Ingolstadt
"Jetzt ist die schönste Zeit"

Mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl am Infostand und auf Haustürwahlkampf

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

Ein Ort mit Vergangenheit und Zukunft: Im Kavalier Dallwigk wird das Digitale Gründerzentrum untergebracht. Für Reinhard Brandl, den Bundestagsabgeordneten der CSU, hat dieses Projekt eine "Leuchtturmfunktion". - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Das ist Wahlkampf. Man kann sich das Wetter nicht aussuchen." Reinhard Brandl hat sein Lachen nicht verloren, als er am Freitagvormittag am CSU-Infostand versucht, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Nur geschützt von einem kleinen weiß-blauen Regenschirm.

Es ist also Improvisieren gefragt. Dann hat einer der Helfer die rettende Idee: Auf dem kleinen Platz an der Ecke Gaimersheimer/Liebigstraße, wo der Infostand aufgebaut ist, stehen zusammengefaltet riesige Sonnenschirme eines Cafés, um an heißen Tagen Kunden, die dort ihren Kaffee schlürfen, vor zu viel Sonne zu schützen. Jetzt wird einer davon zum Regenschirm umfunktioniert. Der CSU-Slogan "Näher am Menschen" bekommt da eine ganz neue Bedeutung, denn natürlich sammeln sich die wenigen Leute, die nicht nur Brandls "Gesteck" - ein Prospekt, ein kleiner Block und ein Kugelschreiber, dessen Klammer alles zusammenhält - mitnehmen, sondern auch mit ihm diskutieren, unter dem Schirm.

Doch zwischen den Gesprächen verlässt Brandl auch immer wieder die "Komfortzone", findet beispielsweise Zeit für ein Foto mit den Betreibern des Eierstands am Wochenmarkt.

Wieder im Trockenen, im CSU-Haus am Unteren Graben, sieht es ebenfalls nach Wahlkampf aus. Schon im Eingangsbereich stapeln sich zahlreiche Kisten, deren Inhalt noch bis 24. September unter die Wähler gebracht werden will. Unter anderem vorbereitete Taschen, die mit dem "Gesteck" und zusätzlich mit dem Bayernplan der CSU gefüllt sind, oder auch Papiertüten, in die zusätzlich zum Infomaterial frische Brezen kommen sollen, die etwa beim Audi-Schichtwechsel verteilt werden sollen. Allerdings nicht mit normalen, sondern mit Brezen in "CSU"-Form, die eine Pförringer Bäckerei extra anfertigt.

"Jetzt ist die schönste Zeit", sagt Brandl trotz des Terminstresses, weil er sich von wenigen Ausnahmen abgesehen - der Bundestagsabgeordnete muss kommende Woche noch zwei Tage nach Berlin und Ende der Woche in die Türkei - auf den Wahlkampf konzentrieren könne. Es sei viel anstrengender, wenn man unterschiedliche Sachen gleichzeitig machen müsse.

Jetzt aber konzentriere er sich auf seine Heimatregion, "die unglaublich viele Chancen bietet". Von Freizeitmöglichkeiten im Altmühltal bis hin zu den guten Arbeitsplätzen "nicht nur, aber auch in Ingolstadt". Man könne sich hier "gut aufhalten und leben", so der 40-jährige Eitensheimer.

Und noch etwas: Die Region "ist so klein, dass man sich noch kennt". Der Zusammenhalt sei da. Und Brandl führt als Beispiel das Digitale Gründerzentrum (DGZ) an, ein Projekt, das in Ingolstadt im Kavalier Dallwigk angesiedelt werde, an dem sich auch die drei umliegenden Landkreise finanziell beteiligten, die Technische Hochschule Ingolstadt die Federführung habe und auch zahlreiche Mittelständler mitmachten. Überhaupt hat das DGZ für Brandl eine "Leuchtturmfunktion". "Ich hoffe, dass man in zehn Jahren sagen kann, dass das eine wichtige Strukturentscheidung war, eventuell sogar vergleichbar mit der Ansiedlung der TH", steckt er die Erwartungen sehr hoch. Und auch dafür, warum ihn das Projekt so begeistert, hat er eine Erklärung: "Ich habe in Informatik promoviert". Zudem bezeichnet er sich als technikaffin, speziell gegenüber der Digitalisierung.

Wenn das DGZ, am Freitag in vorübergehend bezogenen Räumen Am Stein gestartet, einmal im Kavalier Dallwigk eingezogen ist, "dann beneide ich die Gründer, die in Zukunft dort arbeiten dürfen", so der Abgeordnete. Um möglichen Spekulationen gleich einen Riegel vorzuschieben, versäumt er es aber nicht, sofort nachzuschieben: "Ich will nicht wechseln. Ich habe einen sehr schönen Arbeitsplatz und trete auch an, um ihn zu behalten."

Dazu wird er noch viele Veranstaltungen haben in den nächsten drei Wochen. Und dabei die wichtigen Themen ansprechen. Vor allem sei dies "Sicherheit - und zwar in mehreren Dimensionen: Schutz vor Kriminalität und Terrorismus, Arbeitsplatz-, aber auch soziale Sicherheit". Hinzu kämen noch Stabilität, außen- wie innenpolitisch, und als Drittes Ordnung, etwa bei der Zuwanderung, wo "wir als CSU die richtigen Antworten haben".

Die versucht Brandl auch in den Gesprächen an der Basis zu haben, selbst wenn in seltenen Fällen auch mal unangenehme Begegnungen dabei sind. "Ich bin gefestigt", sagt Brandl dazu aus voller Überzeugung - und mit der Erfahrung aus acht Jahren Bundestag.

Damit diese noch größer wird, macht er sich am Freitagnachmittag auch gleich wieder auf. Zum Haustürwahlkampf, den die Christsozialen erstmals überhaupt bei einem Bundestagswahlkampf praktizieren. Hieß es am Vormittag noch "Darf ich Ihnen was mitgeben", lautet die Ansprache jetzt: "Wir wollten Sie einladen zu unserem Kartoffelfest am 10. September". Und zusätzlich das eine oder andere "Gesteck" in den "Klar für unser Land"-Taschen unter die Leute bringen. Gerade in Gebieten, wo die Wahlbeteiligung zuletzt relativ niedrig gewesen sei. "In zwei Minuten ist es nicht möglich, jemanden zu überzeugen", sagt Brandl. Aber vielleicht könne er einen Impuls setzen, damit die Leute zur Wahl gehen. Und dort ihr Kreuzchen natürlich an der richtigen Stelle setzen.
 

Fragebogen für Reinhard Brandl

Wer oder was hing als Poster in Ihrem Jugendzimmer?

Brandl: Metallica. Aber ich bin nicht mehr so ein Fan wie mit 13.

Welcher Song hat Sie durch Ihre Jugend begleitet?

Brandl: „Westerland“ von den Ärzten. Das ist einfach ein schönes Lied und gefällt mir immer noch sehr gut.

Welchen deutschen Politiker, der nicht Ihrer Partei angehört, bewundern Sie?

Brandl: Helmut Schmidt (SPD).

Bei welchem deutschen Politiker würden Sie am liebsten sofort umschalten, wenn Sie ihn im Fernsehen sehen?

Brandl: Björn Höcke von der AfD. Ich finde seine Grenzüberschreitung hin zum Rechtsextremismus unerträglich.

Wenn die Marine ihren ersten Flugzeugträger bekommen würde, wie sollte der dann heißen?

Brandl: Konrad Adenauer.

Was ist Ihr größter Wunsch an die Bundeskanzlerin?

Brandl: Sie sollte öfter auf die CSU hören.

Was antworten Sie, wenn Sie gefragt werden, warum es in Deutschland keine einheitliche Krankenversicherung für alle Bürger gibt?

Brandl: Auch wenn es nur eine Krankenversicherung gäbe, wäre diese eine nicht automatisch besser. Denn Wettbewerb kann auch die Qualität steigern.

Mit welchen drei Attributen würden Sie außerhalb Bayerns Ihren Wahlkreis charakterisieren?

Brandl: Innovativ, menschlich und naturverbunden