Ingolstadt
Jetzt klappt’s auch mit den Nachbarn

25.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:25 Uhr

Die Pumpen laufen auf der Baustelle des neuen Stadtteiltreffs: 30 Liter Grundwasser pro Sekunde sprudeln. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Abschiedsstimmung im Piusviertel. Das Programm Soziale Stadt läuft aus. Die gute Nachricht: Die Arbeit geht weiter – mehr auf ehrenamtlicher Basis, so, wie es geplant war. Die schlechte Nachricht: Die Zuschüsse werden knapper. Aber Augustin- und Konradviertel kommen mit einem blauen Auge davon.

Von Anfang an stand fest: Das Programm Soziale Stadt und die staatliche Förderung sind nur zeitlich befristet. Daran erinnerte Oberbürgermeister Alfred Lehmann am Donnerstag in der Sitzung der Kommission im Piusviertel. Schließlich zielt das Projekt auch darauf ab, die Menschen zu ermuntern, sich ehrenamtlich für ihr Viertel einzusetzen. Und das, so das Fazit aller Beteiligten, ist in den zehn Jahren im Piusviertel auch gelungen.

In der Sitzung teilte Lehmann mit, die öffentlichen Zuschüsse für das Programm Soziale Stadt würden deutlich gekürzt. "Konkrete Zahlen liegen bisher nicht vor, weil Bund und Land noch keinen Haushalt gemacht haben", so der OB. Seine Botschaft: Ideen, die Geld kosten, haben fortan keine Chance.

Das Piusviertel ist von diesen Kürzungen nicht betroffen, denn hier laufen Programm und Förderung Ende des Jahres aus. Da heißt es, den Gürtel enger schnallen – vor allem beim Personal. Die Stadt übernimmt einen Teil der Mannschaft und bringt dafür jährlich rund 100 000 Euro auf. Hauptamtliche Quartiersmanagerin bleibt Bettina Nehir. Die Wohnungsbauunternehmen bezuschussen die Arbeit im Stadtteil im nächsten Jahr mit 50 000 Euro.

Das Piusviertel hat durch die Soziale Stadt sein Gesicht gewandelt. Mittlerweile sind alle großen Bau- und Sanierungsprojekte abgeschlossen. "Wir haben 17 Millionen Euro eingesetzt und ein Fünftel davon als öffentliche Zuschüsse erhalten", erklärte Peter Karmann, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Wohnblöcke wurden saniert und mit Balkonen ausgestattet, Mietergärten sind wie Pilze aus dem Boden geschossen, Grünanlagen und Spielplätze wurden neu gestaltet.

Dass jeder Euro gut angelegt ist, beweist eine Zahl: "Die jährliche Fluktuationsrate unserer Mieter hat sich um mehr als die Hälfte auf vier Prozent reduziert", so Karmann. Die Leute wollen nicht mehr so schnell wie möglich raus aus dem einstigen Scherbenviertel, sondern fühlen sich wohl und bleiben. Die Folge: Es gibt weniger Vandalismus, und das Zusammenleben funktioniert besser. So entstanden Projekte wie Mütterinitiativen, Patenschaften oder auch "Ne Na" (nette Nachbarn), ein multikulturelles Hilfsnetz, bei dem mittlerweile 24 Leute ehrenamtliche Arbeit leisten.

Anlaufstelle für alle Akteure und Herz des Viertels soll der neue Stadtteiltreff an der Pfitznerstraße werden: Für rund 700 000 Euro entsteht ein zweigeschossiges, behindertengerechtes Gebäude mit einem großen Saal, Stadtteilbüros, Gruppen- und Seminarräumen sowie einer Küche. Der Bezirksausschuss spendierte aus dem Bürgerhaushalt 60 000 Euro für Möbel und einen Aufzug. Architekt Christoph Herle beschreibt den Neubau als kompakt und offen: "Es kann alles reinfließen." Eröffnung soll im September 2011 sein.

Ein neuer Stadtteiltreff wird gerade auch im Konradviertel gebaut, der im Augustinviertel wurde renoviert. In beiden Quartieren läuft das Programm Soziale Stadt im vierten Jahr, die Förderung ist bis Ende 2011 gesichert. Doch auch in diesen Stadtteilen wurden bereits alle großen Bauvorhaben umgesetzt oder in die Wege geleitet. "Die Fördermittel sind bewilligt", sagt Siegfried Bauer, der im Rathaus für die Soziale Stadt zuständig ist. "Größere Maßnahmen sehe ich nicht mehr, und ich befürchte auch keine großen Probleme." Ziel sei, dass die Stadt auch dieses Personal übernimmt.