Gerolsbach
Ionergy-Kläranlage zu früh zu den Akten gelegt?

26.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:31 Uhr

Gerolsbach (SZ) Es ging mal wieder um die Auslegung von Worten, die jemand gesagt hatte. Danach legte der Gemeinderat das Projekt Ionergy-Kompaktkläranlage mehrheitlich zu den Akten – vergaß dabei aber, UB-Sprecher Stefan Maurer ausreden zu lassen (siehe auch gesonderten Bericht).

Einen unterschriftsreifen Vertrag für fünf Ionergy-Kompaktkläranlagen für Strobenried, Gerolsbach, Klenau, Junkenhofen und Alberzell sollte Maurer bis vergangenen Donnerstag vorlegen – so lautete der Auftrag, den der UB-Chef am 4. Oktober vom Gemeinderat erhalten hatte. Nachdem auch bis Montagabend weder etwas Schriftliches noch eine Bitte um Fristverlängerung im Rathaus eingegangen war, ging Bürgermeister Martin Seitz in der Ratssitzung davon aus, dass von Seiten Ionergy kein Interesse mehr an Gerolsbach bestehe. Dass er damit falsch lag, konnte ihm Maurer nicht mehr sagen – Seitz brach die Debatte ab, als diese auszuufern drohte, Maurer aber noch nicht zum Kern der Sache gekommen war.

Zunächst berichteten der Gerolsbacher Bauhofchef Georg Ottinger und Rathausmitarbeiter Thomas Kreller von einem Besuch in der Moosburger Kläranlage. Innerhalb des Kläranlagengeländes betreibt Ionergy dort seit einem Jahr zu Testzwecken eine kleine Kläranlage, wie sie auch Gerolsbach bekommen könnte. Allerdings werde hier nur ein kleiner Teil des Moosburger Abwassers abgezweigt, in der Ionergy-Anlage gereinigt, von Ionergy gemessen – und dann in die große, herkömmliche Moosburger Kläranlage geleitet, berichtete Ottinger, der für die FW im Gemeinderat sitzt. Die Grenzwerte seien immer eingehalten worden – sage Ionergy. Allerdings gebe es keine Messungen eines unabhängigen Instituts. Auch mit dem Betriebsleiter der Kläranlage Moosburg, Roland Littmann, sprachen die Gerolsbacher. Der sei zwar durchaus angetan von der Ionergy-Technik, habe aber – wegen fehlender externer Prüfungen und wasserrechtlicher Zulassungen – davor gewarnt, sich jetzt schon darauf zu verlassen, berichteten Kreller und Ottinger. Stefan Maurer und sein Fraktionskollege Georg Kirmayr, die ebenfalls in Moosburg mit dabei waren, hatten das anders in Erinnerung: Littmann sei ein Fan der Ionergy-Technik und würde sie derzeit nur deswegen nicht einsetzen wollen, weil die Anlage in Moosburg noch ausreichend sei.

Als sich Maurer, Kreller und Ottinger erneut in eine Grundsatzdebatte über die Ionergy-Technik verbeißen wollten, unterbrach Seitz, indem er Maurer das Wort entzog, und stellte einen Antrag auf Ende der Debatte, dem der Gemeinderat mehrheitlich folgte. Gleich im Anschluss stellte Ingenieur Wilhelm Wipfler die aktuelle Planung für die Gerolsbacher Zentralkläranlage vor, der der Gemeinderat bei vier Gegenstimmen der UB-Fraktion zustimmte (Bericht folgt).

"Für mich ist Ionergy abgeschlossen. Thema erledigt", sagte Bürgermeister Martin Seitz gestern der SZ. Stefan Maurer sieht das offensichtlich ganz anders.