Ingolstadt
"Jeder muss sich hinterfragen"

Nicht nur Spielgestalter Pascal Groß ist beim FC Ingolstadt auf der Suche nach mehr Effektivität

12.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Dominator ohne Glück: Pascal Groß läuft am meisten und fordert die Bälle, konnte sein Team in dieser Saison aber noch nicht zum Sieg führen. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Wenn das eigene Team in den Tabellenkeller rutscht, sind die Kämpfer gefragt. Dauerläufer Pascal Groß steht beim FC Ingolstadt genau für diese Eigenschaft. Bei ihm, wie beim gesamten Klub, lässt die Ausbeute aber zu wünschen übrig. "Jeder muss sich hinterfragen", fordert Groß deshalb.

Neben Örjan Nyland, Marvin Matip und Tobias Levels gehört Groß beim FC Ingolstadt zu den Profis, die noch keine Spielminute in dieser Saison verpasst haben. Gehört er nach nur einem Punktgewinn aus sechs Partien deshalb auch zu den Hauptverantwortlichen für die sportliche Schieflage? Groß kontert: "Keiner braucht jetzt auf andere zeigen. Vielmehr sollte jeder fragen: Arbeite ich genug? Stimmt mein Einsatz? Nur so kommen wir Schritt für Schritt wieder da unten raus."

Auch wenn er erst 25 Jahre alt ist, Groß kennt die Mechanismen und weiß, was man in solchen Situationen sagen muss. "Es hört sich blöd an, aber wir müssen einfach weiter an uns glauben und hart arbeiten. Jeder muss sich hinterfragen - auch ich. "

Das sagt jemand, der zumindest hinsichtlich der Spieldaten durchaus gute Zahlen auf seiner Seite hat. So ist Groß ligaweit der Profi, der pro Spiel den höchsten läuferischen Einsatz zeigt. 12,37 Kilometer sind es im Schnitt. Überdies bestätigt die hohe Zahl seiner Ballkontakte (534), dass er sich ganz sicher nicht aus der Verantwortung stiehlt. Nur der Dortmunder Sokratis und Thiago vom FC Bayern sind laut "Kicker" mit 600 bzw. 546 Ballkontakten noch besser.

Zufrieden sein kann Groß damit angesichts der Gesamtbilanz des Klubs aber nicht. Ist er auch nicht. "Ich kann in den Zweikämpfen noch effektiver sein, muss versuchen, häufiger zum Abschluss zu kommen und die Flanken noch platzierter bringen", sagt er. 20 Torschussvorlagen hat er schon geliefert, ein Treffer für den FCI wurde daraus noch nicht. Selbst hat Groß auch noch nicht getroffen. Ihm, wie dem gesamten Team, fehlt es einfach an Effektivität.

Cheftrainer Markus Kauczinski, der vor rund zwei Wochen eine leichte Unzufriedenheit mit seinem wichtigsten Zentrumsspieler angedeutet hatte ("Man kann das besser machen"), will aber nicht voreilig den Stab über Groß brechen. "Ich bin eigentlich zufrieden mit ihm. Vor allem, weil er ein nimmermüder Kämpfer ist und die Fähigkeit hat, zurückzukommen, wenn mal etwas nicht funktioniert hat. Eine gute Eigenschaft", sagt der 46-Jährige.

Die Frage, wer am Samstag in Köln (15.30 Uhr) im neuen, vermutlich deutlich defensiveren System der Ingolstädter im Mittelfeld zum Einsatz kommt, scheint aber noch nicht geklärt. Neben Groß bewerben sich Roger, Almog Cohen und Alfredo Morales um die zwei, eventuell sogar drei Plätze im Zentrum. "Wir werden nicht alles durcheinanderwirbeln. Almog und Pascal haben das in Gladbach mit Ausnahme einer einzigen Situation, in der wir direkt ein Tor kassiert haben, sehr gut gemacht", sagt Kauczinski. Stimmt die Fitness bei Cohen, könnten er und Groß somit knapp vorne liegen - zumal Roger und Morales zuletzt wechselhafte Leistungen zeigten.

Wer auch immer zum Einsatz kommt, die Verbesserung der defensiven Stabilität wird die vorrangige Aufgabe sein. "Wir arbeiten daran, dass die Mannschaftsteile enger zusammenstehen, weil wir zuletzt zu leicht ausgekontert wurden", erklärte Kauczinski Mitte der Woche. Groß beschreibt die Zielsetzung so: "Wir müssen mal wieder zu null spielen und den Glauben zurückgewinnen. Also werden wir etwas tiefer stehen und bei den eigenen Kontern nicht mehr mit sieben Mann nach vorne stürmen."

Kann das schon beim noch ungeschlagenen 1. FC Köln zum Erfolg führen? "Ja", sagt Groß. "Ich gehe immer mit Mut ins Spiel. Wenn das jeder bei uns macht, haben wir eine gute Chance, in Köln vielleicht sogar zu gewinnen." Ginge es nach ihm, so der Eindruck von Groß, dann könnte dieses Spiel sofort beginnen.