Langenbruck
Jeder Millimeter zählt

Wer hat den größten Riechkolben? Langenbrucker Nasenklub richtet die 8. Weltmeisterschaft aus

14.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Ein echtes Prachtstück! Margot Sikora aus Ingolstadt ist die amtierende Nasenweltmeisterin, darf aber als zweimalige Siegerin nicht mehr zur Verteidigung des Titels samt Pokal antreten. Der 1. Nasenklub der Welt in Langenbruck veranstaltet den Wettbewerb alle fünf Jahre, diesen Samstag zum achten Mal. - Foto: Richter

Langenbruck (DK) Wo andere mit ihrem Riechorgan hadern, fängt beim Langenbrucker Nasenklub die Gaudi erst an. Diesen Samstag sucht der Verein bei der 8. Nasen-WM den größten Zinken. Die zweimalige Titelträgerin bei den Frauen, Margot Sikora aus Ingolstadt, sitzt diesmal in der Jury.

Es passt alles wunderbar zusammen: Zu seinem Schnapszahljubiläum ruft der seit 55 Jahren bestehende Verein alle "Langnaserten" auf, sich am Samstag ab 18.45 Uhr dem Wettbewerb bei der Weltmeisterschaft in der Langenbrucker Mehrzweckhalle (Kreis Pfaffenhofen) zu stellen. "Mitmachen kann jeder, egal woher er kommt", sagt Präsident Christian Reichart. Das Mindestmaß vorausgesetzt, und das liegt bei 60 Millimeter Länge und 40 Millimeter Breite bei Männernasen, bei Frauen darf es ein Zentimeter kürzer sein. "Die besten und größten Nasen kommen nach der Vorausscheidung auf die Bühne."

Die Ingolstädterin Margot Sikora stand bereits zweimal oben auf dem Stockerl und holte sich 2006 und 2011 jeweils den Titel. "Jetzt darf ich nach den Statuten nicht mehr antreten, aber dafür bin ich in der Jury dabei", sagt die fröhliche Frau. Als Zuschauerin war sie vor zehn Jahren gekommen, hatte spontan mitgemacht und tatsächlich gewonnen. "Auf einmal rufen die mich als Siegerin auf, ich hab' gedacht, ich bin im falschen Film", erinnert sie sich. Inzwischen gehört sie längst zum Verein, in ihrem Mitgliedsausweis ist die exakte Länge ihres Riechkolbens vermerkt: 62,02 Millimeter Länge und 39,89 Millimeter Breite. "Das macht zusammengezählt 101,91Millimeter", sagt Margot Sikora. Ein Prachtstück!

Geschämt habe sie sich nie ob ihrer Nase. "Die gehört zu mir, wie sie ist, da steh' ich dazu." Dieses Selbstbewusstsein entstehe bei manchen Klubmitgliedern mitunter erst mit dem Vereinsbeitritt. Als junge Frau sei sie einmal von einem Karikaturisten gemalt worden, "der hat meine Nase ganz schön überbetont. Das war wohl ein Omen", sagt die amtierende Weltmeisterin. Ihre WM-Titel brachten ihr Reisen und Fernsehauftritte ein, "und immer war es eine Riesengaudi".

Der Spaß steht auch für Hans Roest im Vordergrund. Der Holländer ist Titelträger bei den Männern und bringt es auf ein Gesamtmaß von stattlichen 118,48 Millimetern. Da der 68-Jährige aus Leiderdorb erst einmal gewonnen hat, darf er sich heuer erneut der Konkurrenz stellen. Als Busfahrer war er vor 30 Jahren auf dem Weg von den Niederlanden nach Italien bei einem Zwischenstopp in Langenbruck auf den Verein aufmerksam geworden und gleich Feuer und Flamme. "Die Nasenweltmeisterschaft ist immer ein sehr schönes Fest, mit Bier, Fahnen, Musik und Umzug. Ich komme immer wieder gerne hierher." In seinem Heimatland hatte der Titelverteidiger in den vergangenen Tagen etliche Medienanfragen.

Wie bei jedem Wettbewerb geht es nicht ohne Vorbereitung. Da werden Nasen mit dem Hammer leicht abgeklopft, bis sie anschwellen, die Löcher mit umgebauten Zirkeln gedehnt oder Watte hineingestopft. Aber bei allen Hilfsmitteln gilt: Fürs Vermessen muss die Nase sauber und frei sein. "Doping ist nicht erlaubt", sagt Vereinspräsident Christian Reichart mit einem Augenzwinkern. Weltmeisterin Margot Sikora aus Ingolstadt hatte solche Tricks nach eigenem Bekunden nie nötig. "Als gelernte Visagistin und Kosmetikerin habe ich meine Nase höchstens mal eingecremt, damit sie schön geschmeidig ist."

Da bei der Nasen-WM nicht nur die Länge, sondern auch die Breite zählt, sind für Präsident Reichart "breite Nasen der Geheimtipp", was die Titelvergabe betrifft. "Die werden oft unterschätzt. Wer seine Nasenflügel beim Messen dann noch ohne Hilfsmittel aufstellen kann, ist also klar im Vorteil."