Mehr Gelassenheit, bitte

Kommentar

01.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:33 Uhr

Stress bei Schülerinnen und Schülern - das Problem ist zu einem Modethema geworden. Kaum eine Schulstudie, die nicht danach fragen würde.

Dennoch sind die Befunde des DAK-"Präventionsradars" wichtig und alarmierend, beleuchten sie doch, dass Kinder und Jugendliche, die zu viel Druck empfinden, auch deutlich häufiger körperlich leiden.

Bauchweh, Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindel: Wenn das zum Dauerzustand wird, wenn die Symptome über den durchaus gesunden Prüfungsstress hinausgehen, den auch die jungen Köpfe und Körper brauchen, um Bestleistungen abzurufen, kann daraus eine ernsthafte Gefahr werden.

Wer dafür in erster Linie die Schulen und Lehrer verantwortlich macht, knöpft sich hingegen die Falschen vor. Von steigenden, ja übertriebenen Anforderungen an Schülerinnen und Schüler kann kaum die Rede sein, sogar im Gegenteil: Die Noten werden im Schnitt besser, die Abiturientenquote steigt seit Jahren. Und andere Studien belegen, dass die allermeisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit ihren Schulen durchaus zufrieden sind.

Wichtigster Stressfaktor sind heutzutage nicht mehr überstrenge Lehrer, sondern überehrgeizige Eltern, die zwar für ihre Kinder das Beste wollen, dabei aber mitunter zu viel erwarten. Oder die selbst unter Dauerstress stehen und diesen auf ihre Kinder übertragen. In der Ganztagsbetreuung fehlen gerade sensiblen Kindern oft Rückzugsräume, um die Seele baumeln zu lassen.

Mehr Gelassenheit mit dem Nachwuchs und gemeinsame Zeit ohne Handy und Laptop - das sind die besten Rezepte. Lehrer, Pädagogen und Schulpsychologen können helfen. Die Ursachen für die empfundene Überforderung können sie aber nicht beseitigen.