Janine Pietsch bringt sich mit Double in EM-Form

23.06.2006 | Stand 03.12.2020, 7:46 Uhr

Berlin/Ingolstadt (gst/sid) Ingolstadts Schwimm-Aushängeschild Janine Pietsch hat erneut das Double geschafft. Einen Tag nach ihrem Erfolg über 100 Meter Rücken triumphierte die 23-Jährige am Freitag auch über ihre Paradestrecke 50 Meter und sicherte sich damit auf dieser Distanz den dritten Titel hintereinander.

Den abschließenden Wettkampf über 50 Meter Schmetterling bestritt Pietsch nur aus Trainingsgründen. "Die EM in Budapest dauert eine knappe Woche, darum haben wir versucht, diese Wettkampfsituation in Berlin etwas zu simulieren und noch 100 m Freistil und eben 50 m Schmetterling eingebaut", erklärte Vater und Trainer Steffen Pietsch. "Die Titel und die Zeiten waren eine Bestätigung und wichtig fürs Selbstvertrauen", meinte der 43-Jährige.

Sogar Olympiasiegerin Franziska von Almsick verteilte dieses Mal ein Lob: "Das sah rund aus. Und es ist schön zu sehen, mit welcher Konstanz Janine diese Zeiten jetzt schwimmt." Vor einem Jahr noch hatte sich von Almsick kritisch über den Trainingsfleiß ihrer Freundin geäußert. "Wir telefonieren häufig miteinander, und ich weiß, wie die Franzi das gemeint hat. Ich bin nicht faul, auch wenn ich vielleicht nicht so viele Stunden im Wasser verbringe wie sie damals, dafür arbeite ich mehr im Kraftraum", erklärte Pietsch.

Immerhin kam es gestern Abend zum ersten persönlichen Treffen der beiden seit Franzis Schelte. "Wir werden was zusammen trinken und das dann endgültig klären", meinte Pietsch.

Während ihre Teamkameradin vom SC Delphin Ingolstadt, Raphaela Piehler am Wochenende noch auf das 200-m-Rückenfinale hofft, kann Pietsch die DM ruhig ausklingen lassen kann, ehe es dann ins nächste Trainingslager nach Heidelberg geht. Dort soll der Feinschliff für den Saisonhöhepunkt erfolgen, die EM in Budapest (31. Juli bis 6. August). "Ich will ins Finale und dann schauen, ob es zu einer Medaille reicht", bleibt Pietsch trotz der beiden Titel im Rücken gewohnt defensiv bei ihrer Zielsetzung.

Frust machte sich dagegen bei anderen Athleten in Berlin breit. So erlebte Amerika-Rückkehrerin Anne Poleska ausgerechnet auf ihrer Paradestrecke ein Debakel erlebt. Die Olympia-Dritte und WM-Zweite schlug über 200 m Brust in 2:31,20 Minuten nur als Vierte an, darf damit nicht zur EM nach Budapest reisen und schimpfte anschließend auf ihren neuen Coach: "Meine Technik stimmt kein Stück. Mein Trainer hat das nicht wirklich gesehen." Poleska, die fast drei Sekunden Rückstand auf die neue Meisterin Vipa Bernhardt (Frankfurt/2:28,42) hatte, war erst Anfang des Jahres nach ihrem Studium aus Arizona nach Essen zurückgekehrt und hatte sich Warnecke-Trainer Horst Melzer angeschlossen. "Den Gedanken zurückzukehren habe ich, seit es hier richtig schlecht wurde. Diese Woche hier ging voll daneben. Das war die Faust mitten ins Gesicht", meinte die 26-Jährige.

Auch Thomas Rupprath (Hannover) musste die nächsten Pleiten verkraften. Rupprath verlor auch das dritte Duell gegen den überragenden Helge Meeuw. Über 100 m Schmetterling wurde der Hannoveraner zum dritten Mal in Berlin in 53,39 nur Dritter und verpasste ebenfalls das EM-Ticket. Der 21 Jahre alte Meeuw holte dagegen seinen vierten Titel. In 53,29 verpasste er diesmal allerdings die EM-Norm. Das tat auch Weltmeister Mark Warnecke bei seinem Sieg über 50 m Brust (28,36 Sekunden). Der 36-Jährige hatte allerdings schon zuvor aus beruflichen Gründen seinen Verzicht auf die Reise nach Ungarn erklärt.