem Angebot baulicher Veränderungen. „Das müssen wir einfach akzeptieren und uns wieder neu orientieren“, so Machold. Die zahlreichen betroffenen Vereine bräuchten eine Lösung. Vielleicht ein Dorfheim am Sportplatz? „Wir werden sehen“, so Machold. Im Herbst müsse man über das weitere Vorgehen reden.

Der Ortspfarrer, 13 Vereinsvertreter, Ortsteil-Gemeinderat Max Weichenrieder (CSU) – sie alle hatten Ende Juli gemeinsam über einer Lösung für den Reich-Saal gebrütet – und ihre Ergebnisse schriftlich festgehalten. Tenor: Alle hätten sich gerne für eine Pachtlösung eingebracht, um weiterhin einen Veranstaltungssaal in ihrem sehr aktiven Heimatort Niederlauterbach zu halten. Doch das Papier ist nun wertlos, der Vorhang im Reich-Saal trotzdem gefallen. Christian Forsthofer trifft das gleich doppelt: als Vorsitzenden des Sportvereins, vor allem aber als Chef der Lauterbacher Theaterspieler, die alle Jahre in der Osterzeit Hunderte von Besuchern mit ihren Stücken begeistern. „Jetzt sind wir leider offiziell heimaltlos“, sagt er. „Schade, dass trotz der Bemühungen aller Vereine und des Bürgermeisters keine Zwischenlösung zustande gekommen ist.“

Grundsätzlich wäre eine Niederlauterbacher Lösung schön, die allerdings eher langfristig zu realisieren wäre. Kurzfristig müsse sich der Theaterverein einen anderen Aufführungsort – eventuell die Wolnzacher Siegelhalle – suchen. Gut sei nur, dass die Bühne bereits abgebaut, aber in der kurzfristigen Euphorie nicht wieder aufgebaut worden sei. „Der Wirt macht den Saal zu, aber uns gibt's noch“, so Forsthofer.

„Natürlich ist es schade, wenn man seine Traditionsheimat verliert“, sagt Martin Rieder, Schützenmeister der Sportschützen Niederlauterbach. Die Saalschließung habe für den Verein weitreichende Konsequenzen: der Faschingsball, der einzige noch erhaltene und immer sehr gut besuchte im Dorf, werde sterben müssen. Ohne Saal, kein Ball. Festhalten wolle der Verein an seiner Christbaumversteigerung, ob man die in der weiter betriebenen Gastwirtschaft der Familie Reich platzmäßig unterbringen könne, müsse man sehen. Trotz allem zeigt Rieder auch Verständnis für die Entscheidung der Familie Reich: „Das ist halt ihre Entscheidung, die wir so hinnehmen müssen.“ Ein Erhalt des Saales mit der angedachten Pachtlösung wäre zwar sicherlich machbar, aber bestimmt alles andere als einfach zu lösen gewesen. So gesehen sei es besser, dass es erst gar nicht dazu kommt, denn schlimmer für alle Beteiligten wäre ein Abbruch bei laufendem Betrieb mit dazugehörigen Investitionen gewesen.

Gleich eine Satzungsänderung macht die Aufgabe des Niederlauterbacher Saales für den Verein Ring junger Hopfenpflanzer notwendig, Vorsitzender Andreas Widmann hat das Nötige bereits veranlasst. Grund: Das Gasthaus Reich steht als Vereinsgaststätte in den Statuten, wegen der Größe der RjH-Veranstaltungen wurde dafür meist der Saal und nicht die Gaststube genutzt. Widmann bedauert den Verlust des Saales für die örtlichen Vereine, für den RjH selbst aber gäbe es Alternativen: „Wir sind ja in der ganzen Hallertau aufgestellt“, sagt er.

Man sei jetzt auf der Suche nach einem Gasthaus mit Saal, irgendwo in der Hallertau. „Da wird sich bestimmt etwas finden“, sagt er. Und dennoch ist auch ein wenig Emotion im Spiel: „Schließlich war das fast 50 Jahre lang unsere Heimatwirtschaft. Das ist halt nun zu Ende.“