München
Jack Bauer im Country-Modus

Auf seiner "Not Enough Whiskey in Europe"-Tour macht Kiefer Sutherland, Star der Serie "24", Station in München

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Schauspielstar Kiefer Sutherland zeigte in München, dass er auch im Live-Konzert ganz in seinem Element ist. - Foto: Prager/Imago

München (DK) "The Lost Boys", "Eine Frage der Ehre" und natürlich als Jack Bauer in der Echtzeit-Action-Serie "24" - die Liste mit Filmerfolgen von Kiefer Sutherland ist lang. Die mit eigenen Songs noch nicht, aber der Kanadier (50) arbeitet schon an seinem zweiten Country-Album und präsentiert am Donnerstagabend in München aus diesem zwei Titel.

Nachdem das deutsche Folk-Duo The Kids Of Adelaide musikalisch auf den Spuren von Simon & Garfunkel gewandelt ist und sich einige Sympathiepunkte erspielt hat, betreten um 21 Uhr der Hollywoodstar und seine Band die Bühne im Technikum und legen mit kraftvollen Country-Klängen los. Der hemdsärmelige Sutherland mit Halstuch und einem großen hellen Hut, wie ihn auch Bob Dylan gerne trägt, fühlt sich nicht nur auf der Leinwand wohl, er ist auch im Live-Konzert voll in seinem Element. Der Sohn des berühmten Donald Sutherland wirft sich von einer Rockstarpose in die nächste und reißt in Bruce-Springsteen-Manier immer wieder die Gitarre mit den tätowierten Armen in die Höhe.

Im Gegensatz zur Performance seines Kollegen Kevin Costner vor einigen Jahren wirkt die von Sutherland und seiner souveränen Band nicht aufgesetzt, hier ist ganz offensichtlich einer am Werk, der die Musik, vor allem die Country-Musik liebt und live auch lebt. Immer wieder erinnert er an Genregrößen wie Johnny Cash und spielt auch eine Nummer der Ikone Merle Haggard. Sutherland hat die ausdrucksstarke und gleichzeitig verlebte Stimme, um Geschichten über Liebe, Verlust und Suff authentisch in Szene zu setzen. Gerade die alkoholgeschwängerten Songs - nach eigenen Angaben war Sutherland überrascht, wie viele Songs auf dem Debütalbum "Down In The Hole" vom Trinken handeln - wirken nachhaltig, und man sieht sich vor dem inneren Auge mit einem Glas Whiskey an einer Bar sitzen. Zum tatsächlichen Glas greift der Kanadier auch, schließlich heißt die Tour ja "Not Enough Whiskey In Europe".

Gut 700 Besucher im Münchner Technikum, von denen einige bestimmt aus Neugier gekommen waren, erleben einen authentischen Auftritt und danken dies mit großem Applaus. Auch Sutherland empfiehlt sich für weitere Auftritte. Zu den mal rockigen und mal balladesken Titeln gibt es mit eindrucksvoller Sprechstimme vorgetragene Anekdoten und persönliche Erfahrungen. Die Band kann richtig hart rocken und plättet alle mit einer wuchtigen Version der Tom-Petty-Nummer "Honey Bee". Auch der zweite noch unveröffentlichte Song des Abends kracht düster und heftig.

Gegen Ende zieht Kiefer Sutherland imaginär den Hut, den er schon früh einem Roadie zugeworfen hat, vor dem großen Bob Dylan mit "Knockin' On Heaven's Door". Dylan lief früher im Auto des Vaters, was den jungen Kiefer nachhaltig geprägt hat. Mit seinen Songs und seiner Show steht die Leinwandlegende US-Größen wie John Mellencamp und Willie Nelson nur wenig nach. Hier hat einer seine zweite Berufung gefunden.