Neuburg
"Jetzt kann es endlich losgehen"

Bei den Genossen stellt sich Erleichterung über die GroKo-Entscheidung der Parteimitglieder ein

04.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Neuburg (kpf) Es war die bislang längste Regierungsbildung in der Bundesrepublik. Nach mehr als fünf Monaten machte eine deutliche Mehrheit der SPD-Mitglieder am Wochenende den Weg für eine Große Koalition frei. 66,02 Prozent der Genossen, die sich an der Abstimmung beteiligt und einen gültigen Stimmzettel abgegeben hatten, stimmten für die GroKo. Neuburgs SPD-Ortsvorsitzender Heinz Schafferhans zeigte sich erleichtert. "Ich finde das so in Ordnung. Jetzt kann es endlich losgehen." Schafferhans hatte mit Ja gestimmt. Doch nicht alle Genossen im Ortsverein vertraten seine Ansicht. Die Stimmung war, so der Vorsitzende, in etwa so, wie das Ergebnis der Abstimmung: Zwei Drittel dafür, ein Drittel dagegen.

Mit Nein hat auch der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Achim Werner gestimmt, wie er bei einem Besuch in Neuburg wissen ließ.

Das Ergebnis der Auszählung, die in der Nacht zum Sonntag im Willy-Brandt-Haus von zahlreichen Helfern durchgeführt wurde, stimmt auch Anton Krammer aus Karlshuld, den Fraktionschef der Genossen im Kreistag, einigermaßen zufrieden. Vor acht Tagen hatte er beim SPD-Stammtisch den Tip abgegeben: Zwei Drittel für die GroKo. Das war eine Punktlandung. "Vor vier Wochen hätte ich nicht für eine Fortsetzung der Regierung gestimmt", erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung, "aber Neuwahlen hätten der SPD und dem Land nichts gebracht. Ich war jetzt aus Verantwortungsgefühl für die GroKo. Vom Herzen her wäre es mir anders lieber gewesen. Aber für mich gab es keine Alternative."

Für SPD-Kreisvorsitzenden Werner Widuckel ist das Ergebnis der Abstimmung "in etwa das, was ich erwartet habe." Der Gegenwind für eine GroKo sei doch recht stark gewesen. In den vergangenen zwei Wochen habe er aber zunehmend die Ansicht von Genossen gehört, die SPD dürfe jetzt nicht kneifen. Und was hätten Neuwahlen gebracht? "Die Bevölkerung gibt die Stimme den Parteien, die regieren wollen und nicht denjenigen die zum Ziel haben, in die Opposition zu gehen." Der Professor aus Karlskron hat selbst für die Große Koalition votiert. "Diejenigen, die mit Ja gestimmt haben, haben sich ihr Votum nicht leicht gemacht", meint er. Aber es habe wohl das Verantwortungsgefühl für das Land den Ausschlag gegeben. Und die SPD setze wichtige Impulse für Europa. "Es wird jetzt höchste Zeit, dass das Regierungsbündnis zustande kommt." Aber eine GroKo "darf keine Dauereinrichtung sein", findet der Kreisvorsitzende, denn mit der Großen Koalition habe die SPD auch schlechte Erfahrungen gemacht. Dass Kanzlerin Angela Merkel in den eigenen Reihen Schwierigkeiten habe, sei nicht das Problem der Sozialdemokraten. "Wir sind nicht die Schutzmacht für Angela Merkel", betont Widuckel.

Ein besonderer Tag war gestern für den Landtagskandidaten Andreas Fischer aus Neuburg. Bei der Wahlkreiskonferenz seiner Partei in Penzberg wurde Fischer mit 67 von 69 Stimmen als Neuling auf Platz 28 der Oberbayern-Liste gesetzt. Neuburgs Ortsvorsitzender Heinz Schafferhans landete als Bezirkstagskandidat auf Rang elf. Zur GroKo sagte Fischer: "Die Entscheidung ist gut. Ich habe mit Ja gestimmt. Wichtig ist, dass die beschlossenen Punkte jetzt nicht blockiert werden."